Beim intensiven Hören sind alle
Informationen des Textes wichtig, es müssen in der Regel auch Details
verstanden werden, um die Gesamtaussage richtig zu verstehen. Intensives Hören
wird parallel zur Terminologie des Leseverstehens auch als detailliertes
(totales) Hören bezeichnet.
Beim extensiven Hören sind nicht alle
Informationen des Textes gleichermaßen wichtig. Der Text ist so redundant (er
enthält Informationen im Überfluss), dass wenige zentrale Informa- tionen
genügen, um die Gesamtaussage zu verstehen. Beim extensiven Hören wird zwischen
verschiedenen Hörstilen unterschieden. So nennt man selektives (selegierendes)
Hören, ein Hören, bei dem man aus dem Hörtext nur bestimmte, einen
interessierende oder betreffende Informationen hersushören muss. Globales
(kursorisches) Hören bezeichnet einen Hörstil, bei dem die zentrale Information
eines Textes verstanden werden muss, der sog. „rote Faden“.
Der Unterschied zwischen selektivem und
globalem extensiven Hören wird oft weniger durch die Textsorte als durch das
Hörinteresse definiert. Deshalb muss das Hörinteresse in der Aufgabenstellung
berücksichtigt werden.
In den meisten Hörtexten gibt es viele
unwichtige und sich wiederholende Informationen. Diese Texte nennt man
redundant, d.h., der Text liefert mit verschiedenen Formulierungen die gleiche
Information bzw. ähnliche Informationen mehrmals. Andererseits ergibt sich
Redundanz auch aufgrund des Weltwissens oder aufgrund der Erwartungen und
Interessen des Hörers.
In der Praxis verläuft der Hörprozess eher
nach der Formel: so intensiv wie nötig und so extensiv wie möglich. Dabei ist
der Intensitäts- bzw. Extensitätsgrad abhängig von den Zielen, die der Hörer
verfolgt, und von der Textsorte.
Bereits in einer frühen Phase sollten Schüler
die Erfahrung machen, dass Texte Wichtiges und weniger Wichtiges enthalten,
solten sie z.B. sie Schlüsselinformationen, die in unserem Nachrichtentext
vorkommen, selbständig heraushören können.
Beispiele für intensives Hören
Die ersten Höraufträge in diesem Abschnitt
verlangen vom Schüler keine produktive Leistung in der Fremdsprache, sie sind
nur nonverbal. Der Vorteil besteht darin, dass es ausschließlich um das Hören
geht, dass keine zusätzliche Schwierigkeit auftritt. Diese Aufträge sind deshalb
auch besonders zur Kontrolle und zum Testen des Hörverständnisses geeignet.
Zahlen-Bingo
Bingo ruft der Gewinner eines ursprünglich
englischen Spiels, der, ähnlich wie beim Lotto, alle Zahlen richtig hat. Bingo ist ein Glücksspiel – aber nicht
nur. Man kann damit auch gut Hörverstehen üben und kontrollieren, und man kann
Zahlen, aber auch Buchstaben und Wörter, damit üben.
Ziel: intensives Hören, Üben der Zahlen
aus einem bestimmten Bereich.
Material: für jeden Schüler Papier und
Stift, für den Lehrer ein Ansageblatt.
Unterrichtsschritte:
- Einführung der Zahlen
- Erstes Üben der Zahlen
- Der Lehrer lässt die Schüler ein Quadrat oder ein Rechteck mit 9 Feldern auf ein Blatt Papier zeichnen
- Die Schüler tragen nun 9 Zahlen in einem festgelegten Bereich in jedes Kästchen ein. Der Lehrer sagt ihnen, dass sie jede Zahl nur einmal in ein Kästchen schreiben dürfen.
- Der Lehrer liest nun 9 Zahlen aus dem vorgegebenen Bereich vor. Wenn die Schüler eine Zahl hören, die sie in ihrem Quadrat eingetragen haben, kreuzen sie diese an. Derjenige Schüler, der als erster alle Zahlen gehört und angekreuzt hat, ruft Bingo und ist Sieger. Zur Kontrolle und zur Übung leist er seine 9 Zahlen vor.
