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12.12.16

Der Grundrhythmus meines Unterrichts

Drei grundlegende Abschnitte / Phasen:
Einstieg (Eröffnung, Hinwendung, Motivierung)
Erarbeitung (Konkretisierung, Anwendung, Übung, Transfer)
Sicherung / Anwendung (Lernkontrolle, Dokumentation, Präsentation, Reflexion)

Nach: Hilbert Meyer (2002, S. 147-156)

Ein didaktisches Modell für die Phasierung des Unterrichts (P - P - P):
Present --> Präsentieren --> Sprachmaterial oder Informationen werden präsentiert (Input)
Practice --> Üben --> die Informationen werden verarbeitet
Produce --> Produzieren --> mündliche oder schriftliche Äußerung, Verwendug der neuen sprachliche Mittel (Output)

Die Art, wie ich Unterricht plane, verhält sich zum Grundrhyhtmus "Einstieg - Erarbeitung - Sicherung" folgendermaßen:

Ich organisiere und strukturiere den Lernprozess sehr ähnlich, um ihn so gut wie möglich zu unterstützen. Phasen von Konzentration wechseln mit Phasen der Entspannung ab, damit die Aufmerksamkeit der Lernenden nicht nachlässt. So wird die Motivation aufrechterhalten. Die Abschnitte sollten in Einklang untereinander sein.

Der Sinn der Phasierung des Unterrichts:

Die Phasen einer Unterrichtsstunde oder einer sich über mehrere Stunden erstreckenden Unterrichtssequenz sind so etwas wie die Kapitel eines Buches. Sie strukturieren den Ablauf, erleichtern die Übersicht, bringen Abwechslung und Tempo in den Unterricht, bieten Halte- und Ruhepunkte und damit Gelegenheit zu besserer Orientierung und neuer Aufmerksamkeit. Eine genaue Planung einzelner Phasen erleichtert es dem Lehrer, für methodische Vielfalt im Unterricht zu sorgen und den thematischen roten Faden der Stunde nicht aus den Augen zu verlieren. Darüber hinaus liefern sie die notwendige Transparenz und sorgen nachhaltig für eine wachsende Planungskompetenz auch auf Seiten der meisten Schüler.

Thomas Unruh (www.guterunterricht.de)



Was können die einzelnen Abschnitte enthalten?
Einstieg
Erarbeitung
Sicherung
          -  Hausaufgaben besprechen
          - Lernziel / Inhalte vermitteln
           - Brainstorming
           - Aufgabenstellung
          - provozieren
           - Wiederholung
           - Vorwissen aktivieren
           - motivieren
           - Lernmaterial präsentieren
           - Lehrervortrag
           - Klärung von Fragen
           - Planung der  Aufgabenbearbeitung
           - Unterstützung durch den  Lehrer / die Lehrerin
           - Semantisierung
           - Systematisierung
           - Verständnisfragen
           - reproduktives Üben
           - Regelfindung
           - Arbeitsergebnisse präsentieren
           - teilreproduktives Üben
           - automatisieren
           - produktives Üben
           - Anwendung
           - Methodenreflexion
           - formfokussierte Reflexion
           - Transfer
           - Evaluation
           - inhaltsorientierte Reflexion
           - Zusammenfassung
           - Hausaufgabe
           - Weiterarbeit


Wie strukturiere ich meinen Unterricht?

1. Einstieg - im Einstieg gibt es meistens eine Wiederholung. In Bezug auf die letzte Unterrichtsstunde stelle ich den Lernenden gezielte Fragen. Manchmal stellt es sich heraus, dass sie ihr Wissen noch nicht anwenden können. Dann weiß ich, dass ich eine Wiederholung planen muss.
Im Einstieg wird auch eine Hausaufgabe besprochen, wenn es sie gab

In Bezug auf ein neues Thema wird das Vorwissen aktiviert. Ich bin davon überzeugt, dass Assoziogramme eine tolle Methode dafür sind. Im Laufe der Jahre habe ich eine Unterrichtsstunde, in der ein neues Thema behandelt werden sollte, oft so angefangen. Die Lernenden lassen sich immer etwas einfallen. Eine solche Aufgabe ist auch deswegen motivierend, weil sie gemeinsam gemacht wird. Es kann natürlich sein, dass ein Lerner nicht aktiv teilnimmt, aber dies ist für ihn auch nicht demotivierend, weil er z.B. Vokabeln nur beim Zuhören wiederholt.

