Die Neuerungen des Germanischen waren Veränderungen
in der Sprache (Aussprache, Grammatik, Lexik) im Vergleich zur früheren
Sprachstufe - Urindoeuropäisch:
1. die erste (germanische) Lautverschiebung - 12-15
Prozesse, die das Germanische von allen anderen Sprachen trennen (auf dieses
Thema wird in einem der nächsten Beiträge eingegangen).
2. der Akzent. Im Indogermanischen war der Akzent frei
beweglich. Es kommt auf die Festlegung des Akzents an - auf die Stammsilbe oder
auf die erste Silbe (in der Sprache gab es kaum Präfixe oder Suffixe). Nominale
(substantivische) Präfigierungen, Substantive mit Präfixen haben eine
Initialbedeutung bekommen:
Úrlaub, erláuben
W´iderspruch,
widerspréchen
Nominale Bindungen sind sehr alt - das erkennen wir an dem Akzent.
Die Substantive waren schon da, als der Akzent festgelegt wurde.
Der germanische Akzentwandel --> der Akzent auf die
Initialsilbe (meistens war es die Stammsilbe)
Die populärste Hypothese --> dass es sich um eine
Substratwirkung handelte (der Einfluss einer Fremdsprache hat eine enorme
Bedeutung). In einer Fremdsprache gab es auch eine Initialbetonung.
Die Folgen waren enorm:
a) der Akzent auf der ersten Silbe - alle anderen Silben wurden
nicht betont und sie wurden schwächer, nicht so deutlich, nicht so lang. Die
letzten Silben wurden abgeschwächt --> das reduzierte "e", z.B.
ich spreche.
Die Endung von vielen Wörtern wr gleich, es entstanden Silben mit
bestimmten Funktionen (Wortbildungsendungen, Flexionsendungen). Ein solcher
Akzent führt zur Vereinfachung der Grammatik, der Flexion, weil die Endungen,
die im Indogermanischen bestimmte Funktionen hatten, abgeschwächt werden. Mit
der Zeit passen sie sich einander an, werden gleich ausgesprochen (Deklinations-,
Infinitivendungen). Es ist ein Prozess, der sich bis heute hinzieht.
zu Hause
auf dem Lande
am Tische - veraltet
b) die Folgen für die Schriftung von damals: eine enorme
Verbreitung der Alliteration (des Stabreims), z.B. "ek hlewagastir holtingar
horna tawido". Heute erkennen wir dies in Zwillingsformen, z.B. Feuer und
Flamme, Kind und Kegel, Mann und Maus.
Die Alliteration bedeutete ursprünglich den Anlaut - den ersten
Laut, den gleichen Anlaut von Betonungssilben. Nach der Festlegung des Akzents
wird die Akzentsilbe zur ersten Silbe des Wortes und der Stabreim bekommt eine
neue Qualität. Es gab noch keinen Endreim.