SPRACHFÖRDERKRAFT:
Magdalena Surowiec
Bezeichnung
der Förderaktivität: Rund um die Tiere
herum
Datum
der Durchführung: 06.02. 2012
Systematische Beschreibung
Welches
Kind steht im Mittelpunkt der Förderung? (Geschlecht, Alter, Sprachen)
männlich,
12 Jahre alt, Deutsch als Zweitsprache
Der Junge ist 2001 in Polen geboren. 2005 wanderten die
Eltern nach Deutschland aus und zwei Jahre später holten sie ihren Sohn zu sich.
Er konnte kein Wort auf Deutsch, als er begann, den Kindergarten zu besuchen.
Schnell fing er jedoch an, die anderen zu verstehen und nach einigen Monaten
konnte er Deutsch frei sprechen. Er erlernte die deutsche Sprache sehr schnell.
Die Eingewöhnungszeit dauerte nicht lange, er akklimatisierte sich in
Deutschland sehr gut.
Schon
muttersprachlich hatte er Probleme. Es liegt an der Sprache und nicht an
emotionalen Bereichen. Er hat keine Probleme mit der Motorik oder Aussprache.
In der Grundschule hatte er von Anfang an große
Schwierigkeiten mit dem Lesen und mit dem Schreiben. Schon damals wurden
ziemlich große Sprachdefizite erkannt und X. wurde demnächst gezielt
unterstützt. Viele Probleme haben sich verfestigt, weil der Junge in der
Grundschule zu wenig Förderung bekam. In der sprachlichen Kompetenz fehlt
vieles, man muss sie erweitern.
SEINE
UMGEBUNG:
·
Zu
Hause wird nur Polnisch gesprochen. Die Eltern sprechen Deutsch ziemlich gut,
machen jedoch Grammatikfehler. Sie lernen Deutsch seit ein paar Jahren und sind
an der Sprache sehr interessiert;
·
Die
Familie stammt aus einem ländlich gelegenen Dorf;
·
X. hat
Kontakt vor allem zu deutschen, aber auch zu polnischen, zweisprachigen
Kindern. Es gibt also eine sprachliche Begleitung auch in der Freizeit. Mit den
Freunden untereinander spricht er gerne Deutsch;
·
Die
Eltern sind an seiner Entwicklung interessiert, sie sind sehr kooperativ. Sie
sind nicht bildungsfern, verstehen Wert und Sinn der Sprachförderung,
unterstützen ihr Kind. Sie wollen Hand in Hand arbeiten. Rücksprachen mit ihnen
rufen ihre Reaktion hervor;
·
Zu
Hause gibt es Bücher, aber Gedrucktes ist immer noch eine Hürde für das Kind.
FÖRDERBEDARF:
Der Junge wuchst zuerst einsprachig auf. Nachdem die
Eltern Polen verlassen hatten, wurde er von den Großeltern erzogen. Seit er in
Deutschland lebt (2007), spricht er jeden Tag Deutsch und Polnisch. In der
Realschule lernt er Englisch. Auf Französisch haben seine Eltern verzichtet.
Schon in der Grundschule ist es aufgefallen, dass es
unabdingbar ist, dass X. über einen längeren Zeitraum gefördert wird. Der
Förderbedarf war schon damals vorhanden. Sein Sprachstand wurde eingeschätzt
und die Eltern haben entschieden, dass er von einer externen Förderkraft
unterstützt werden muss und dass die Förderung in der Grundschule nicht
ausreichend ist.
Ich komme aus Polen, bin ausgebildete Deutsch als Fremdsprache Lehrerin. Meine Hilfe erweist sich als unentbehrlich, weil ich X. Unterschiede
zwischen Deutsch und Polnisch (z.B. in Grammatik oder in sprachlichen
Konventionen) erklären kann.
Von mir wurde ein alltagsorientiertes Konzept entwickelt.
Der Junge sollte mit dem Blick auf Alltag gestärkt werden. Ein individueller
Förderplan wurde erstellt und die Arbeit wird stichpunktartig dokumentiert.
Eine kurze Dokumentation über die Einheiten wird festgehalten.
Die Förderung umfasst außer dem Alltag auch den schulischen
Bereich. Ich helfe dem Jungen bei Hausaufgaben in verschiedenen Fächern.
