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2.2.13

Übungen während des Hörens

Intensives und extensives Hören 

Beim intensiven Hören sind alle Informationen des Textes wichtig, es müssen in der Regel auch Details verstanden werden, um die Gesamtaussage richtig zu verstehen. Intensives Hören wird parallel zur Terminologie des Leseverstehens auch als detailliertes (totales) Hören bezeichnet.

Beim extensiven Hören sind nicht alle Informationen des Textes gleichermaßen wichtig. Der Text ist so redundant (er enthält Informationen im Überfluss), dass wenige zentrale Informa- tionen genügen, um die Gesamtaussage zu verstehen. Beim extensiven Hören wird zwischen verschiedenen Hörstilen unterschieden. So nennt man selektives (selegierendes) Hören, ein Hören, bei dem man aus dem Hörtext nur bestimmte, einen interessierende oder betreffende Informationen hersushören muss. Globales (kursorisches) Hören bezeichnet einen Hörstil, bei dem die zentrale Information eines Textes verstanden werden muss, der sog. „rote Faden“.

Der Unterschied zwischen selektivem und globalem extensiven Hören wird oft weniger durch die Textsorte als durch das Hörinteresse definiert. Deshalb muss das Hörinteresse in der Aufgabenstellung berücksichtigt werden.

In den meisten Hörtexten gibt es viele unwichtige und sich wiederholende Informationen. Diese Texte nennt man redundant, d.h., der Text liefert mit verschiedenen Formulierungen die gleiche Information bzw. ähnliche Informationen mehrmals. Andererseits ergibt sich Redundanz auch aufgrund des Weltwissens oder aufgrund der Erwartungen und Interessen des Hörers.

In der Praxis verläuft der Hörprozess eher nach der Formel: so intensiv wie nötig und so extensiv wie möglich. Dabei ist der Intensitäts- bzw. Extensitätsgrad abhängig von den Zielen, die der Hörer verfolgt, und von der Textsorte.

Bereits in einer frühen Phase sollten Schüler die Erfahrung machen, dass Texte Wichtiges und weniger Wichtiges enthalten, solten sie z.B. sie Schlüsselinformationen, die in unserem Nachrichtentext vorkommen, selbständig heraushören können.

Beispiele für intensives Hören

Die ersten Höraufträge in diesem Abschnitt verlangen vom Schüler keine produktive Leistung in der Fremdsprache, sie sind nur nonverbal. Der Vorteil besteht darin, dass es ausschließlich um das Hören geht, dass keine zusätzliche Schwierigkeit auftritt. Diese Aufträge sind deshalb auch besonders zur Kontrolle und zum Testen des Hörverständnisses geeignet.

Zahlen-Bingo

Bingo ruft der Gewinner eines ursprünglich englischen Spiels, der, ähnlich wie beim Lotto, alle Zahlen richtig hat. Bingo ist ein Glücksspiel – aber nicht nur. Man kann damit auch gut Hörverstehen üben und kontrollieren, und man kann Zahlen, aber auch Buchstaben und Wörter, damit üben.
Ziel: intensives Hören, Üben der Zahlen aus einem bestimmten Bereich.

Material: für jeden Schüler Papier und Stift, für den Lehrer ein Ansageblatt. 

Unterrichtsschritte:
  1. Einführung der Zahlen
  2. Erstes Üben der Zahlen
  3. Der Lehrer lässt die Schüler ein Quadrat oder ein Rechteck mit 9 Feldern auf ein Blatt Papier zeichnen
  4. Die Schüler tragen nun 9 Zahlen in einem festgelegten Bereich in jedes Kästchen ein. Der Lehrer sagt ihnen, dass sie jede Zahl nur einmal in ein Kästchen schreiben dürfen.
  5. Der Lehrer liest nun 9 Zahlen aus dem vorgegebenen Bereich vor. Wenn die Schüler eine Zahl hören, die sie in ihrem Quadrat eingetragen haben, kreuzen sie diese an. Derjenige Schüler, der als erster alle Zahlen gehört und angekreuzt hat, ruft Bingo und ist Sieger. Zur Kontrolle und zur Übung leist er seine 9 Zahlen vor.
  6. Wenn der Lehrer sich eine Folie vom Ansageblatt gemacht hat, dann kann er jetzt seine Zahlen mit den Kreuzen für die ganze Klasse sichtbar machen.

Der Bereich der wählbaren Zahlen soll, vor allem im Anfängerunterricht, nicht zu groß sein. Es würde zu lange dauern, bis der erste Schüler alle Zahlen gehört und angekreuzt hat.

