Die Epoche des Barock dauerte von ca. 1600 bis ca. 1750. Der Dreißigjährige Krieg (1618-1648) war das zentrale Ereignis und hinterließ verödete Landstriche. Der Begriff gilt übrigens als ein Oberbegriff für eine Kette von Kriegen: böhmisch-pfälzischer Krieg (1618-1623), niedersächsisch-dänischer Krieg (1625-1629), schwedischer Krieg (1630-1635) und schwedisch-französischer Krieg (1635-1648). Etwa ein Drittel der Bevölkerung in Deutschland fiel zum Opfer des Krieges. Die Bevölkerung ging von etwa 15-17 Mio. Menschen um etwa 5 Mio. Menschen zurück. Der Krieg wurde im Westfälischen Frieden von Münster und Osnabrück abgeschlossen.
Während das Land wiederaufgebaut wurde, entstand in deutschen Fürstentümern eine neue Herrschaftsform – der Absolutismus. Der Herrscher verfügte über eigene Machtvollkommenheit und bestimmte über das Land ohne Mitwirkung ständischer Institutionen. Die Gesellschaft war weiter in Stände gegliedert und der Adel genoss die meisten Privilegien.
Der Hof von Versailles zeichnete sich durch eine prunkvolle Architektur und galt als Symbol der Macht.
Während man im Mittelalter von einer religiösen Einheit sprechen konnte, galt die Glaubensspaltung als der Zentralpunkt des Barock. Die Reformation und Gegenreformation zerstörten die Einheit der Religion. Der Dreißigjährige Krieg war zunächst ein Religionskrieg. Der absolutistische Herrscher bestimmte die Konfession der Bevölkerung seines Landes. Die Macht der Kirche wurde erschüttert. Der Barock gilt daher als ein „konfessionelles Zeitalter“.
Der Barock zeichnete sich durch die Zerrissenheit und die Widersprüchlichkeit des Weltbilds aus:
- Die Religion spielte im Leben und im Bewusstsein der Menschen eine leitende Rolle, während die Hinwendung zu irdischen Genüssen zugleich propagiert wurde. Die Leiden des Menschen wurden als Wesensmerkmale des irdischen Lebens verstanden. Die Menschen wurden dazu aufgefordert, sich Gott hinzuwenden;
- Die strikte Jenseitsorientierung stand im Gegensatz zur Diesseitszugewandtheit;
- Die barocke Mode und Kunst mit reich ausgestatteten Gewändern, riesigen Perücken, Prunk, Lebenslust zeigte die Weltfreude, während zahlreiche Todesdarstellungen als karg beschrieben werden können;
- Der Aufschwung der Mathematik und der Naturwissenschaften war mit der Hinwendung zur Welt verbunden. Das Weltbild der Zeit war von René Descartes‘ Rationalismus und von Isaac Newtons Grundlagen der neuzeitlichen Physik geprägt. Die barocke Vorliebe für die Geometrie herrschte z. B. in Gartenanlagen.
Die deutsche barocke Literatur suchte ihre Vorbilder im hohen Standard der west- und südeuropäischen Länder. Die Fürstenhöfe mit ihren Hofpoeten bildeten neben Schulen und Universitäten literarische Zentren. An diesen Einrichtungen fanden adlige und bürgerliche Verwaltungsbeamten und Gelehrten ihr Publikum. Zu Leistungen der deutschen Barockdichtern gehören:
- Die Entwicklung der neuhochdeutschen Literatursprache;
- Die Entfaltung der meisten literarischen Gattungen und Formen;
- Die normative Festlegung der Formen, Themen und Stoffe in Poetiken. Die berühmtesten Poetiken waren „Buch von der Deutschen Poeterey“ (1624) von Martin Opitz und „Poetischer Trichter“ (1647-1653) von Georg Philipp Harsdörffer.
Den literarischen Gattungen waren bestimme Themen und Stoffe zugeordnet:
Lyrik: die Leitideen „vanitas“ (Vergänglichkeit – alles irdische Streben ist nutzlos und vergeblich, die Hinwendung zum Jenseits gibt dem Leben einen Sinn, Eitelkeit im Sinne von Nichtigkeit und Vergeblichkeit), „memento mori“ (Bedenke, dass du sterben musst) und „carpe diem“ (Nutze den Tag – Prunk, Lebensgenuss, Sinneslust)
Epik: ländliche Idyllen und Schäferspiele
Dramatik: die Standhaftigkeit christlicher Märtyrer
In allen Gattungen: Huldigungen an Herrscher und hochgestellte Persönlichkeiten.
