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30.9.16

Meine Arbeit mit Flüchtlingen (DaF-Unterricht)

Seit Oktober 2015 unterrichte ich Flüchtlinge an der Berufsbildenden Schule und am Übertrieblichen Ausbildungszentrum in Wittlich (Rheinland-Pfalz). Der Jugendmigrationsdienst in Trier beschäftigt sich intensiv mit der Unterstützung der Flüchtlinge. Dazu gehört selbstverständlich die Integration, die ohne Sprachförderung nicht funktioniert.

So habe ich eine Chance bekommen, neue Berufserfahrungen zu machen.

Ich unterrichte zwei Gruppen: eine an der Berufsschule und die andere am Ausbildungszentrum. Da lernen heutzutage viele Flüchtlinge, weil es natürlich darum geht, dass sie Deutsch lernen und dann eine Ausbildung machen.

Wie sind "meine" Flüchtlinge?

In einer Gruppe habe ich Flüchtlinge aus Syrien, die erst das deutsche Alphabet richtig beherrschen müssen, also leite ich eigentlich einen Alphabetisierungskurs. Man merkt, dass die Teilnehmer viel sagen können. Das Lesen und das Schreiben klappt noch nicht. Ich benutze Lehrwerke zur Alphabetisierung, aber viele Übungen erstelle ich selbst.

In der anderen Gruppe gibt es Flüchtlinge aus Syrien, Eritrea, Afghanistan oder Somalia. Auch ein Junge aus Polen ist da. Was kann ich sagen? Die Arbeit ist toll, obwohl nicht einfach. Es fällt mir immer wieder auf, wie unterschiedlich unsere Mentalitäten sind. Aber das macht diese Arbeit so faszinierend! Ich lerne so viel von der Welt, wer hätte das gedacht? Auf jeden Fall kann ich sagen, dass ich meinen Horizont erweitert habe. Ich muss jedoch vorsichtig sein - manchmal nehme ich etwas Bestimmtes an. Etwas, was für mich als Europäerin selbstverständlich ist. Es stellt sich jedoch heraus, dass manches für die Teilnehmer völlig neu ist. Was tue ich dann? Ich versuche, mich in ihre Lage hineinzufühlen, ihre Denkweise zu verstehen. Ich stelle mir die Frage: Wie kann ich etwas vermitteln, was sich für mich von selbst versteht? Jetzt gelingt es sehr gut, weil ich schon so viel Erfahrung habe.

Was ist nicht so einfach? In der zweiten Gruppe unterrichte ich auf dem Niveau A1-A2. Die Jungs verstehen sehr viel und können viel sagen. In dieser Gruppe gibt es viele Muttersprachen. Wenn ein neues deutsches Wort im Unterricht vorkommt, muss ich die Bedeutung vermitteln. Das ist oft nicht einfach, weil man nicht alles zeigen kann (durch Gestik und Mimik) oder vor allem wenn es sich um abstrakte Begriffe handelt. Jetzt habe ich jedoch meine Methoden. Es ist so interessant, wenn es sich herausstellt, dass ein deutsches Wort kein persisches Äquivalent hat. Ich lerne auf diese Art und Weise kleine Unterschiede zwischen den Sprachen kennen.


So, das wären meine Reflexionen über die Arbeit mit Flüchtlingen. Das nächste Mal stelle ich euch Lehrwerke vor, mit denen ich arbeite. 

27.9.16

Der frühschulische Fremdsprachenunterricht?

Der obligatorische Fremdsprachenunterricht beginnt meistens in der 1. Klasse der Grundschule. In vielen Ländern fängt er früher an.  

Die Schüler im Alter von 6-7 Jahren halten den Fremdsprachenunterricht oft für einfach und attraktiv. Im Unterricht haben sie meistens keinen Stress. Die Schüler, die den Fremdsprachenunterricht später beginnen, meinen häufig, dass er schwierig und nicht besonders angenehm ist.

Manche Fachleute finden, dass das Alter von 10 Jahren das beste Alter ist, um den Fremdsprachenunterricht zu beginnen. Die Kinder können dann noch die richtige Aussprache beherrschen und sich auch formelle Aspekte einer Fremdsprache aneignen. Man geht oft davon aus, dass die Kinder im Alter von 8-9 Jahren schon recht gut lesen und schreiben können. Sie haben sich schon ein Begriffssystem gebildet.