Das Spiel kann dadurch erschwert werden, dass die Zahlen in schnellem Tempo vorgelesen werden. Binnendifferenzierung: eine Gruppe spielt Bingo, der Rest der Klasse macht etwas anderes.
Man kann auch Buchstaben-Bingo durchführen.

Mit Progression bezeichnet man die Abfolge der Lehrziele und Lehrinhalte, z.B. vom Leichten zum Schwierigen. Hörtexte werden z.B. unter dem Gesichtspunkt des Sprechertempos ausgesucht. Es ist sicher einleuchtend, dass der Lehrer den Schülern anfangs eher langsam und sehr deutlich gesprochene Hörtexte anbietet.

Aspekte im Bereich der Progression: bearbeitete/konstruierte Texte versus authentische, kurze, informationsdichte Texte versus redundante, Texte mit vertrauter Thematik versus Texte mit neuen Inhalten, Texte ohne Hintergrundgeräusche versus Texte mit Geräuschen, die das Hören erschweren, einfache Aufgaben zum Ankreuzen versus komplexe analytische oder sprachproduktive Aufgaben usw.

Zahlen-Wort
Die Schüler bekommen ein Arbeitsblatt mit verschiedenen Zahlen. Der Lehrer diktiert die Zahlen in der richtigen Reihenfolge. Die Schüler verbinden die neben den Zahlen stehenden Punkte mit einem Strich. Wenn sie die Zahlen richtig gehört und verbunden haben, entsteht als Ergebnis ein Wort.
Die Schüler können selbst Diktiervorlagen erstellen: ein Wort, einen Gegenstand mit Bleistift zeichnen, dann die markanten Stellen ankreuzen, mit Punkt oder kleinem Kreis und einer Zahl zwischen 0 und 100 versehen; danach Bleistifte ausradieren. Auch dieses Spiel kann man mit Buchstaben durchführen.


Zahlen-Lotto
Das Lotto funktioniert so: der Lottoschein hat 10 Spielfelder. Man kann entweder 2, 4, 6, 8, oder 10 Spielfelder ausfüllen. Je mehr man ausfüllt, um so größer sind die Gewinnchancen, um so mehr muss man aber auch einzahlen. In jedem Feld kreuzt man 6 Zahlen und eine Zusatzzahl an. Die Zusatzzahl erhöht noch einmal die Gewinnchance.

Ziel: intensives Hören eines authentischen Textes.

Material: für jeden Schüler das Arbeitsblatt mit Zahlen-Lotto und einen Stift, für den Lehrer Kassette und Kassettenrekorder.

Unterrichtsschritte:
  1. Präsentation der Zahlen von 0 bis 49.
  2. Erstes Üben.
  3. Der Lehrer erklärt die Arbeitsweise: 6 Zahlen von 0 – 49 im Lottoschein ankreuzen.
  4. Die Schüler spielen Lotto: sie kreuzen dreimal 6 Zahlen zwischen 0 und 49 auf dem Lottoschein an.
  5. Vorspielen der Ansage der Lottozahlen. Die Schüler machen einen Kreis um jede gehörte Zahl.
  6. Wer hat gewonnen? Wer hat eine angekreuzte Zahl mit Kreis, wer zwei...?

Komponentenübungen

Eine Komponentenübung ist eine Übung, die einzelne Komponenten (einzelne Teile, einzelne Aspekte), die beim Hören eine Rolle spielen, herausgreift uns speziell (isoliert) übt. Komponentenübungen gibt es besonders im phonetischen Bereich. Dabei werden einzelne Schwerpunkte, Akzente gesetzt, und durch Wiederholung prägen sich bestimmte Lautkombi- nationen ein. Z.B.:

-     Übungen im Erfassen von Lautbildern und im Zuordnen der Bedeutungen. Der Schüler soll sich an ein lautgerechtes und lautdifferenzierendes (diskriminierendes) Hören gewöhnen. Er erfasst erst die Struktur und spricht dann nach, z.B. offen, noch, Post, kosten. Es werden gleiche oder ähnliche Phoneme ausgewählt: Meer – Mädchen, Tee – nehmen.
-          Übungen, die das gleiche Lautbild vorstellen: Lehrer – Lehre – lehren – leer
-          Übungen, die Wörter mit gleichem Stamm anbieten: arbeiten – Arbeiter – gearbeitet
-          Übungen, in denen Wörter mit gleicher Lautgestalt, aber unterschiedlicher Bedeutung vorkommen: sie ist da, er ißt Schokolade.
-          Übungen, in denen Wörter mit polysemantischer Bedeutung auftreten: die Bank im Park, die Bank als Institution.