Das barocke Literaturverständnis hatte folgende Merkmale:
- Das Begreifen der Kunst als erlernbar. Die Kunst wird als formalistisch verstanden, d. h. dass tradierte Schemata und Themen variiert werden können und nicht dass die Kunst individuelle Aussagen fördern sollte;
- Die Literatur wendet sich an den Verstand, nicht an das Gefühl;
- Die Natur wird als Kosmos an Zeichen und Sinnbildern („mundus symbolicus“) verstanden – sie gilt nicht als ein Erlebnisraum;
- Die Dichtung ist ein Spiel des Verschlüsselns und Entschlüsselns;
- Die barocke „Schwulst“ zeichnete sich durch die Verwendung von zahlreichen Metaphern, Emblemen und Allegorien aus;
- Die Dichtung sollte wirkungsmächtig sein. „Docere, delectare, movere“ – „belehren, unterhalten, bewegen“.
Barocke Kontraste:
Diesseits – Jenseits
Sinnenfreude – christliche Tugenden
Erotik – Askese
Körper – Seele
Schein – Wirklichkeit
Vielfalt der Gegensätze – die göttliche Ordnung
das Individuelle – das Allgemeine
Eine Internetseite für alle, die an der Germanistik und an der deutschen Sprache interessiert sind.
30.9.12
23.9.12
Deutschland. Ein Wintermärchen: Caput XV
Der Dichter reist mit der Postkutsche weiter. Es regnet, die Stimmung ist düster, er ist eingeschlafen und hatte einen Traum. Er träumte vom Besuch im Wunderberg beim Kaiser Rotbart, der nicht so aussah, wie man sich ihn meistens vorstellt: nicht so „ehrwürdig“.
Im Traum zeigt ihm Rotbart seinen Besitz – alles, was sich in den einzelnen Sälen befindet. Der Kaiser erklärt ihm, wie man mit der Waffe umgeht. Dann gibt er sich stolz darauf, dass die Fahne von den Motten nicht zerfressen worden ist. Im Saal, in dem die Soldaten schlafen, spricht er leise, um sie nicht zu wecken. Der Kaiser bezahlt seinen Soldaten jeweils einen Dukaten. Er tue dies alle 100 Jahre, so leise, dass seine Krieger nicht wecken. Im nächsten Saal zählt er die Pferde und sagt, dass er genug Soldaten und Waffen habe, aber es fehle an Pferden. Er verschaffe sich neue Pferde, um kämpfen zu können. Dann werde er im Stande sein, sein Vaterland zu befreien:
Ich warte, bis die Zahl komplett,
Dann schlag ich los und befreie
Mein Vaterland, mein deutsches Volk,
Das meiner harret mit Treue.
Rotbart ist davon überzeugt, dass seine Zeitgenossen auf seine Hilfe warten. Der Dichter nennt ihn einen „alten Gesellen“ – er solle sich lieber Esel statt Pferde nehmen. Rotbart erwidert jedoch, dass es noch Zeit gebe:
Und chi va piano, va sano, so heißt
Das Sprüchwort im römischen Reiche.
„Chi va piano, va sano“ – „Wer langsam geht, geht sicher“.
Im Traum zeigt ihm Rotbart seinen Besitz – alles, was sich in den einzelnen Sälen befindet. Der Kaiser erklärt ihm, wie man mit der Waffe umgeht. Dann gibt er sich stolz darauf, dass die Fahne von den Motten nicht zerfressen worden ist. Im Saal, in dem die Soldaten schlafen, spricht er leise, um sie nicht zu wecken. Der Kaiser bezahlt seinen Soldaten jeweils einen Dukaten. Er tue dies alle 100 Jahre, so leise, dass seine Krieger nicht wecken. Im nächsten Saal zählt er die Pferde und sagt, dass er genug Soldaten und Waffen habe, aber es fehle an Pferden. Er verschaffe sich neue Pferde, um kämpfen zu können. Dann werde er im Stande sein, sein Vaterland zu befreien:
Ich warte, bis die Zahl komplett,
Dann schlag ich los und befreie
Mein Vaterland, mein deutsches Volk,
Das meiner harret mit Treue.
Rotbart ist davon überzeugt, dass seine Zeitgenossen auf seine Hilfe warten. Der Dichter nennt ihn einen „alten Gesellen“ – er solle sich lieber Esel statt Pferde nehmen. Rotbart erwidert jedoch, dass es noch Zeit gebe:
Und chi va piano, va sano, so heißt
Das Sprüchwort im römischen Reiche.
„Chi va piano, va sano“ – „Wer langsam geht, geht sicher“.
16.9.12
Deutschland. Ein Wintermärchen: Caput XIV
Der Dichter reist mit der Chaise weiter: er erinnert sich an ein altes Lied, das seine Amme gesungen hat. Es war ein Lied von einer Königstochter, die als Gänsemagd arbeiten und auf der Heide einsam die Gänse hüten musste (der Stoff der Gebrüder Grimm – „Die Gänsemagd"). Auf die Ähnlichkeiten mit dem Volksmärchen weist die Motivik hin:
Denn angenagelt über dem Tor
Sah sie ein Roßhaupt ragen,
Das war der Kopf des armen Pferds,
Das sie in die Fremde getragen.