Der erste Schritt bei der Förderung war es, das Bekannte
auf alles zu übertragen und Brücken zum Bekannten zu suchen – die Worte sollten
nicht abstrakt bleiben Die Themen sollten an Interessen nicht vorbeigehen, der
Inhalt sollte einen Bekanntheitsgrad haben. Die Aufgaben werden oft zusammen
gestaltet, damit der Junge sich angesprochen fühlt. Abstraktere Inhalte bekommt er nahe gebracht, auch über
Bilder (nach Möglichkeit).
Eine Fülle an weiteren Möglichkeiten sollte eröffnet
werden, damit das Kind zum Nachfragen animiert wird, das Interesse am Schreiben
entwickelt sowie seine Rechtschreib- und Grammatikkenntnisse verbessert.
EIN ALLGEMEINES BILD DES KINDES:
·
- kognitiv
völlig normal entwickelt;
·
- neue
soziale Situationen fallen ihm nicht schwer;
·
- er hat
viele direkte Spielkameraden - sowohl deutsche, als auch polnische;
· - er gibt
gerne Hilfestellung und hält sich nicht zurück;
·
- seine
thematischen Interessen entsprechen den Interessen von Kindern in seinem Alter;
· - er
zeigt Teamfähigkeit und Durchsetzungsvermögen;
·
- sein
Selbstbild ist ziemlich positiv;
· -
er hat
eine große Angst davor, Fehler zu machen. Im Hinterkopf trifft er oft auf Grenzen;
·
- er kann
sich konzentrieren und sich hingebungsvoll mit einer Sache beschäftigen;
· -
sicherlich
kann man feststellen, dass man bei ihm eine gelernte Hilflosigkeit beobachten
kann;
· -
der
Junge braucht vielfältige Aktivitäten im Unterricht, Aufgaben verschiedener
Art. Er spielt und lernt gerne, wenn er Verknüpfungen anbauen kann und etwas
hat, an das er sich anlehnen kann.
Was
will ich durch diese Aktivität fördern?
Verstehensfähigkeiten des Kindes
|
X
|
Beteiligung des Kindes am Gespräch
|
X
|
sprachliche Handlungsfähigkeiten des Kindes
|
X
|
Wortschatz des Kindes
|
X
|
grammatische Fähigkeiten des Kindes
|
X
|
Aussprache
|
|
Mundmotorik
|
|
vertraut werden mit der Schriftsprache („literacy“)
|
X
|
Sprachbewusstheit
|
X
|
Auf
welchem Entwicklungsstand – bezogen auf sein Förderziel – befindet sich das
Kind?
Der Junge hat einen soliden deutschen Basiswortschatz.
Der Elementarwortschatz ist vorhanden, der Funktionswortschatz sollte noch
ausgebaut werden.
SPRACHGEBRAUCH:
·
er
beteiligt sich gerne an Gesprächen, zeigt eine aktive Sprache. Er kann sich in
Großgruppe frei unterhalten;
· er hat
zur Verfügung einen großen Wortschatz, aber verwendet primär die einfachsten Wörter
(gehen, kommen, lesen, spielen…). Er
hat mehr zur Verfügung, als er wirklich äußert;
· X.
zeigt Lust auf Reden. In seinem Sprachgebrauch ist er taktvoll, höflich;
· sein
Verhalten in Gesprächssituationen ist kommunikativ. Seine
Kommunikationsfähigkeit kann man als ausreichend für seine Altersstufe
bezeichnen;
· nicht
immer kann er sich situationsangepasst ausdrücken;
· Handlungsanweisungen
kann er immer korrekt ausführen (sowohl einfache, als auch mehrschrittige);
· er ist
nicht hinterfragend, sucht keinen Sinn und keine Bedeutung;
· X. ist
nicht gewohnt, zu diskutieren oder zu hinterfragen;
· er kann
Wörter in ihrer gesamten Bedeutung nicht erfassen;
· bei
Gesprächen für seine Entwicklung ist er positiv dabei;
· der
Junge hat ein Gespür dafür, in welchen Situationen die Sprache wie gebraucht
wird;
· Nomen
und Verben sind bei ihm vorhanden, aber Adjektive vor allem im passiven
Sprachgebrauch. Wenn man den Jungen dazu auffordert, Dinge mit Adjektiven zu
beschreiben, dann tut er es, benutzt aber meistens einfache Adjektive wie z. B.