Die Anhänger des früh schulischen Fremdsprachenunterrichts sind vor allem Lehrer, die in den Fremdsprachenunterricht sehr engagiert sind. Man führte zahlreiche Untersuchungen durch, die sich mit diesem Thema beschäftigt hatten. Elfjährige Schüler beherrschen im Laufe von 2 Jahren eine Fremdsprache so gut wie achtjährige Schüler im Laufe von 3-4 Jahren. Vielen Untersuchungen zufolge können ältere Kinder schneller und effektiver lernen.

            Es gibt einige Voraussetzungen, die den effektiven frühschulischen Fremdsprachenunterricht sichern können. Es sind u.a. folgende:

- die Didaktik sollte der Phase der Entwicklung der Kinder angepasst sein,
- den Fremdsprachenunterricht sollen kompetente, darauf gut vorbereitete Lehrer leiten,
- man sollte einen guten Übergang vom frühschulischen bis zum weiteren Fremdsprachenunterricht sichern,
- einen ausgeprägten Einfluss auf die Effektivität des Fremdsprachenunterrichts haben Lehrwerke. Man empfiehlt Lehrwerke, die die Fortsetzung des Fremdsprachenunterrichts berücksichtigen und deren Inhalte dem Alter der Lerner angepasst sind.

Der frühschulische Fremdsprachenunterricht hat eigentlich keine so lange Tradition in Europa. Man meinte häufig, dass der ganze Prozess des Fremdsprachenunterrichts im ständigen Wiederholen, im Nachahmen bestehen kann. Aber die Aneignung der Fremdsprache besteht in der intuitiven Bildung der Regeln, in der Entdeckung der sprachlichen Strukturen, in der Verallgemeinerung des angeeigneten Wissens (durch Regeln).  

Der Fremdsprachenunterricht ist effektiver, wenn die Unterrichtseinheiten kürzer sind und öfter stattfinden. Der frühschulische Fremdsprachenunterricht sollte nur die erste Etappe des Lernens einer Fremdsprache sein, aber manchmal haben die Schüler keine Möglichkeit, eine Sprache weiter zu lernen (z.B. weil die Familie umzieht oder weil eine Sprache an einer anderen Schule nicht angeboten wird).

Der frühschulische Fremdsprachenunterricht kann einen Integrationscharakter haben. Er kann thematisch z.B. mit Kunst, Sport oder Mathematik verbunden werden. Die Lehrer müssen aber sprachlich darauf vorbereitet sein. Die besten didaktischen Ergebnisse sind wahrscheinlich, wenn die Gruppen nicht mehr als 8 – 12 Schüler zählen.

Die Aktivitäten im Unterricht sollten den Veranlagungen, der Logik und den Möglichkeiten der Kinder entsprechen. Sie sollten ihnen auch Spaß machen. Man kann Märchen, die die Kinder mögen, in den Unterricht einführen.

Im Studium auf Lehramt und im Laufe der Jahre (seit 2010 arbeite ich im Lehrerberuf) habe ich verschiedene Methoden kennen gelernt, mit deren Hilfe man den Lernern die vier Fertigkeiten beibringt (Lesen, Schreiben, Sprechen, Hören). Ich habe verstanden, wie wichtig die Wiederholung ist (repetitio es mater studiorum!) und  viel über die Bedeutung der Erzähltexte erfahren, z.B.:
- Welche eignen sich für den Fremdsprachenunterricht?
- Warum sollte man auf sie nicht verzichten?
- Wie sollte man mit ihnen arbeiten?


So, das wäre meine Reflexion. Das nächste Mal schreibe ich über meine Arbeit mit Flüchtlingen. 