Die Königstochter seufzte tief:
»O Falada, daß du hangest!«
Der Pferdekopf herunterrief:
»O wehe! daß du gangest!«
Die Königstochter seufzte tief:
»Wenn das meine Mutter wüßte!«
Der Pferdekopf herunterrief:
»Ihr Herze brechen müßte!«
Der Dichter denkt an seine „Mädchenmörderballade“, in der ein Mörder zum Tode verurteilt und im Wald gehenkt wurde. In seinem Gedankengang assoziiert Heine die beiden Werke miteinander. Seine Amme, eine ältere Frau, kannte viele Gedichte und Lieder, Volkslieder. Wenn er an die „Mädchenmörderballade“ denkt, kommt ihm seine Amme in den Sinn. Er schaut rückblickend an die Kinderlieder, die er in seinem Kopf immer noch präsent hat.
Die Amme erwähnte auch den Kaiser Friedrich Barbarossa (1152 bestieg er den Thron, 1156 wurde er zum Kaiser gekrönt, 1190 kam er im letzten Kreuzzug ums Leben). Der Sage nach schläft er im Kyffhäuser, wo eine Höhle sich befindet. Kyffhäuser ist ein Bergrücken in Thüringen.
Dort würde es vier Säle geben. Im ersten Saal seien Pferde („viel tausend“), die jedoch wie tot aussehen:
Kein einziges wiehert, kein einziges stampft,
Sind still, wie aus Eisen gegossen.
Im zweiten Saal seien Soldaten, „gerüstet von Kopf bis Fuß“. Sie scheinen auf den Krieg, auf den Kampf ausgerichtet zu sein. Es ist nur ein Schein, denn sie sind bewegungslos, leblos.
Im dritten Saal ist die Ausstattung, das Kriegswerkzeug: „Schwerter, Streitäxte, Speere, / Harnische, Helme, von Silber und Stahl, / Altfränkische Feuergewehre.“ Es gibt auch eine Fahne („schwarzrotgülden“).
Der Kaiser bewohnt den vierten Saal. „Schon seit Jahrhunderten“ sitzt er auf seinem Thron. Er ist wie versteinert, aber macht manchmal eine kleine Bewegung. Er schläft oder denkt nach, er braucht nicht aufzuwachen, weil seine Zeit noch nicht gekommen ist. Der Dichter sagt aber voraus, dass eine Stunde kommt, in der er nach der Fahne greifen und seinen Soldaten wieder befehlen wird. Dann wird auch das Volk erwachen und sich als bereit für den Kampf erklären. Die Soldaten würden immer noch gut kämpfen und der Kaiser würde die Feinde seines Vaterlandes bestrafen. Niemand wird seiner Wut entkommen. Die Mörder, die in seiner Heimat Unheil anrichten, werden bestraft werden:
Die Mörder, die gemeuchelt einst
Die teure, wundersame,
Goldlockichte Jungfrau Germania –
»Sonne, du klagende Flamme!«
Wohl mancher, der sich geborgen geglaubt
Und lachend auf seinem Schloß saß,
Er wird nicht entgehen dem rächenden Strang,
Dem Zorne Barbarossas! – – –
Die ungerechten, moralisch schlechten Menschen wären nicht geborgen. Die Wut, die Rache würde sie erreichen.
Im ganzen Abschnitt wiederholt sich der Vers „Sonne, du klagende Flamme!“ Die Sonne ist ein Symbol der Freiheit, der Gerechtigkeit, der Zeit, in der die Ungerechtigkeit bestraft wird und in der die Unabhängigkeit sich durchsetzen wird. Die Sonne wird als eine „klagende Flamme“ beschrieben – es scheint, als ob sie die Verhältnisse in Deutschland beobachten und über sie jammern würde. Die „Flamme“ leuchtet gelbrot, sie ist ein Teil des Feuers, das brennen sollte – sie symbolisiert den Impuls, den Ansporn zum Kampf. Die Sonne brennt so wie das Feuer.
Denn angenagelt über dem Tor
Sah sie ein Roßhaupt ragen,
Das war der Kopf des armen Pferds,
Das sie in die Fremde getragen.
Die Königstochter seufzte tief:
»O Falada, daß du hangest!«
Der Pferdekopf herunterrief:
»O wehe! daß du gangest!«
Die Königstochter seufzte tief:
»Wenn das meine Mutter wüßte!«
Der Pferdekopf herunterrief:
»Ihr Herze brechen müßte!«
Der Dichter denkt an seine „Mädchenmörderballade“, in der ein Mörder zum Tode verurteilt und im Wald gehenkt wurde. In seinem Gedankengang assoziiert Heine die beiden Werke miteinander. Seine Amme, eine ältere Frau, kannte viele Gedichte und Lieder, Volkslieder. Wenn er an die „Mädchenmörderballade“ denkt, kommt ihm seine Amme in den Sinn. Er schaut rückblickend an die Kinderlieder, die er in seinem Kopf immer noch präsent hat.