„gut“, „schlecht“, „schön“, „lustig“, „traurig“. Es gibt bei ihm keine Eigenwortschöpfungen;
· X. hat
einen umfangreichen Wortschatz zu vielfältigen Themengebieten;
· er
benutzt abstrakte Begriffe.
TEXTE UND ERZÄHLEN:
· X.
schafft es nicht, von der rein beschreibenden Ebene Vermutungen zu erstellen;
· er
zeigt kein Interesse an Schrift und stellt keine Fragen zu Geschichten oder zu
Figuren. Für Geschriebenes interessiert er sich nicht, er schreibt nicht gerne;
· auf
direktes Nachfragen reagiert er immer. Die Beschreibungen, die von ihm
ausgehen, sind eher grob;
· beim
Erzählen erfasst er wesentliche Zusammenhänge nicht. Er kann sie nicht benennen;
· der
Aufbau von seinen Texten ist nicht immer logisch, er erklärt die Zusammenhänge
nicht deutlich oder lässt manche Ereignisse weg, sodass man eine klare Struktur
nicht erkennen kann. Die Erzählungen sind inhaltlich nicht zusammenhängend;
· X. kann
nicht ausdrucksvoll und ausführlich schildern. Es fällt ihm schwer,
zusammenhängende Aussagen zu gestalten;
· bei
Bildergeschichten fällt es ihm schwer, einen Zusammenhang zwischen Bildern zu
erstellen. Er will sich an Gesprächen über Geschichten nicht beteiligen;
· er kann
die vorgelesene / erzählte Geschichte nicht richtig nacherzählen, greift selten
die Hauptgedanken oder die Haupthandlung auf. Er kann oft nur einzelne
Ausschnitte nacherzählen. Die Struktur und die Logik des Textes kann er nur
selten erschließen;
· sehr
selten kann er einen Text in andere Worte fassen;
· er kann
große Schwierigkeiten damit, eine Argumentationskette aufzubauen.
RECHTSCHREIBUNG:
· X. überträgt
die polnische Schreibung in die deutsche. Es scheint merkwürdig zu sein, weil
er auf Deutsch lernen und schreiben gelernt hat. Er liest keine Bücher auf
Polnisch. Trotzdem scheint es, als ob er für die deutsche Schreibung oft
polnische Rechtschreibregeln anwenden würde. Im Bereich der Rechtschreibung
kommt er immer wieder auf die gleichen Stolpersteine;
· auch
beim Abschreiben von der Tafel macht er viele Rechtschreibfehler;
·
ein
Wort erscheint in einem Text sehr oft in verschiedenen Varianten, z.B. „gehrn“, „gerhn“ oder „ger“.
MORPHOLOGIE:
· nicht alle
Wendungen sind grammatikalisch richtig;
· er hat
genug Nomen zur Verfügung, aber verwechselt sehr oft die Artikel (auch bei
Wörtern, die zum Alltagswortschatz gehören);
· Wortgrenzen
kann er gut erkennen;
· X. beugt
die Verben richtig. Die Verben erscheinen als Prädikate mit korrekten Endungen;
· er kann
Inversion anwenden – das Subjekt rückt hinter das Verb im Satz;
· adverbiale
Bestimmungen erscheinen nicht oft;
· X.
bildet Äußerungen mit Verben, auch in zusammengesetzten Zeitformen. Die Formen
des Partizips Perfekt von starken Verben werden jedoch oft den schwachen Verben
angepasst, z.B. „gelauft“ statt „gelaufen“. In Formen des Präteritums
werden die meisten Fehler gemacht, z.B. „ich
laufte“, „er gingte“, „ich trinkte“;
· der
Junge bildet vor allem einfache Sätze, Nebensätze kommen sehr selten vor. Er
verbindet die Sätze durch einfaches „und“,
„dann“, „oder“. Die Wortstellung im Satz ist fast immer richtig. Wenn er
schon Nebensätze bildet, dann stehen die Verben an richtiger Stelle. Wenn
zweiteilige Prädikate erscheinen, dann finiter Teil in Zweitstellung, nicht finiter
Teil am Ende des Satzes;
· die
Mehrzahlbildung beherrscht er durchgängig richtig.