Beispiele der Übungen:

-          unterstreiche, welchen Satz du hörst
-          kreuze an, ob die Namen, die du hörst, gleich oder verschieden sind
-          hör nun die folgenden Wörter und kreuze an, welche Silbe betont ist
-          kreuze an, in welchem Wort du den Laut [h] hörst.

Manche halten solche Übungen für schädlich (dass sie mit Hörverstehen nichts zu tun haben, wer im Ganzen einzelnen Wörtern Aufmerksamkeit schenkt, kann nur den Faden verlieren). Aber bei diesen Übungen wird sprachliche Komplexität auf einen Aspekt reduziert – das kann hilfreich sein, kann das Ohr schulen, kann auf Hörschwierigkeiten aufmerksam machen.

Visuelles Diktat
Ziel: je nach der Redundanz des Textes wird intensives oder extensives Hören vorausgesetzt, Üben der Präpositionen und Lokaladverbien (rezeptiv).

Material: für jeden Schüler Papier und Stift, für den Lehrer eine Bild- und/oder Textvorlage.

Unterrichtsschritte:
  1. Präsentation der Präpositionen und Adverbien des Ortes, die geübt werden sollen
  2. Erstes Üben der neuen Präpositionen und Adverbien
  3. Der Lehrer zeichnet einige Gegenstände an die Tafel
  4. Dann diktiert er (nach einer Vorlage), wo die Gegenstände stehen sollen (z.B. „vor dem Tisch steht ein Stuhl usw.). Langsam und mit Pausen diktieren, so dass die Schüler genug Zeit haben, die Gegenstände zu zeichnen.
  5. Anschließend können die Schüler ihre Zeichnungen austauschen (jeder gibt sein Bild dem Nachbarn) und korrigieren, indem der Text noch einmal gesprochen wird, und der Lehrer das Bild an die Tafel oder auf den Tageslichtprojektoe zeichnet oder indem das Bild gezeigt wird.
Bei dieser Übungsform können die Schüler mit Partner oder in Gruppen arbeiten. Das gemeinsame Arbeiten und Üben fördert in der Regel die Motivation und führt zu mehr Kritik- fähigkeit. Problemlösungen werden gemeinschaftlich erarbeitet und die Schüler sind von dem Druck, dem Lehrer die richtige Antwort geben zu müssen, wietgehend befreit. Sie lernen voneinander und entwickeln dabei Bereitschaft zur Zusammenarbeit, werden entscheidungs- freudiger und lernen, Organisationsvermögen zu entfalten. Partnerarbeit ist ein Schritt in Richtung autonomes Lernen (selbständiges, eigenverantwortliches Lernen, bei dem die Schüler z.B. selbst bestimmen, was und wie sie lernen).  Der Lehrer kann sich auf einzelne Gruppen konzentrieren und auftauchende Fehler registrieren.

Aktivitäten vor dem Hören

Aktivitäten vor dem Hören des Hörtextes haben mehrere Ziele: 

-          sie wollen den Schüler motivieren, neugierig machen auf den Hörtext
-          sie wollen bei den Schülern eine Erwartungshaltung aufbauen: sie erwarten einen bestimmten Text, eine konkrete Situation, eine inhaltliche Fortsetzung usw.
-          sie wollen den Hörtext vorbereiten und vorentlasten, sie wollen den Schülern Informationen zur Verfügung stellen, die sie benötigen, um den Text so extensiv wie möglich und so intensiv wie nötig zu verstehen. Wichtig ist dabei, dass bei der sprachlichen Vorentlastung das behandelt wird, was das Verstehen des Hörtextes möglicherweise erschwert bzw. ganz verhindert
-          in vielen Fällen, vor allem aber bei authentischen Texten, gibt es Verstehensschwie- rigkeiten auf der lautlichen Ebene, z.B. weil die Schüler einzelne Wörter, Wendungen oder Formulierungen aufgrund der Aussprache nicht verstehen. Vorentlastung bei Hörtexten heißt deshalb auch häufig phonetische Vorentlastung.

Verfahren zur phonetischen Vorentlastung:

-          wenn man die Wörter, Wendungen, die die Schüler wegen der Aussprache nicht verstehen können, wiederholt vorspricht und von den Schülern im Chor und einzeln nachsprechen lässt
-          wenn man kontrastive Übungen anbietet, in denen phonetische Besonderheiten behandelt werden
-          wenn man Übungen mit ähnlichen Lauten zusammenstellt.