Die Amme erwähnte auch den Kaiser Friedrich Barbarossa (1152 bestieg er den Thron, 1156 wurde er zum Kaiser gekrönt, 1190 kam er im letzten Kreuzzug ums Leben). Der Sage nach schläft er im Kyffhäuser, wo eine Höhle sich befindet. Kyffhäuser ist ein Bergrücken in Thüringen.
Dort würde es vier Säle geben. Im ersten Saal seien Pferde („viel tausend“), die jedoch wie tot aussehen:
Kein einziges wiehert, kein einziges stampft,
Sind still, wie aus Eisen gegossen.
Im zweiten Saal seien Soldaten, „gerüstet von Kopf bis Fuß“. Sie scheinen auf den Krieg, auf den Kampf ausgerichtet zu sein. Es ist nur ein Schein, denn sie sind bewegungslos, leblos.
Im dritten Saal ist die Ausstattung, das Kriegswerkzeug: „Schwerter, Streitäxte, Speere, / Harnische, Helme, von Silber und Stahl, / Altfränkische Feuergewehre.“ Es gibt auch eine Fahne („schwarzrotgülden“).
Der Kaiser bewohnt den vierten Saal. „Schon seit Jahrhunderten“ sitzt er auf seinem Thron. Er ist wie versteinert, aber macht manchmal eine kleine Bewegung. Er schläft oder denkt nach, er braucht nicht aufzuwachen, weil seine Zeit noch nicht gekommen ist. Der Dichter sagt aber voraus, dass eine Stunde kommt, in der er nach der Fahne greifen und seinen Soldaten wieder befehlen wird. Dann wird auch das Volk erwachen und sich als bereit für den Kampf erklären. Die Soldaten würden immer noch gut kämpfen und der Kaiser würde die Feinde seines Vaterlandes bestrafen. Niemand wird seiner Wut entkommen. Die Mörder, die in seiner Heimat Unheil anrichten, werden bestraft werden:
Die Mörder, die gemeuchelt einst
Die teure, wundersame,
Goldlockichte Jungfrau Germania –
»Sonne, du klagende Flamme!«
Wohl mancher, der sich geborgen geglaubt
Und lachend auf seinem Schloß saß,
Er wird nicht entgehen dem rächenden Strang,
Dem Zorne Barbarossas! – – –
Die ungerechten, moralisch schlechten Menschen wären nicht geborgen. Die Wut, die Rache würde sie erreichen.
Im ganzen Abschnitt wiederholt sich der Vers „Sonne, du klagende Flamme!“ Die Sonne ist ein Symbol der Freiheit, der Gerechtigkeit, der Zeit, in der die Ungerechtigkeit bestraft wird und in der die Unabhängigkeit sich durchsetzen wird. Die Sonne wird als eine „klagende Flamme“ beschrieben – es scheint, als ob sie die Verhältnisse in Deutschland beobachten und über sie jammern würde. Die „Flamme“ leuchtet gelbrot, sie ist ein Teil des Feuers, das brennen sollte – sie symbolisiert den Impuls, den Ansporn zum Kampf. Die Sonne brennt so wie das Feuer.
15.9.12
14.9.12
Deutsch für Kinder. Lektion 1
Eine Sammlung von Fragen, Antworten und Wörtern, die man den Kindern in der ersten Deutschstunde spielerisch vermitteln kann (mit Übersetzung ins Polnische):
13.9.12
Deutsch für Kinder. Wortschatz zur Unterrichtseinheit 1
Die Wortschatzsammlung zur Unterrichtseinheit 1, die ich gestern veröffentlicht habe und die in kürzere Einheiten eingeteilt werden sollte:
12.9.12
Deutsch für Kinder. Teil 1
Wenn man die Sprache interessant vermittelt, lernen die Kinder sehr gerne. Kleine Kinder lernen Fremdsprachen schneller. Ich habe für heute eine Lektion vorbereitet, die natürlich in kürzere Unterrichtseinheiten eingeteilt werden sollte. Es ist eine Sammlung von Ideen – die Lehrkraft kann bunte Bilder (Blumen, Regenbogen, Tiere) nutzen. Die Kinder können z. B. „Tiere spielen“ und darstellen, was die Tiere machen, um zu lernen, einfache Tätigkeiten auf Deutsch zu nennen. Auf diese Art und Weise vermittelt man die deutschen Wörter viel interessanter!
Die folgende Sammlung von Bildern, Wörtern und Sätzen sollte eine Anregung, ein Impuls für die ersten Deutschstunden sein:
Die folgende Sammlung von Bildern, Wörtern und Sätzen sollte eine Anregung, ein Impuls für die ersten Deutschstunden sein:
11.9.12
Deutschland. Ein Wintermärchen: Caput XIII
Der Dichter befindet sich in der Nähe von Paderborn. Im 13. Abschnitt macht er sich Gedanken über die Vergeblichkeit des menschlichen Tuns und über den Einfluss der Zensur auf die Literatur.