21.9.16

Christian Hofmann von Hofmannswaldau: "Die Welt" (1679). Analyse und Interpretation. Teil 2

Stilmittel im Sonett:

Vers 1 und 2 - zwei Fragen --> eine deutliche Aufforderung, Verstärkung - der Zusammenhang der Fragen wird durch die Anapher verstärkt

Vers 1 und 2, 3 und 4, 5-8 - Anapher

"berühmtes Glänzen", "ganze Pracht" - Ironie

Vers 3 - "schnöder Schein" - Alliteration 

Vers 4 - "ein schneller Blitz" - Metapher, bedeutet die kurze Dauer. Es ist auch ein Pleonasmus - der Blitz ist immer schnell, dies betont, wie schnell die Vergänglichkeit ist. "schwarz gewölkte Nacht" --> steht für die Welt, für die Widersprüchlichkeit

Vers 7 - "Sklavenhaus" - Metapher --> Leiden, Last, Leben, Schwierigkeiten, Belastung 

Vers 8 - "faules Grab" - Metapher --> steht für die kurze Dauer des irdischen Lebens 

Strophe 2 - "Kummerdisteln", "Spital", "Krankheit", "Sklavenhaus", "Menschen dienen", "Grab" - Akkumulation --> inhaltliche Steigerung 

Vers 9 - "darauf wir Menschen bauen" - Inversion 

Vers 10 - "Abgott" --> der falsche Gott, das irdische Leben

"Fleisch" --> die Existenz, das Leben --> die Vergänglichkeit wird betont 

Vers 11 - "Komm Seele [...] und lerne weiter schauen" - Personifikation, Verstärkung durch den Imperativ 

Vers 13 - "Prangen" - Symbol für die Last des Lebens, für das Leiden 

Vers 15 - "Port" --> Metapher für den Himmel, für das Jenseits, für den Hafen des Jenseits 

10.9.16

Christian Hofmann von Hofmannswaldau: "Die Welt" (1679). Analyse und Interpretation. Teil 1

WAs ist die Welt / und ihr berühmtes gläntzen?
Was ist die Welt und ihre gantze Pracht?
Ein schnöder Schein in kurtzgefasten Gräntzen /
Ein schneller Blitz bey schwartzgewölckter Nacht.

Ein bundtes Feld / da Kummerdisteln grünen;
Ein schön Spital / so voller Kranckheit steckt.
Ein Sclavenhauß / da alle Menschen dienen /
Ein faules Grab / so Alabaster deckt.

Das ist der Grund / darauff wir Menschen bauen /
Und was das Fleisch für einen Abgott hält.
Komm Seele / komm / und lerne weiter schauen /
Als sich erstreckt der Zirckel dieser Welt.

Streich ab von dir derselben kurtzes Prangen /
Halt ihre Lust vor eine schwere Last.
So wirstu leicht in diesen Port gelangen /
Da Ewigkeit und Schönheit sich umbfast.

Der Text

Form:
- abwechselnd 10 und 11 Silben
- 4 Strophen

Metrum:
- fünfhebiger Jambus
- abwechselnd weibliche und männliche Kadenzen
Rhythmus: monoton, träge, melancholisch

Struktur:

- Vers 1 und 2 --> Fragen
- Vers 3-8 --> das lyrische Ich beschreibt, wie die Welt ist und antwortet auf die Fragen.
- Vers 11-16 --> das Jenseits, die Seele wird angesprochen

Inhalt: Der Leser wird aufgefordert, sich mit den Fragen zu beschäftigen. Wir leben in einer Scheinwelt, deren Grundlagen nicht stabil sind. Die Pracht der Welt ist eine Täuschung. Die Seele sollte die eitle Welt verlassen, auf der Welt nicht mehr verweilen, über sie hinausschauen. Das Leben ist eine schwere Last, der Mensch muss viele Schwierigkeiten bewältigen. Der Tod ist eine Art Befreiung, im Jenseits kann die Seele für immer bleiben.

Korrespondenz von Inhalt und Form: Im Zeitalter des Barocks herrschte Chaos (Dreißigjähriger Krieg, Glaubensspaltung). Die Form des Sonetts ist streng gehalten. Widersprüchlichkeit: Chaos ≠ strenge Form

Motive: Vergänglichkeit, Tod, Nichtigkeit, Schein und Wirklichkeit, Kritik an "carpe diem"

Interpretation: Die Seele ist unvergänglich. Sie sollte die Last des Lebens ablehnen, sich befreien. Der Körper, das Materielle sind vergänglich. Der Mensch sollte sich auf die Seele konzentrieren, weil sie ewig ist und weil er das ewige Glück im Jenseits erreichen kann. In der Gesellschaft achten die Menschen auf Nichtigkeiten, auf unbedeutende Sachen, die vergänglich sind.