Welche
Stärken kann ich nutzen?
X. ist
am Thema der Fördereinheit sehr interessiert. Er beteiligt sich gerne an
Gesprächen und zeigt eine aktive Sprache. Er zeigt auch Lust auf Reden, sein
Verhalten in Gesprächssituationen ist kommunikativ. Der Junge hat einen
umfangreichen Wortschatz zum Themengebiet „Tiere“
und die Mehrzahlbildung beherrscht er durchgängig richtig. Er kann sich
konzentrieren und sich hingebungsvoll mit einer Sache beschäftigen.
Wenn
gezielte Fragen ihm gestellt werden, kann er eine logische Antwort geben.
Er
bastelt gerne und lernt besser und schneller, wenn er bastelt und wenn er mit
Farben, mit Bildern arbeiten kann.
Welche
konkreten sprachlichen Ziele setze ich mir für diese Förderaktivität (und
weitere Förderaktivitäten, die in dieselbe Richtung gehen)?
- Erweiterung des Wortschatzes im Bereich „Tiere“
- Verwendung von Kausalsätzen
- Umgang mit Schriftsprache: Visualisieren der
schriftlichen Aussagen durch Bilder und Landkarte
- Wecken des Interesses an Schrift
- Freies Sprechen: vorher aufgenommenes Wissen nutzen und
wiedergeben
- Rechtschreibung üben
Allgemeines
Rahmenthema und konkretes Unterthema der Fördereinheit:
Allgemeines Rahmenthema: Rund um die Tiere herum
Konkretes Unterthema: Entwurf einer Briefmarke zum Thema „Tiere und Länder“
Welche
sprachlichen Aktivitäten werde ich als Sprachförderkraft bei dieser
Förderaktivität ausüben?
- viel Input im Bereich Elementarwortschatz
- Informationen zum Verlauf der Stunde
- Anregung zum eigenen Formulieren der Aussagen durch
offene W-Fragen und gezielte Fragen
- Verwendung von Anfangs- und Schlussritual
- Modellieren der Sprache, korrektives Feedback
- viel Lob
Welche
sprachlichen Aktivitäten erwarte ich vom Kind?
- Interesse am Thema
- aktive Mitarbeit
- freies Formulieren der Aussagen
- Verwendung von Kausalsätzen
- Interesse an Schrift
- aktive Teilnahme beim Basteln
- aktive Teilnahme am Anfangs- und Schlussritual
Wie und
wann kann es während der Aktivität zu Kommunikationen der Kinder untereinander
kommen?
Es ist eine individuelle Sprachfördereinheit.
Soll
die Familiensprache des Kindes einbezogen werden? Wann und wie?
Nur dann, falls X. Fehler machen sollte, die aus den
Ähnlichkeiten/Unterschieden zwischen Deutsch und Polnisch resultieren. Dann
sollten sprachliche Strukturen verglichen werden.
Bietet
die Aktivität dem Kind einen Anlass zum Nachdenken über Sprache (Förderung der
Sprachbewusstheit)?
Ja, weil die Tiere sowohl durch die Schriftsprache, als
auch durch die Bilder dargestellt werden. Das Kind wird zum Formulieren von
eigenen Aussagen animiert und verbindet die gesprochene Sprache mit der
geschriebenen. Es merkt, dass es Unterschiede gibt. Beim Basteln einer
Briefmarke sollte das Kind auch das Sprechen berücksichtigen (Was will ich
eigentlich darstellen? Welche Elemente muss ich berücksichtigen?). Durch
gesprochene Erklärungen sollte alles besser verdeutlicht werden.
Voraussichtliche
Dauer der Förderaktivität: 60 Minuten
Benötigte
Materialien:
- Werkzeugkästchen, die den Artikeln „der“, „die“, „das“ entsprechen
- Papierstreifen mit Tiernamen ohne Artikel
- Domino-Steine
- Bilder mit Tieren
- Landkarte Europas
- farbiges Papier
- weißes Papier
- Schere
- Klebstoff
- Kuli
- Buntstifte
Sonstige
Überlegungen zur Planung (z. B. Raum, Zusammenkommen der Kinder, besondere
Rollen, Umgang mit den Materialien, Kooperation):
keine
Voraussichtlicher
Ablauf:
Wie
werde ich bei dieser Förderaktivität vorgehen?