Ein Gedanke über Sisyphus kommt in ihm auf. Sisyphus war eine Gestalt der griechischen Mythologie – er muss wegen seiner Missetaten einen Felsklotz auf einen Berg rollen, der ihm jedoch immer wieder entgleitet. Der Ausdruck „Sisyphusarbeit“ steht für eine sinnlose, vergebliche Anstrengung, für eine schwere Arbeit, die nie ans Ziel führt.
Als der Morgennebel verschwindet, sieht er ein Kreuz mit der Figur Jesu und unterstreicht, dass sein Versuch, die Welt zu retten, vergeblich gewesen sei. Jesus sei weder vom Staat noch von der Kirche unterstützt worden. „Die Herren vom hohen Rate“ seien heuchlerisch, unehrlich gewesen.
Heinrich Heine bezieht sich auf seine Gegenwart. Jesus konnte seine Botschaft als ein Buch nicht herausgeben, damals gab es keinen Buchdruck. Er war nicht im Stande, den Staat und die Kirche auf diese Art und Weise zu kritisieren. Er wäre jedoch sicherlich zensiert gewesen, dann hätte man ihn aber nicht gekreuzigt. Jesus wollte Gutes tun, aber wurde zum „warnenden“ Beispiel.
Der Dichter kann seine Gedanken literarisch verwirklichen, rebellieren und Stellung zu politischen Verhältnissen nehmen, obwohl die staatlichen Behörden und die Zensur ihn daran zu hindern suchen.
Ein Gedanke über Sisyphus kommt in ihm auf. Sisyphus war eine Gestalt der griechischen Mythologie – er muss wegen seiner Missetaten einen Felsklotz auf einen Berg rollen, der ihm jedoch immer wieder entgleitet. Der Ausdruck „Sisyphusarbeit“ steht für eine sinnlose, vergebliche Anstrengung, für eine schwere Arbeit, die nie ans Ziel führt.
Als der Morgennebel verschwindet, sieht er ein Kreuz mit der Figur Jesu und unterstreicht, dass sein Versuch, die Welt zu retten, vergeblich gewesen sei. Jesus sei weder vom Staat noch von der Kirche unterstützt worden. „Die Herren vom hohen Rate“ seien heuchlerisch, unehrlich gewesen.
Heinrich Heine bezieht sich auf seine Gegenwart. Jesus konnte seine Botschaft als ein Buch nicht herausgeben, damals gab es keinen Buchdruck. Er war nicht im Stande, den Staat und die Kirche auf diese Art und Weise zu kritisieren. Er wäre jedoch sicherlich zensiert gewesen, dann hätte man ihn aber nicht gekreuzigt. Jesus wollte Gutes tun, aber wurde zum „warnenden“ Beispiel.
Der Dichter kann seine Gedanken literarisch verwirklichen, rebellieren und Stellung zu politischen Verhältnissen nehmen, obwohl die staatlichen Behörden und die Zensur ihn daran zu hindern suchen.
10.9.12
Deutschland. Ein Wintermärchen: Caput XII
Es ist Nacht, der Dichter befindet sich im Wald. Er reist mit der Chaise (Postkutsche). Ein Rad geht um Mitternacht los, die Kutsche muss im nahe gelegenen Dorf repariert werden. Der Dichter bleibt im Wald alleine und hört Wölfe heulen. Er ist glücklich, hier zu sein. Es ist, als würden die Wölfe ihn zu Hause willkommen heißen. Er fühlt sich wie ein Wolf, die Wölfe symbolisieren die Deutschen. Heine kommt zurück und man begrüßt ihn in der Heimat.
Die Wölfe sind reserviert, aber er versichert ihnen, dass er ein Wolf wäre, auch wenn er einen Schafspelz anhätte. Er sei kein Franzose. Er sei zwar im Ausland gewesen, aber er vertrete die französischen Interessen nicht. Man könne an ihm nie zweifeln. Er habe die Heimat nie verraten, die Fronten nicht gewechselt.
Der Dichter dankt seinen Landsleuten für das Vertrauen, er kennt seine Wurzeln:
Ich bin kein Schaf, ich bin kein Hund,
Kein Hofrat und kein Schellfisch –
Ich bin ein Wolf geblieben, mein Herz
Und meine Zähne sind wölfisch.
Ich bin ein Wolf und werde stets
Auch heulen mit den Wölfen –
Ja, zählt auf mich und helft euch selbst,
Dann wird auch Gott euch helfen!
Der Dichter erwähnt Gustav Kolb, den Herausgeber der „Augsburger Allgemeinen Zeitung“, der mit ihm befreundet war und seinen Text publizierte.
Im 12. Abschnitt kritisiert Heine vor allem die politischen Zustände, auch Vorurteile, die herrschen. Er ruft zum Kampf auf, der seinen Zeitgenossen viel Gutes, aber auch viel Schlechtes bringen kann. Es kann festgestellt werden, dass Heine Propaganda betreibt. Im Text „Deutschland. Ein Wintermärchen“ kritisiert er übrigens den deutsch-preußischen Militarismus, die nationale Borniertheit, die philisterhaften Vorurteile, den Chauvinismus.