Die Welt hat eine negative Atmosphäre. Das Jenseits wird positiv beschrieben - als der Ort des ewigen Glücks (religiöser Hintergrund). Die Erde als "Abgott" wird als nicht vollkommen geschildert, als eine Last. Im Jenseits gibt es keine Last, sondern Befreiung.

Der Mensch irrt sich, er wandert in Dunkelheit und erkennt sein wahres Ziel nicht. Er ist diesseitsorientiert, während die Welt traurig und leidvoll ist. Das Schöne lebt kurz. Nur die Fassade scheint schön zu sein, aber das Fundament ist nicht stabil. Im Jenseits gibt es Sicherheit, keine Gegensätze.

Intention: Das Gedicht hat einen belehrenden Charakter, typisch für den Barock. Der Mensch wird dazu aufgefordert, unwesentliche Sachen abzulehnen und sein Lebens auf das Jenseits auszurichten. Er sollte erkennen, dass nur die Seele wichig ist und dass nur sie ewig dauert. Der Mensch sollte positive, echte Werte suchen. Er wird vor der Nichtigkeit und Vergänglichkeit gewarnt.

Aktualität: Das Gedicht kann auch den modernen Menschen der Gegenwart ansprechen. Auch heutzutage haben die Menschen kein sicheres Fundament. Sie sind durch Konflikte, Krisen, Kriege verunsichert.

Kernaussage: Der einzige Ausweg für den verunsicherten Menschen ist das Jenseits. Der Mensch sollte das wirklich Wahre erkennen.

1.9.16

Wofür ist der gemeinsame europäische Referenzrahmen gut? (Meine Meinung)

Schon in meinem Studium, im Seminar "Methodik" habe ich mich mit dem GER auseinandergesetzt. Gleich nach dem Studium begann ich, als Deutschlehrerin zu arbeiten, also war der GER immer ein fester Bestandteil meiner Arbeit.

Ich komme aus Polen. Ich habe zwar nie in Polen unterrichtet, aber ich bin am Unterrichten der deutschen Sprache in Polen interessiert, ebenfalls an neuen Lehrwerken. Daher weiß ich, dass der GER auch in Polen unverzichtbar ist. Es gibt Kurse auf verschiedenen Niveaus, die Bezeichnungen von A1 bis C2 stehen auf allen Lehrwerken. Sie sind allgemein bekannt und werden im Alltag gebraucht.

Ich nutze den GER seit Jahren bei der Unterrichtsplanung. Ich benutze verschiedene Lehrwerke und der GER hilft mir bei der Orientierung und beim Finden eines Lehrwerks, das ich gerade brauche. Ich erzähle immer meinen Klassen über den GER, sodass es den Schülern und Schülerinnen leichter fällt, Bücher oder nur Übungen im Internet zu finden.

Meine Lernenden kennen den GER. Nicht immer genau, aber sie orientieren sich im Thema. Sie wissen, dass das Niveau A1 bedeutet, dass jemand Anfänger ist und dass C2 bedeutet, dass man eine Fremdsprache fließend spricht.
Sie erkennen die GER-Bezeichnungen auf den Lehrwerken. Im Juni hat eine der Klassen, die ich unterrichte, einen Sprachniveautest geschrieben. Das Ziel war es, zu ermitteln, ob die Lernenden das Niveau A1 erreicht haben.

Ich finde den GER hervorragend, und zwar aus folgenden Gründen:
- es ist einfacher, sich in Lehrwerken aus verschiedenen Ländern zu orientieren, sie zu suchen und zu finden
- man kann das Niveau der Lernenden eindeutiger einschätzen
- man kann die Lehrwerke besser vergleichen
- wenn jemand sagt: "Ich kann Deutsch auf B2", kann man sich etwas Bestimmtes darunter vorstellen


Ich kenne die Niveaustufen sehr gut, weil ich es mit ihnen im Alltag zu tun habe. Ich bediene mich vieler Lehrwerke und mache auch meinen Deutschlernenden bewusst, welches Niveau sie haben und wie sie die nächste Stufe erreichen können. Wenn es darum geht, wie die Niveaustufen gegeneinander abgegrenzt sind, habe ich das in meiner Arbeit gelernt. Früher habe ich über ein theoretisches Wissen verfügt, aber im Laufe der Jahre fiel es mir immer leichter, die Stufen abzugrenzen.