Einstieg,
kommunikative Tätigkeiten, Lieder und Spiele, Elemente sprachlicher Übungen,
Abschluss:
Der Unterricht findet in meiner Wohnung statt. Der Junge
kommt mit seinen Eltern.
Begrüßungs-/Anfangsritual
(5 Minuten)
Als unser Begrüßungsritual fungiert ein kurzes Gedicht
unter dem Titel „Ball der Tiere“ (vom
unbekannten Autor):
Mich dünkt, wir geben einen
Ball!
Sprach Frau Nachtigall.
Sprach Frau Nachtigall.
So?
Sprach der Floh.
Sprach der Floh.
Was werden wir essen?
Sprachen die Wespen.
Sprachen die Wespen.
Nudeln!
Sprachen die Pudeln.
Sprachen die Pudeln.
Was werden wir trinken?
Sprachen die Finken.
Sprachen die Finken.
Bier!
Sprach der Stier.
Sprach der Stier.
Nein, nein!
Sprach das Schwein.
Sprach das Schwein.
Wo werden wir tanzen?
Sprachen die Wanzen.
Sprachen die Wanzen.
Im Haus!
Sprach die Maus.
Sprach die Maus.
Dieses Gedicht wurde gewählt, weil es sich sehr gut dafür
eignet, dass sowohl die Sprachförderkraft, als auch das Kind eine Rolle
übernehmen. Ich sage jeweils eine Zeile vor und der Junge die nächste.
Außerdem kann man hier toll die Intonation und die Aussprache üben.
Danach setzen wir uns an den Tisch und beginnen die
Sprachförderaktivitäten.
Zentrale
Sprachförderaktivität Teil 1 (15 Minuten)
Ich erkläre das Vorhaben für die heutige Stunde:
- Wir werden die deutschen Tiernamen wiederholen.
- Wir werden die Namen von europäischen Ländern auf Deutsch wiederholen.
- Wir wollen eine Briefmarke entwerfen und basteln.
In mehreren vorangegangenen Sprachförderstunden haben wir
uns schon mit den Tieren beschäftigt. Den Bereich „Tiere“ habe ich in sechs
Aspekte eingeteilt: Tiere im Haus, Tiere
im Wald, Tiere auf dem Bauernhof, Tiere am und im Wasser, Tiere in der Luft,
Tiere im Zoo. Dabei habe ich das Buch „Das
Kindergarten-Wörterbuch“ (Duden) sowie „Das
Wimmel-Wörterbuch: Bunte Märchenwelt“ (Duden) benutzt. Ich habe mich für
diese Bücher entschieden, weil sie den Elementarwortschatz vermitteln, der den
deutschen Kindern bekannt ist. X. musste viele Wörter dazu lernen. Viele Wörter
befinden sich bei ihm nur im passiven Sprachgebrauch. Mithilfe von erwähnten
Büchern hat er viele neue Wörter aufgenommen.
Wir spielen Domino. Ich lege auf den Tisch vorgefertigte
Dominokärtchen. Die Aufgabe des Kindes ist es, Dominos zu legen. Auf den
Kärtchen stehen die Tiernamen, jedoch ohne Artikel. Ich erwarte, dass X. Dominos
richtig legt, weil die Tiernamen ihm gut bekannt sind. Bei solchen Spielen hat
er besonders viel Spaß, weil er sehr gerne Spiele spielt, in denen Bilder
gebraucht werden.
Nachdem Dominos gelegt worden sind, geben wir Artikel zu
einzelnen Tieren an. Das macht Sinn, weil X. die Artikel sehr oft verwechselt.
Dabei machen wir Vergleiche Deutsch-Polnisch (falls notwendig). Es handelt sich
darum, dass ein Tier im Deutschen weiblich sein kann und im Polnischen
männlich. Solche Vergleiche sind für den Jungen nützlich, weil er polnische
Strukturen sehr oft ins Deutsche überträgt.
Ich erwarte, dass X. die meisten Artikel richtig nennt.
Wenn falsche Artikel fallen sollten, versuche ich, sie durch gezielte Fragen
herauszulocken, z.B. „Hast du einen Hund?“,
„Hast du einmal einen Tiger gesehen?“
Falls meine Hilfe erfolglos sein sollte, werden wir die Wörter mit den Artikeln
noch einmal wiederholen.
