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17.3.12

Hugo von Hofmannsthal - "Der Tor und der Tod" (1893). Teil 2

Am Anfang ist Claudio erschrocken. Der Tod ist der Meinung, dass es die Zeit ist. Claudio versucht, Mitleid zu erwecken, sich zu wehren. Mit dem Tod lässt sich jedoch nicht verhandeln. Claudio ist dann sich dessen bewusst, dass es Schluss ist, dass es das eigentliche Leben war. Er hat sein Leben verpfuscht, versäumt. Er hat nur scheinbar gelebt und keine richtigen Gefühle, Emotionen gekannt. Er wusste nicht, wie man leidet oder weint.

Anschließend erscheinen drei Gestalten: Claudios Mutter, ein Mädchen, das er skrupellos verletzt hat sowie sein Freund, der heimlich in das Mädchen verliebt war. Sie zeigen ein eindeutiges Bild von Claudio: niemand wird nach ihm weinen, für keinen war er wichtig. Auch für Claudio gab es keinen, der ihm wichtig war. Die Namen der Gefühle waren für ihn bedeutender als die Gefühle selbst. Er hat sie beschrieben und analysiert, statt seine Anteilnahme zu zeigen. Er hat wie ein Wissenschaftler gehandelt und die Gefühle klassifiziert. Diese Einstellung gilt sowohl für die äußere Welt, als auch für zwischenmenschliche Beziehungen.

Claudio hat alles mit dem Ideal verglichen, dem die Realität nicht standhalten kann. Er hat die Menschen wie Puppen behandelt, ohne Mitleid. Claudio hat auf dem Bahnsteig gewartet, ist nicht eingestiegen, der Zug ist abgefahren. Er hat sich nicht engagiert, nur die Menschen beobachtet: wie liebevoll, herzlich sie miteinander umgehen. Er blieb entfernt, auf Distanz, war aus dem Leben ausgeschlossen. Er hat nur in der Nähe gestanden und zugeschaut.

Der Tod erscheint als Gott der Seele, als Lehrer des Lebens. Erst im Augenblicke des Todes erkennt man, was man vom Leben hatte. Claudio würde sich eine zweite Chance wünschen. Er hat viel mehr erwartet, als das wirkliche Leben bieten konnte. Jetzt würde er alles anders erleben. Jetzt würde ihm das normale, prosaische Leben gefallen. Es gibt jedoch keinen Weg zurück. Claudio lebte im Schein.

Claudio erhofft sich immer noch eine Chance. Das Leben war für ihn nur ein Abbild, hinter dem das Wahrhafte, Lebendige gefunden werden konnte. Hinter der Wirklichkeit steht keine noch wirklichere Wirklichkeit.

Hofmannsthal befürwortet diese Einstellung nicht. Es gibt hier eine scharfe Kritik, Abrechnung mit Claudios Lebenseinstellung, die als Ästhetizismus bezeichnet werden kann. Der Ästhetizismus nimmt Folgendes an: man sollte so künstlich wie möglich sein. Es ist eine Lebenshaltung, die ganz auf ästhetisches Leben und Genießen abgerichtet ist. Natürlich spielt der Zusammenhang mit der Kunst die größte Rolle.

Im Werk ist der weit verbreitete literarische Topos zu finden: der Mensch ist nur Schauspieler. Man geht auf die Bühne, spielt das Leben, dann geht der Vorhang zu, man verlässt die Bühne. Das Leben wird mit einem Stück verglichen.

Die letzten Verse des Todes lauten:

Wie wundervoll sind diese Wesen,
Die, was nicht deutbar, dennoch deuten,
Was nie geschrieben wurde, lesen,
Verworrenes beherrschend binden
Und Wege noch im Ewig-Dunkeln finden
.

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