Seit Oktober 2015 unterrichte ich Flüchtlinge an der
Berufsbildenden Schule und am Übertrieblichen Ausbildungszentrum in
Wittlich (Rheinland-Pfalz). Der Jugendmigrationsdienst in Trier beschäftigt
sich intensiv mit der Unterstützung der Flüchtlinge. Dazu gehört
selbstverständlich
die Integration, die ohne Sprachförderung nicht funktioniert.
So habe ich eine Chance bekommen, neue Berufserfahrungen zu
machen.
Ich unterrichte zwei Gruppen: eine an der Berufsschule und
die andere am Ausbildungszentrum. Da lernen heutzutage viele Flüchtlinge,
weil es natürlich
darum geht, dass sie Deutsch lernen und dann eine Ausbildung machen.
Wie sind "meine" Flüchtlinge?
In einer Gruppe habe ich Flüchtlinge aus Syrien, die erst
das deutsche Alphabet richtig beherrschen müssen, also leite ich
eigentlich einen Alphabetisierungskurs. Man merkt, dass die Teilnehmer viel
sagen können.
Das Lesen und das Schreiben klappt noch nicht. Ich benutze Lehrwerke zur
Alphabetisierung, aber viele Übungen erstelle ich selbst.
In der anderen Gruppe gibt es Flüchtlinge aus Syrien, Eritrea,
Afghanistan oder Somalia. Auch ein Junge aus Polen ist da. Was kann ich sagen?
Die Arbeit ist toll, obwohl nicht einfach. Es fällt mir immer wieder auf, wie
unterschiedlich unsere Mentalitäten sind. Aber das macht diese Arbeit
so faszinierend! Ich lerne so viel von der Welt, wer hätte das gedacht? Auf jeden
Fall kann ich sagen, dass ich meinen Horizont erweitert habe. Ich muss jedoch
vorsichtig sein - manchmal nehme ich etwas Bestimmtes an. Etwas, was für
mich als Europäerin selbstverständlich ist. Es stellt sich jedoch
heraus, dass manches für die Teilnehmer völlig neu ist. Was tue ich dann? Ich
versuche, mich in ihre Lage hineinzufühlen, ihre Denkweise zu verstehen. Ich
stelle mir die Frage: Wie kann ich etwas vermitteln, was sich für
mich von selbst versteht? Jetzt gelingt es sehr gut, weil ich schon so viel
Erfahrung habe.
Was ist nicht so einfach? In der zweiten Gruppe unterrichte
ich auf dem Niveau A1-A2. Die Jungs verstehen sehr viel und können
viel sagen. In dieser Gruppe gibt es viele Muttersprachen. Wenn ein neues
deutsches Wort im Unterricht vorkommt, muss ich die Bedeutung vermitteln. Das
ist oft nicht einfach, weil man nicht alles zeigen kann (durch Gestik und
Mimik) oder vor allem wenn es sich um abstrakte Begriffe handelt. Jetzt habe
ich jedoch meine Methoden. Es ist so interessant, wenn es sich herausstellt,
dass ein deutsches Wort kein persisches Äquivalent hat. Ich lerne auf diese Art
und Weise kleine Unterschiede zwischen den Sprachen kennen.
So, das wären meine Reflexionen über
die Arbeit mit Flüchtlingen. Das nächste Mal stelle ich euch Lehrwerke
vor, mit denen ich arbeite.