- Wenn der Lehrer sich eine Folie vom Ansageblatt gemacht hat, dann kann er jetzt seine Zahlen mit den Kreuzen für die ganze Klasse sichtbar machen.
Der Bereich der wählbaren Zahlen soll, vor
allem im Anfängerunterricht, nicht zu groß sein. Es würde zu lange dauern, bis
der erste Schüler alle Zahlen gehört und angekreuzt hat.
Das Spiel kann dadurch erschwert werden,
dass die Zahlen in schnellem Tempo vorgelesen werden. Binnendifferenzierung:
eine Gruppe spielt Bingo, der Rest der Klasse macht etwas anderes.
Man kann auch Buchstaben-Bingo
durchführen.
Mit Progression
bezeichnet man die Abfolge der Lehrziele und Lehrinhalte, z.B. vom Leichten
zum Schwierigen. Hörtexte werden z.B. unter dem Gesichtspunkt des
Sprechertempos ausgesucht. Es ist sicher einleuchtend, dass der Lehrer den
Schülern anfangs eher langsam und sehr deutlich gesprochene Hörtexte anbietet.
Aspekte im Bereich der Progression:
bearbeitete/konstruierte Texte versus authentische, kurze, informationsdichte
Texte versus redundante, Texte mit vertrauter Thematik versus Texte mit neuen
Inhalten, Texte ohne Hintergrundgeräusche versus Texte mit Geräuschen, die das
Hören erschweren, einfache Aufgaben zum Ankreuzen versus komplexe analytische
oder sprachproduktive Aufgaben usw.
Zahlen-Wort
Die Schüler bekommen ein Arbeitsblatt mit
verschiedenen Zahlen. Der Lehrer diktiert die Zahlen in der richtigen
Reihenfolge. Die Schüler verbinden die neben den Zahlen stehenden Punkte mit
einem Strich. Wenn sie die Zahlen richtig gehört und verbunden haben, entsteht
als Ergebnis ein Wort.
Die Schüler können selbst Diktiervorlagen
erstellen: ein Wort, einen Gegenstand mit Bleistift zeichnen, dann die
markanten Stellen ankreuzen, mit Punkt oder kleinem Kreis und einer Zahl
zwischen 0 und 100 versehen; danach Bleistifte ausradieren. Auch dieses Spiel
kann man mit Buchstaben durchführen.
Zahlen-Lotto
Das Lotto funktioniert so: der Lottoschein
hat 10 Spielfelder. Man kann entweder 2, 4, 6, 8, oder 10 Spielfelder
ausfüllen. Je mehr man ausfüllt, um so größer sind die Gewinnchancen, um so
mehr muss man aber auch einzahlen. In jedem Feld kreuzt man 6 Zahlen und eine
Zusatzzahl an. Die Zusatzzahl erhöht noch einmal die Gewinnchance.
Ziel: intensives Hören eines authentischen
Textes.
Material: für jeden Schüler das
Arbeitsblatt mit Zahlen-Lotto und einen Stift, für den Lehrer Kassette und Kassettenrekorder.
Unterrichtsschritte:
- Präsentation der Zahlen von 0 bis 49.
- Erstes Üben.
- Der Lehrer erklärt die Arbeitsweise: 6 Zahlen von 0 – 49 im Lottoschein ankreuzen.
- Die Schüler spielen Lotto: sie kreuzen dreimal 6 Zahlen zwischen 0 und 49 auf dem Lottoschein an.
- Vorspielen der Ansage der Lottozahlen. Die Schüler machen einen Kreis um jede gehörte Zahl.
- Wer hat gewonnen? Wer hat eine angekreuzte Zahl mit Kreis, wer zwei...?