Auch Brainstorming ist eine effektive Methode, um eine Unterrichtsstunde zu beginnen. Warum? Es gibt folgende Grunde dafür:

·       -   selbstverständlich gibt es in jeder Gruppe leistungsstarke Lerner und auch solche Lerner, die noch nicht so weit sind. Durch Brainstorming kann man jedoch alle motivieren: wenn wir uns über ein Thema Gedanken machen, fällt bestimmt jedem etwas ein;
·         - die Lernenden können ihre Ideen und Vorschläge frei äußern;
·         - möglichst viele Ideen werden gesammelt;
·         - die Ideen werden der Kritik anderer nicht ausgesetzt;
·        -  eine Idee kann sich unterschiedlich weiterentwickeln;
·         - man kann geäußerte Gedanken ergänzen;
·         - das freie Assoziieren lässt die Teilnahme aller Lernenden zu;
·         - auch ungewöhnliche Ideen können geäußert werden.

Damit Brainstorming effektiv ist, muss eine weitreichende oder eine konkrete Frage verständlich für alle geäußert werden.

2. Erarbeitung: es gibt viele Methoden, die die Durchführung der Erarbeitung eines Themas ermöglichen. Ich habe ein Beispiel hierfür vorbereitet:

Thema:Kannst du Schi fahren? Ja, ich kann Schi fahren”. (Niveau: A1)

Hauptziel: der Schüler soll das Verb „können“ und den neuen Wortschatz in kommunikativen Situationen richtig anwenden.

Feinziele:    1. Der Schüler kann das Verb „können“ konjugieren und es richtig aussprechen.
2. Der Schüler kann die Frage „kannst du... (z.B. reiten, Schi fahren)?“ beantworten.    
3. Der Schüler kennt die Wortfolge des Satzes mit dem Verb „können.“
4. Der Schüler kann den neuen Wortschatz in kommunikativen Situationen anwenden.

Die Ziele der konkreten Übungen in der Phase der Erarbeitung:

1. Die Schüler assoziieren eine Tätigkeit mit einem entsprechendem Bild.
2. Die Schüler können intuitiv die Frage: „kannst du.......?“ beantworten.
3. Der Schüler kann das Verb „können“ fehlerlos konjugieren und es richtig aussprechen.
4. Er weiß, dass diese Konjugation unregelmäßig ist und dass das zweite Verb nach dem Verb „können“ am Ende des Satzes stehen muss.

Wie sieht die Erarbeitung aus?

Der Lehrer sagt: „Ihr kennt schon viele, viele Verben. Heute werdet ihr ein neues Verb kennen lernen“. Der Lehrer hat für die heutige Unterrichtsstunde einige Bilder vorbereitet (sie müssen klar und deutlich sein, damit die Schüler keine Zweifel haben, was sie darstellen). Die Bilder stellen einige Tätigkeiten dar (z.B. schwimmen, Schi fahren, reiten). Der Lehrer zeigt das erste Bild und hängt es an die Tafel (z.B. das Bild, das jemanden darstellt, der reitet). Er sagt: „Er kann reiten“. Dann folgt das zweite Bild (das jemanden darstellt, der schwimmt). Der Lehrer sagt: „Sie kann schwimmen“. Auf diese Art und Weise folgen noch 3 Bilder. Dann stellt der Lehrer einzelnen Schülern Fragen, indem er ein entsprechendes Bild zeigt. Beispielsweise: „Ich kann reiten. Und du, kannst du reiten?“, „Ich kann Tischtennis spielen. Und du, kannst du Tischtennis spielen?“ Die Schüler beantworten die Fragen. Wenn sie irgendwelche Schwierigkeiten haben, hilft ihnen der Lehrer beim Beantworten der Fragen.

Dann sagt der Lehrer: „Ok, das war eine kleine Einführung. Jetzt lernen wir ein bisschen über das Verb „können“. Bitte, macht die Bücher auf, S. 50. Hier seht ihr die Konjugation des Verbes können.“ Der Lehrer erklärt die Bedeutung dieses Verbs. Dann liest er langsam die Sätze mit konjugiertem Verb „können“ vor (S. 50). Jetzt sagt er: „Jetzt üben wir die Aussprache des Verbes können. Ich lese einen Satz vor und ihr sprecht nach, ok?“ Auf diese Weise liest der Lehrer jeden einzelnen Satz vor und alle Schüler sprechen nach.

Nachher sagt der Lehrer: „Wir haben die Aussprache geübt. Ihr habt sehr schön nachgesprochen. Jetzt schreibe ich die Konjugation des Verbes können an die Tafel und ihr schreibt sie in die Hefte auf, ok?“ Dann sagt der Lehrer: „das ist die Konjugation, aber sie ist ein bisschen besonders. Wodurch unterscheidet sich diese Konjugation von der Konjugation der Verben lernen, malen und sagen? Wer weiß?“ Jetzt sollten die Schüler die Unterschiede bemerken und sich melden. Ein Schüler beantwortet die Frage (natürlich wenn der Schüler einen Fehler gemacht hat, korrigiert der Lehrer). Der Lehrer erklärt auch, dass nach dem Verb „können“ das zweite Verb am Ende des Satzes stehen muss.