Die Wölfe sind reserviert, aber er versichert ihnen, dass er ein Wolf wäre, auch wenn er einen Schafspelz anhätte. Er sei kein Franzose. Er sei zwar im Ausland gewesen, aber er vertrete die französischen Interessen nicht. Man könne an ihm nie zweifeln. Er habe die Heimat nie verraten, die Fronten nicht gewechselt.
Der Dichter dankt seinen Landsleuten für das Vertrauen, er kennt seine Wurzeln:
Ich bin kein Schaf, ich bin kein Hund,
Kein Hofrat und kein Schellfisch –
Ich bin ein Wolf geblieben, mein Herz
Und meine Zähne sind wölfisch.
Ich bin ein Wolf und werde stets
Auch heulen mit den Wölfen –
Ja, zählt auf mich und helft euch selbst,
Dann wird auch Gott euch helfen!
Der Dichter erwähnt Gustav Kolb, den Herausgeber der „Augsburger Allgemeinen Zeitung“, der mit ihm befreundet war und seinen Text publizierte.
Im 12. Abschnitt kritisiert Heine vor allem die politischen Zustände, auch Vorurteile, die herrschen. Er ruft zum Kampf auf, der seinen Zeitgenossen viel Gutes, aber auch viel Schlechtes bringen kann. Es kann festgestellt werden, dass Heine Propaganda betreibt. Im Text „Deutschland. Ein Wintermärchen“ kritisiert er übrigens den deutsch-preußischen Militarismus, die nationale Borniertheit, die philisterhaften Vorurteile, den Chauvinismus.
9.9.12
Deutschland. Ein Wintermärchen: Caput XI
Der Dichter befindet sich im Teutoburger Wald, den Tacitus (ca. 55-116) erwähnt hat. Tacitus war ein römischer Geschichtsschreiber. Im ersten Buch der „Annalen“ berichtet er von der Schlacht im Teutoburger Wald (9 n. Chr.). Damals siegte Arminius Hermann – der Cheruskerfürst, der nach mehrjährigem römischem Kriegsdienst zum Fürsten der Cherusker wurde. Die Cherusker waren ein Germanenstamm zwischen Elbe und Weser. Der Führer der römischen Legionen war Quindilius Varus – römischer Statthalter in Germanien. Er wurde von Arminius Hermann besiegt:
Das ist der klassische Morast,
Wo Varus steckengeblieben.
Hier schlug ihn der Cheruskerfürst,
Der Hermann, der edle Recke;
Die deutsche Nationalität,
Die siegte in diesem Drecke.
Arminius zwang Rom zur Aufgabe der rechtsrheinischen Gebiete. Rhein und Donau wurden wieder Reichsgrenzen. Für Tacitus ist der Cheruskerfürst „unzweifelhaft der Befreier Germaniens“.
Der Dichter beschreibt, was seiner Ansicht nach höchstwahrscheinlich geschehen wäre, wenn die Römer einen Sieg errungen hätten: in seinem Vaterland würden jetzt römische Sprachen und Sitten herrschen.
In München gebe es „Vestalen“ (eig. Vestalinnen, also Priesterinnen der römischen Göttin Vesta).
Hengstenberg wäre ein "Haruspex" (römischer Priester, der aus den Eingeweiden der Opfertiere weissagte).
Neander (Johann August Wilhelm – Theologe, Mitglied der preußischen Zensurbehörde) wäre ein Augur (römischer Priester, der aus bestimmten Vorzeichen den Willen der Götter vor wichtigen Staatshandlungen erforschte).
Heine lobt die deutsche Freiheit, ist dankbar, dass Hermann die Schlacht gewonnen hat, aber geht auf die Zersplitterung seines Vaterlandes ein:
Wir hätten einen Nero jetzt,
Statt Landesväter drei Dutzend.
Der Dichter redet in den höchsten Tönen über die deutsche Sprache, die dank dem so bedeutenden Sieg in seinem Vaterland statt Latein gesprochen wird:
Gottlob! Der Hermann gewann die Schlacht,
Die Römer wurden vertrieben,
Varus mit seinen Legionen erlag,
Und wir sind Deutsche geblieben!
Wir blieben deutsch, wir sprechen deutsch,
Wie wir es gesprochen haben;
Der Esel heißt Esel, nicht asinus,
Die Schwaben blieben Schwaben.
Deutschland ist trotz der Zersplitterung Deutschland geblieben – ein Land mit seiner Sprache und seinen Traditionen.
Das ist der klassische Morast,
Wo Varus steckengeblieben.
Hier schlug ihn der Cheruskerfürst,
Der Hermann, der edle Recke;
Die deutsche Nationalität,
Die siegte in diesem Drecke.
Arminius zwang Rom zur Aufgabe der rechtsrheinischen Gebiete. Rhein und Donau wurden wieder Reichsgrenzen. Für Tacitus ist der Cheruskerfürst „unzweifelhaft der Befreier Germaniens“.