Komponentenübungen
Eine Komponentenübung ist eine Übung, die
einzelne Komponenten (einzelne Teile, einzelne Aspekte), die beim Hören eine
Rolle spielen, herausgreift uns speziell (isoliert) übt. Komponentenübungen
gibt es besonders im phonetischen Bereich. Dabei werden einzelne Schwerpunkte,
Akzente gesetzt, und durch Wiederholung prägen sich bestimmte Lautkombi-
nationen ein. Z.B.:
- Übungen im Erfassen von Lautbildern und im
Zuordnen der Bedeutungen. Der Schüler soll sich an ein lautgerechtes und
lautdifferenzierendes (diskriminierendes) Hören gewöhnen. Er erfasst erst die Struktur
und spricht dann nach, z.B. offen, noch, Post, kosten. Es werden
gleiche oder ähnliche Phoneme ausgewählt: Meer
– Mädchen, Tee – nehmen.
-
Übungen,
die das gleiche Lautbild vorstellen: Lehrer
– Lehre – lehren – leer
-
Übungen,
die Wörter mit gleichem Stamm anbieten: arbeiten
– Arbeiter – gearbeitet
-
Übungen,
in denen Wörter mit gleicher Lautgestalt, aber unterschiedlicher Bedeutung
vorkommen: sie ist da, er ißt Schokolade.
-
Übungen,
in denen Wörter mit polysemantischer Bedeutung auftreten: die Bank im Park, die Bank als Institution.
Beispiele der
Übungen:
-
unterstreiche,
welchen Satz du hörst
-
kreuze
an, ob die Namen, die du hörst, gleich oder verschieden sind
-
hör
nun die folgenden Wörter und kreuze an, welche Silbe betont ist
-
kreuze
an, in welchem Wort du den Laut [h] hörst.
Manche halten
solche Übungen für schädlich (dass sie mit Hörverstehen nichts zu tun haben,
wer im Ganzen einzelnen Wörtern Aufmerksamkeit schenkt, kann nur den Faden
verlieren). Aber bei diesen Übungen wird sprachliche Komplexität auf einen
Aspekt reduziert – das kann hilfreich sein, kann das Ohr schulen, kann auf
Hörschwierigkeiten aufmerksam machen.
Visuelles Diktat
Ziel: je nach der
Redundanz des Textes wird intensives oder extensives Hören vorausgesetzt, Üben
der Präpositionen und Lokaladverbien (rezeptiv).
Material: für jeden
Schüler Papier und Stift, für den Lehrer eine Bild- und/oder Textvorlage.
Unterrichtsschritte:
- Präsentation der Präpositionen und Adverbien des Ortes, die geübt werden sollen
- Erstes Üben der neuen Präpositionen und Adverbien
- Der Lehrer zeichnet einige Gegenstände an die Tafel
- Dann diktiert er (nach einer Vorlage), wo die Gegenstände stehen sollen (z.B. „vor dem Tisch steht ein Stuhl usw.). Langsam und mit Pausen diktieren, so dass die Schüler genug Zeit haben, die Gegenstände zu zeichnen.
- Anschließend können die Schüler ihre Zeichnungen austauschen (jeder gibt sein Bild dem Nachbarn) und korrigieren, indem der Text noch einmal gesprochen wird, und der Lehrer das Bild an die Tafel oder auf den Tageslichtprojektoe zeichnet oder indem das Bild gezeigt wird.
Bei dieser Übungsform können die Schüler
mit Partner oder in Gruppen arbeiten. Das gemeinsame Arbeiten und Üben fördert
in der Regel die Motivation und führt zu mehr Kritik- fähigkeit.
Problemlösungen werden gemeinschaftlich erarbeitet und die Schüler sind von dem
Druck, dem Lehrer die richtige Antwort geben zu müssen, wietgehend befreit.
Sie lernen voneinander und entwickeln dabei Bereitschaft zur Zusammenarbeit,
werden entscheidungs- freudiger und lernen, Organisationsvermögen zu entfalten.
Partnerarbeit ist ein Schritt in Richtung autonomes
Lernen (selbständiges, eigenverantwortliches Lernen, bei dem die Schüler
z.B. selbst bestimmen, was und wie sie lernen). Der Lehrer kann sich auf einzelne Gruppen
konzentrieren und auftauchende Fehler registrieren.