Anschließend machen wir eine Übung mit Werkzeugkästchen.
Die Tiernamen ohne Artikel befinden sich auf vorgefertigten Kärtchen. Die drei
Kästchen entsprechen den Artikeln „der“,
„die“, „das“. X. sollte die einzelnen Kärtchen mit Tiernamen in ein entsprechendes
Werkzeugkästchen ordnen. Ich erwarte, dass X. die meisten Tiernamen richtig
zuordnet. Falls das nicht geschehen sollte, werde ich die Aktivität durch
hinweisende Fragen modellieren.
Auflockerung
(5 Minuten)
Im Rahmen der Auflockerung wird das allgemeine Wissen
über die Tierwelt wiederholt. Dabei betrachten wir die Bilder, die im
Domino-Spiel benutzt wurden. Ich stelle Fragen, die sich auf die Tiere
beziehen, die im Domino-Spiel erschienen sind, z.B. „Welche Tiere kann man streicheln?“, „Was brauchst du alles, wenn du einen Hund hast?“ Diese Fragen
machen Sinn, weil X. einen kleinen Hund hat. So kann er den Unterrichtsstoff
auf seinen Alltag beziehen. Ich stelle außerdem solche Fragen wie: „Welches Tier steckt in <Beule>?“,
„Welches Tier hält Winterschlaf?“, „Welche Tiere haben Hörner, welche Hufe?“,
„Weißt du, warum Menschen Schafe haben?“,
„Welches Tier lebt in der Wüste?“, „Welche Tiere säugen ihre Babys?“ (Ideen
aus dem „Kindergarten-Wörterbuch“ von
Duden).
Die Bilderbetrachtung hilft X. dabei, logische Antworten
zu bilden. Ich erwarte, dass X. in vollständigen Sätzen die Fragen beantwortet.
Wenn ich ihm unterschiedliche Fragen zum Thema stelle, kann er sich besser
konzentrieren, weil er sich durch direkte Fragen immer angesprochen fühlt und
immer reagiert. Er wird auf diese Art und Weise dazu aufgefordert, vollständige
Sätze zu bauen. Oft stelle ich zusätzliche gezielte Fragen, damit X. auch
Nebensätze bildet, z.B. „Wozu braucht
man eine Leine, wenn man einen Hund hat?“, „Warum halten manche Tiere Winterschlaf?“ Solche gezielten Fragen
helfen X., seine Aussagen auszubauen und fordern ihn dazu auf, auch Nebensätze
zu bilden. Es müssen keine komplexeren Aussagen sein – ich versuche, X. dazu zu
bringen, auf die Fragen logisch und in vollständigen Sätzen sowie sinngemäß zu
antworten.
Zentrale
Sprachförderaktivität Teil 2 (10 Minuten)
Ich bereite die Bilder und die Überschriften vor. Es sind
Bilder mit Tieren, die ich in Zeitungen gefunden habe. Außerdem habe ich die
Überschriften mit Tiernamen vorbereitet. Die Aufgabe ist es, die Schrift mit
den Bildern zu verbinden und die Tiernamen den Bildern zuzuordnen. Diese Übung
fällt X. leicht, weil er die Tiernamen schon kennt. Anschließend frage ich X.,
bei welchen Wörtern er Schwierigkeiten mit der Rechtschreibung hätte. Nachdem
er sich einige ausgesucht hat, kann er sie anmalen. Dabei benennen wir alle
Buchstaben, damit X. sich die Rechtschreibung besser merken kann. Ich gehe
davon aus, dass er solche Wörter wie „Pinguin“,
„Schimpanse“, „Krähe“, „Fohlen“ oder „Eichhörnchen“ aussucht. Meine Vermutung
wird bestätigt, weil ich weiß, auf welche Stolpersteine X. in der
Rechtschreibung kommt.
Zentrale
Sprachförderaktivität Teil 3 (20 Minuten)
Jetzt kommt die Wiederholung dessen, was in den
vorangegangenen Sprachförderstunden geübt wurde, also der Namen von den
europäischen Ländern. Wir haben sie zusammen geübt, weil sie im
Erdkundeunterricht eingeführt wurden. So habe ich auf den Unterrichtsstoff
reagiert und X. geholfen, ihn nachzuarbeiten und zu üben.