Der Dichter beschreibt, was seiner Ansicht nach höchstwahrscheinlich geschehen wäre, wenn die Römer einen Sieg errungen hätten: in seinem Vaterland würden jetzt römische Sprachen und Sitten herrschen.
In München gebe es „Vestalen“ (eig. Vestalinnen, also Priesterinnen der römischen Göttin Vesta).
Hengstenberg wäre ein "Haruspex" (römischer Priester, der aus den Eingeweiden der Opfertiere weissagte).
Neander (Johann August Wilhelm – Theologe, Mitglied der preußischen Zensurbehörde) wäre ein Augur (römischer Priester, der aus bestimmten Vorzeichen den Willen der Götter vor wichtigen Staatshandlungen erforschte).
Heine lobt die deutsche Freiheit, ist dankbar, dass Hermann die Schlacht gewonnen hat, aber geht auf die Zersplitterung seines Vaterlandes ein:
Wir hätten einen Nero jetzt,
Statt Landesväter drei Dutzend.
Der Dichter redet in den höchsten Tönen über die deutsche Sprache, die dank dem so bedeutenden Sieg in seinem Vaterland statt Latein gesprochen wird:
Gottlob! Der Hermann gewann die Schlacht,
Die Römer wurden vertrieben,
Varus mit seinen Legionen erlag,
Und wir sind Deutsche geblieben!
Wir blieben deutsch, wir sprechen deutsch,
Wie wir es gesprochen haben;
Der Esel heißt Esel, nicht asinus,
Die Schwaben blieben Schwaben.
Deutschland ist trotz der Zersplitterung Deutschland geblieben – ein Land mit seiner Sprache und seinen Traditionen.
8.9.12
Deutschland. Ein Wintermärchen: Caput X
Die Nacht herrscht. Der Dichter begibt sich in ein Wirtshaus (er befindet sich immer noch in Hagen). Dort trifft er ein hübsches Mädchen. Sie gibt ihm Punsch, von ihr hört er den „westfälischen Akzent“ wieder. Seine Erinnerungen werden evoziert, er denkt an Westfalen (Studentenverbindung „Guestphalia“, der Heine 1824-25 angehörte).
Er gibt sich sentimental, wendet sich an das westfälische Volk, es sind positive Äußerungen. Der Dichter erinnert sich an die Zeit, die er in Westfalen verbracht hat:
Ich dachte der lieben Brüder,
Der lieben Westfalen, womit ich so oft
In Göttingen getrunken,
Bis wir gerührt einander ans Herz
Und unter die Tische gesunken!
Ich habe sie immer so liebgehabt,
Die lieben, guten Westfalen,
Ein Volk, so fest, so sicher, so treu,
Ganz ohne Gleißen und Prahlen.
Das westfälische Volk beschreibt der Dichter sehr positiv. Die dortigen Menschen seien freundlich, sentimental, ehrlich, entgegenkommend. Anschließend warnt der Dichter vor Kriegen, Kämpfen und wünscht ihnen das Beste für die Zukunft:
Er [der Himmel] schenke deinen Söhnen stets
Ein sehr gelindes Examen,
Und deine Töchter bringe er hübsch
Unter die Haube – Amen!
Er gibt sich sentimental, wendet sich an das westfälische Volk, es sind positive Äußerungen. Der Dichter erinnert sich an die Zeit, die er in Westfalen verbracht hat:
Ich dachte der lieben Brüder,
Der lieben Westfalen, womit ich so oft
In Göttingen getrunken,
Bis wir gerührt einander ans Herz
Und unter die Tische gesunken!
Ich habe sie immer so liebgehabt,
Die lieben, guten Westfalen,
Ein Volk, so fest, so sicher, so treu,
Ganz ohne Gleißen und Prahlen.
Das westfälische Volk beschreibt der Dichter sehr positiv. Die dortigen Menschen seien freundlich, sentimental, ehrlich, entgegenkommend. Anschließend warnt der Dichter vor Kriegen, Kämpfen und wünscht ihnen das Beste für die Zukunft:
Er [der Himmel] schenke deinen Söhnen stets
Ein sehr gelindes Examen,
Und deine Töchter bringe er hübsch
Unter die Haube – Amen!
6.9.12
Deutschland. Ein Wintermärchen: Caput IX
Der Dichter begibt sich nach Hagen. Hier isst er Gerichte der „altgermanischen Küche“ und erinnert sich daran, was seine Mutter gekocht hat:
Sei mir gegrüßt, mein Sauerkraut,
Holdselig sind deine Gerüche!
Gestovte Kastanien im grünen Kohl!
So aß ich sie einst bei der Mutter!
Ihr heimischen Stockfische, seid mir gegrüßt!
Wie schwimmt ihr klug in der Butter!
Die Erinnerungen werden evoziert. Der Dichter genießt die Leckereien der deutschen Küche („Würste“, „Krammetsvögel“, „Englein mit Apfelmus“, Gans, Schweinefleisch), die er im Exil vermisst hat und die er innig liebt.