Er zeigt das an Beispielen, die er vorgelesen hat. Der Lehrer sagt: „Ok, jetzt wisst ihr, dass diese Konjugation ein bisschen anders aussieht. Ihr müsst euch die Unterschiede merken. Das ist sehr wichtig. Jetzt werden wir diese Konjugation üben.“

3. Sicherung  - in dieser Phase konzentriere ich mich auf die Anwendung des Materials, der neuen sprachlichen Strukturen.

Thema:Kannst du Schi fahren? Ja, ich kann Schi fahren”.

Hauptziel: der Schüler soll das Verb „können“ und den neuen Wortschatz in kommunikativen Situationen richtig anwenden.

Feinziele:    1. Der Schüler kann das Verb „können“ konjugieren und es richtig aussprechen.
2. Der Schüler kann die Frage „kannst du... (z.B. reiten, Schi fahren)?“ beantworten.   
3. Der Schüler kennt die Wortfolge des Satzes mit dem Verb „können.“
4. Der Schüler kann den neuen Wortschatz in kommunikativen Situationen verwenden.

Übungsphase

Ziel: Der Schüler kann das Verb „können“ konjugieren. Er kennt die Wortfolge des Satzes mit diesem Verb.

Der Lehrer erklärt, worin die Übung  besteht. Die Schüler sollten die Lücken mit einer entsprechenden Form des Verbs „können“ ergänzen. Der Lehrer verteilt an die Lernenden die Blätter mit Übungen. So sieht eine von mir vorbereitete Übung aus:

Ergänze die Lücken mit einer entsprechenden Form des Verbs können!
ich ........................... wandern
du ........................... tanzen
er ........................... Drachen fliegen
sie ............................ Rad fahren
es ................................. segeln
wir ............................... rodeln
ihr ................................ Schi fahren
sie ................................. joggen
Sie ................................. angeln

Die Schüler lesen ihre ergänzten Sätze vor. Der Lehrer korrigiert eventuelle Fehler.

Jetzt folgt noch eine Übung. Die Klasse wird in Paare eingeteilt. Jedes Paar bekommt einige Wörter, die einen Aussagesatz oder eine Frage bilden sollten, z.B.

Sie – können - ? – fahren – Rad
segeln – du – nicht – kannst
könnt – fliegen ? – ihr – Drachen
malen – sie - können
er – spielen – Tischtennis – kann
sie – reiten – kann – nicht
ich – laufen – Schlittschuh – kann
es – fahren – kann – Rad
rodeln – wir – können

Die Schüler machen diese Übung in Paaren und dann lesen 3 Paare ihre Lösungen vor. Der Lehrer korrigiert eventuelle Fehler.


4. Reflexion  

Ich konzentriere mich auf die form- und inhaltsfokussierte Reflexion der Unterrichtsstunde. Auch auf die Methoden wird eingegangen. Ich analysiere mit den Lernenden die Unterrichtsstunde. Es ist mir wichtig, ein "frisches" Feedback zu bekommen. Die Lernenden bekommen eine Möglichkeit, Fragen zu stellen. Eventuelle Schwierigkeiten werden geklärt. Ich gebe der Gruppe eine Hausaufgabe auf und erkläre, wie sie zu machen ist. Manchmal gibt es auch zusätzliche Hausaufgaben, die gemacht werden können, aber nicht müssen. 

1.12.16

Die Leitfragen zur Planung von Unterricht

1. Was will ich erreichen? Wie formuliere ich Lernziele und kohärente Teillernziele?

2. Wo stehen meine Lernenden? Wie ist ihre Ausgangslage? Wie passe ich Unterrichtsverläufe an die Ausgangslage der Lernenden an?  Wie berücksichtige ich die Heterogenität der Gruppe bei der Planung?

3. Was tun die Lernenden, um das Lernziel zu erreichen? Welche Bedeutung haben die Lernaktivitäten und wie ordne ich den Teillernzielen passende Lernaktivitäten zu?

4. Wie arbeiten die Lernenden zusammen? Wie ordne ich Teillernzielen passende Arbeits- und Sozialformen zu? Wie sind die Kriterien für die Bestimmung von Sozialformen?

5. Womit arbeiten die Lernenden? Wie sind die Kriterien für die Auswahl von Lernmaterialien?

6. Wie präsentiere ich die Lehr-/Lernmaterialien? Wie wende ich Kriterien für die Auswahl bestimmter Medien an?

7. Was tut die Lehrerin / der Lehrer? Wie reflektiert sie/er ihre/seine Rolle bei der Unterrichtsplanung? Wie sind die Kriterien für die Bestimmung von Lehraktivitäten?


8. Wie evaluiere ich das Erreichen von Lernzielen? Haben die Lernenden die Teillernziele erreicht?