Zu Ostern reiste
Reinhard in seine Heimatstadt. Er begab sich zu Elisabeth. Beide bemerkten,
dass sie sich verändert haben. Beide fühlten, dass sie jetzt einander fremd
sind. Etwas Fremdes entstand zwischen ihnen. Sie hatten keine gemeinsamen Gesprächsthemen
und wussten nicht, worüber sie sich unterhalten sollten. Das Mädchen schein Reinhards
Gesellschaft zu vermeiden. Um die Zeit totzuschlagen, begann er, Elisabeth
Botanik beizubringen. An der Universität war die Botanik seine Nebenbeschäftigung.
Eines Tages, als
Reinhard Elisabeth abzuholen beabsichtigte, bemerkte er in ihrem Zimmer einen
Kanarienvogel. Im vergoldeten Käfig hat früher der Hänfling gelebt – das Geschenk
von Reinhard. Es stellte sich heraus, dass Elisabeth den Kanarienvogel von
Erich bekommen hatte. Erich verfügte seit einem Monat über einen Hof seines
Vaters am Immensee. Elisabeths Mutter lobt Erich und bezeichnete ihn als einen „lieben,
verständigen jungen Mann“. In den Augen von Elisabeth bemerkte Reinhard Kummer,
etwas, was vorher im krassen Widerspruch zu ihrem Wesen stand. Reinhard war
traurig und teilte Elisabeth mit, dass er den Kanarienvogel nicht leiden könne.
Das Mädchen erwiderte, dass er „sonderbar“ sei.
Nach dem Kaffeetrinken beschäftigten
sich die beiden mit dem Ordnen von Blumen. Reinhard zeigte Elisabeth ein
kleines Buch, in dem sich Verse befanden: »Als sie vom Schulmeister gescholten war.«
»Als sie sich im Walde verirrt hatten.« »Mit dem Ostermärchen.« »Als sie mir
zum erstenmal geschrieben hatte«. Es waren Erinnerungen und Überschriften. Beim
Lesen von diesen Versen wurde Elisabeth rot und schwieg.
Endlich kam der Morgen,
an dem Reinhard verreisen musste. Elisabeth begleitete ihn zum Postwagen. Er fühlte
die ganze Zeit, dass er ihr etwas Wichtiges zu sagen habe, aber konnte keine
Worte finden. Er dachte im Stillen darüber nach, wie er seine Gefühle zum
Ausdruck bringen kann.
Er fragte Elisabeth, ob
sie auf ihn warten werde. Schließlich werden sie sich zwei Jahre lang nicht
sehen. Sie erwiderte, dass sie ihn verteidigt habe, als ihre Mutter behauptete,
dass er sich verändert habe und ein anderer Mensch sei. Reinhard versicherte
Elisabeth, dass er der gleiche Mensch wie früher sei. Er versprach ihr, dass er
ihr in zwei Jahren ein Geheimnis verraten werde.
Der Kanarienvogel ist
ein Symbol für gravierende Veränderungen, für die Kluft zwischen Reinhard und
Elisabeth. Sie leben in anderen Welten und repräsentieren eine andere
Denkweise. Die Stelle von Reinhard hatte Erich übernommen. An Elisabeths Seite
ist jetzt Erich, ein anderer Mann ist im Spiel. Die Kluft zwischen Reinhard und
Elisabeth ist deutlich zu sehen, aber er will es nicht wahrhaben. Es wäre
verfehlt zu meinen, dass die Entfernung keinen Einfluss auf die junge Liebe
habe. Eines ist deutlich ablesbar: das Leben in anderen Welten macht sich durch
den Mangel an gemeinsamen Themen und Beschäftigungen bemerkbar.