Es wird der bleiche Tod mit seiner kalten Hand (a)
Dir endlich mit der Zeit um deine Brüste streichen (b)
Der liebliche Corall der Lippen wird verbleichen; (b)
Der Schultern warmer Schnee wird werden kalter Sand (a)
Der Augen süsser Blitz, die Kräffte deiner Hand (a)
Für welchen solches fällt, die werden zeitlich weichen (b)
Das haar, das itzund kan des Goldes Glantz erreichen (b)
Tilget endlich tag und jahr als ein gemeines band. (a)
Der wohlgesetzte Fuss, die lieblichen Gebärden (c)
Die werden theils zu Staub, theils nichts und nichtig werden (c)
Denn opfert keiner mehr der Gottheit deiner pracht. (d)
Diß und noch mehr als diß muß endlich untergehen (c)
Dein Hertze kan allein zu aller Zeit bestehen (c)
Dieweil es die Natur aus Diamant gemacht. (d)
Das Sonett hat eine Form des Alexandriners (sechshebiger Jambus mit Zäsur in der Mitte jedes Verses). Der Jambus nimmt eine steigende Form an. Der Rhythmus ist monoton, träge, melancholisch.
Die Form des Sonetts ist streng gehalten. Eine Diskrepanz (Widersprüchlichkeit) zwischen chaotischem Zeitalter und strenger Form kann aufgewiesen werden.
Einordnung in die Epoche: vanitas, memento mori - diese Motive spiegeln die barocke Lebenseinstellung wider.
In der ersten und zweiten Strophe werden folgende Motive angesprochen:
- der Verlust der Schönheit - der Tod wartet schon auf die Frau
- die kurze Dauer des Lebens
- das Altern (die Veränderungen - die Kräfte lassen nach, der Verfall des Körpers)
In der dritten Strophe wird betont, dass auch innere Werte vergehen, zu Nichtigkeit werden. In der vierten wird hervorgehoben, dass nur die Seele nach dem Tode weiter besteht.
Die irdische, äußere Schönheit muss untergehen, weil sie vergänglich, unbedeutend ist. Sie existiert kurz. Das Motiv des Scheins und der Wirklichkeit fällt zweifelsohne auf. Die Jenseitsorientierung wird kritisiert. Wir müssen uns unserer Vergänglichkeit bewusst sein, unserer Sterblichkeit. Nur die Seele existiert weiter - nur das Herz. Im Wesentlichen geht es um Kritik an Eitelkeit. Wir sollten die Schönheit als vergänglich anerkennen.
Der belehrende Charakter ist typisch für die Barocklyrik. Das lyrische Ich will die Leser belehren, sich der Vergänglichkeit bewusst zu sein.
Rhetorische Mittel:
Vers 1 - Personifikation - der Tod wartet, lauert
Vers 3 - Metapher - Lebendigkeit --> die Lippen werden verbleichen, ihre schöne Farbe ist auch vergänglich
Vers 4 - Oxymoron, Inversion - Verfall des Körpers nach dem Tode --> "warmer Schnee"
Vers 5 - Metapher - "der Augen süsser Blitz"
Vers 10 - correctio - wir werden zu Staub werden. Nein, sogar nur Nichtigkeit!
Vers 11 - Hyperbel - besonderer Wert der Schönheit, die Frau wird nicht mehr begehrt, weil ihre Pracht vergangen ist
Vers 13 - Symbol - das Herz ist ein Symbol für die Seele
Strophen 1, 3, 4 - Alliterationen
Eine Internetseite für alle, die an der Germanistik und an der deutschen Sprache interessiert sind.
16.5.16
Barocklyrik - Einführung! Friedrich von Logaus (1605-1655): Krieg und Friede
Krieg und Friede
Die Welt hat Krieg geführt weit über zwanzig Jahr.
Nunmehr soll Friede sein, soll werden, wie es war.
Sie hat gekriegt um das, o lachenswerte Tat,
Was sie, eh sie gekriegt, zuvor besessen hat.
Nunmehr soll Friede sein, soll werden, wie es war.
Sie hat gekriegt um das, o lachenswerte Tat,
Was sie, eh sie gekriegt, zuvor besessen hat.
Der 30-jährige Krieg war der Oberbegriff für
mehrere Kriege (konfessionelles Zeitalter, Glaubenskonflikt). Sie haben ein
ausgeblutetes, ausgeschöpftes Land hinterlassen. In manchen Gebieten betrug der
Verlust an Bevölkerung 60-80%. Der Krieg war ein entscheidendes Ereignis
in der Literatur, das 17. Jahrhundert war von extremen Gegensätzen
geprägt
(Rückschritt
- Fortschritt).
Die Idee des christlichen Glaubens bestand darin, dass der
Mensch auf der Welt leiden musste. Er wurde aufgefordert, sich zu Gott
hinzuwenden. Die weltliche Pracht ist vergänglich (vanitas vanitatum et
omnia vanitas, memento mori). Dem gegenüber steht das carpe diem-Motiv.
Barockkontraste:
- Abwertung des Diesseits - Verherrlichung des Jenseits
- Erotik - Askese (Enthaltung)
- chaotisches Zeitalter (Verfall und Zerstörung der Städte, die Vergänglichkeit, die Nichtigkeit des Lebens) - eine strenge Form der Lyrik
"lachenswerte Tat" - es ist eine Ironie. Wir haben
das bekommen, was wir wollten! Von Logaus bedient sich der Ironie, um zu
betonen, dass jetzt alles so werden wollte, wie es war. Ist das jedoch möglich?
Kann das Land so sein wie vorher? Der Dichter bringt seine Zweifel zum
Ausdruck.
Im Jahre 1555 wurde der Frieden geschlossen. Jetzt soll der
Herrscher bestimmen, zu welcher Religion seine Untertanen sich bekennen
sollten.
Lasst mich erwähnen, dass Sprachgesellschaften sich
im 17. Jahrhundert herausbildeten. Es ist wichtig, weil es ihr Ziel war, der
deutschen Sprache einen höheren Rang, eine höhere Bedeutung zuzusprechen.
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