Ich beginne mit einer bunten Landkarte Europas. Wir
benennen zusammen die Länder Europas und zeigen auf sie. Ich erwarte, dass X.
die wichtigsten Länder richtig zeigt. Falls dies nicht der Fall sein sollte,
helfe ich ihm durch gezielte Fragen: „Wie
heißt das Land, das im Westen Deutschlands liegt?“, „Wie heißt das größte Nachbarland von Polen?“, „Wo warst du im letzten Jahr in den Sommerferien?“.
Nachdem die Namen von Ländern wiederholt worden sind,
lege ich auf den Tisch einige farbige Blätter. Die Bilder von Tieren, die in
der zweiten Aktivität gebraucht wurden, sind immer noch da. Wir brauchen noch Buntstifte,
einen Kuli, einen Klebstoff und eine Schere. Ich schlage X. vor, dass wir
Briefmarken zusammen entwerfen. Ich erwarte, dass er von dieser Aktivität begeistert
ist, weil er gerne bastelt. Ich erkläre die Übung: es geht darum, sich ein Land
und ein Tier auszusuchen und dann eine Briefmarke zu entwerfen. Auf der
Briefmarke sollte natürlich der Name des Landes und möglicherweise des Tieres
stehen (der Preis der Briefmarke auch). Der Hintergrund kann auch bemalt
werden.
Anschließend sucht sich X. ein farbiges Blatt aus. Dann
entscheidet er sich für ein Land und für ein Tier, die er für seine Briefmarke
benutzt. Das Basteln einer Briefmarke dauert etwa 10 Minuten. X. muss darauf
aufpassen, keinen Fehler in der Rechtschreibung zu machen.
Die fertige Briefmarke nimmt er nach Hause mit.
Schlussritual
(5 Minuten)
Als unser Schlussritual fungiert ein Ausblick auf die
nächste Sprachfördereinheit. Ich frage X., was wir in der nächsten Stunde
lernen werden. Er muss keine Einzelheiten angeben, es können allgemeine
Themenbereiche sein. Falls er richtig rät, bekommt er von mir ein Smiley.
Manchmal gibt er seine Ideen an.
Anschließend verabschiede ich mich von dem Jungen und von
seinen Eltern.
Ausblick
auf mögliche sich anschließende Förderaktivitäten:
- weitere Übungen in Bezug auf die Tierwelt, mit
Berücksichtigung von Texten im NaWi-Lehrbuch;
- das Lesen von ausgewählten Märchen der Brüder Grimm, die
im Deutschunterricht ausgerechnet behandelt werden und Übungen dazu;
- das Verfassen des eigenen Märchens mithilfe von
Stichworten (Schwerpunkt auf Grammatik und Rechtschreibung).
Anmerkung
zum Schluss:
In Folge dieser gehaltenen Sprachförderstunde hat X. die
Tiernamen und die Namen der europäischen Länder wiederholt. Die nächste
Förderstunde wurde fast komplett damit ausgefüllt, einen Text über die
Waldtiere im Lehrbuch für Naturwissenschaften zu lesen (Unterrichtsstoff).
Unterschiedliche Übungen wurden gemacht (z.B. den Text in eigenen Worten
nacherzählen, Silben klatschen, Artikel üben, eine Geschichte über Tiere
erzählen).
Sprachfördereinheit in Bildern
Bild 1: Domino
(Zentrale Sprachförderaktivität Teil 1)
Bild 2: Domino
(Zentrale Sprachförderaktivität Teil 1)
Bild 3:
Werkzeugkästchen mit Tiernamen auf Papierstreifen (Zentrale
Sprachförderaktivität Teil 1)
Bild 4:
Landkarte Europas (Zentrale Sprachförderaktivität Teil 3)
Bild 5: Bilder
mit Tieren (Zentrale Sprachförderaktivität Teil 2 und Teil 3)
Bild 6:
farbiges Papier, weißes Papier, Schere und Klebstoff (Zentrale
Sprachförderaktivität Teil 3)
Bild
7:
Smileys (Schlussritual)
Bild 8:
Ideenquellen: „Das Wimmel-Wörterbuch
Bunte Märchenwelt“ und „Das
Kindergarten-Wörterbuch“ von DUDEN