Er fühlt sich zu Hause, wird willkommen geheißen, herzlich aufgenommen, als ob er bei seiner Familie wäre (auch weil die Küche so wie bei seiner Mutter ist). Das Essen erinnert den Dichter an seine Kindheit und Jugend, an ein Mädchen, das „vielleicht“ in ihn verliebt war. Er bemerkt mit Freude, dass die deutsche Küche sich nicht geändert hat, dass alles gleich gut schmeckt wie früher:
Noch immer schmückt man den Schweinen bei uns
Mit Lorbeerblättern den Rüssel.
Der Dichter ist glücklich, weil sein Land unter manchen Aspekten nicht anders geworden ist.
Sei mir gegrüßt, mein Sauerkraut,
Holdselig sind deine Gerüche!
Gestovte Kastanien im grünen Kohl!
So aß ich sie einst bei der Mutter!
Ihr heimischen Stockfische, seid mir gegrüßt!
Wie schwimmt ihr klug in der Butter!
Die Erinnerungen werden evoziert. Der Dichter genießt die Leckereien der deutschen Küche („Würste“, „Krammetsvögel“, „Englein mit Apfelmus“, Gans, Schweinefleisch), die er im Exil vermisst hat und die er innig liebt.
Er fühlt sich zu Hause, wird willkommen geheißen, herzlich aufgenommen, als ob er bei seiner Familie wäre (auch weil die Küche so wie bei seiner Mutter ist). Das Essen erinnert den Dichter an seine Kindheit und Jugend, an ein Mädchen, das „vielleicht“ in ihn verliebt war. Er bemerkt mit Freude, dass die deutsche Küche sich nicht geändert hat, dass alles gleich gut schmeckt wie früher:
Noch immer schmückt man den Schweinen bei uns
Mit Lorbeerblättern den Rüssel.
Der Dichter ist glücklich, weil sein Land unter manchen Aspekten nicht anders geworden ist.
4.9.12
Deutschland. Ein Wintermärchen: Caput VIII
Der Dichter reist von Köln nach Hagen. Es ist „Spätherbstmorgen“, es ist feucht und grau. Er ist trotzdem glücklich:
Doch trotz des schlechten Wetters und Wegs
Durchströmte mich süßes Behagen.
Das ist ja meine Heimatluft!
Er reist durch Mülheim, war dort zuletzt im Mai 1831. „Damals stand alles im Blütenschmuck“ – gemeint sind belebende Auswirkungen der Julirevolution in Frankreich (1831). Die Menschen dachten, dass mit der weißblauroten Fahne die Freiheit kommt, aber die Freiheit „hat sich den Fuß verrenkt“. Heine kritisiert den Militarismus. Er erwähnt Kaiser Napoleon, der 1821 gestorben ist. Während der Julirevolution hofften die Menschen auf seine symbolische Rückkehr, auf die Freiheit. Der Kaiser wurde 1840 im Invalidendom in Paris beigesetzt. Der Dichter denkt an Elysäische Felder, an den Triumphbogen und gesteht, dass er am Tag der Beisetzung des Kaisers geweint hat. Zahlreiche Menschen haben das Begräbnis auch beobachtet und sich an die Zeit der großen Macht, an das Imperium erinnert.
Heine gibt zu verstehen, dass die Ziele der Revolution nicht erreicht wurden und dass die Freiheit hinkt. Er bezieht sich auf die Soldaten seiner Zeit und spielt auf die Ritter an – die Soldaten sehen entsprechend aus, saufen (rheinischen Wein), haben keinen Kampfgeist, keinen Mut. Es sind negative Beschreibungen.
Doch trotz des schlechten Wetters und Wegs
Durchströmte mich süßes Behagen.
Das ist ja meine Heimatluft!
Er reist durch Mülheim, war dort zuletzt im Mai 1831. „Damals stand alles im Blütenschmuck“ – gemeint sind belebende Auswirkungen der Julirevolution in Frankreich (1831). Die Menschen dachten, dass mit der weißblauroten Fahne die Freiheit kommt, aber die Freiheit „hat sich den Fuß verrenkt“. Heine kritisiert den Militarismus. Er erwähnt Kaiser Napoleon, der 1821 gestorben ist. Während der Julirevolution hofften die Menschen auf seine symbolische Rückkehr, auf die Freiheit. Der Kaiser wurde 1840 im Invalidendom in Paris beigesetzt. Der Dichter denkt an Elysäische Felder, an den Triumphbogen und gesteht, dass er am Tag der Beisetzung des Kaisers geweint hat. Zahlreiche Menschen haben das Begräbnis auch beobachtet und sich an die Zeit der großen Macht, an das Imperium erinnert.
Heine gibt zu verstehen, dass die Ziele der Revolution nicht erreicht wurden und dass die Freiheit hinkt. Er bezieht sich auf die Soldaten seiner Zeit und spielt auf die Ritter an – die Soldaten sehen entsprechend aus, saufen (rheinischen Wein), haben keinen Kampfgeist, keinen Mut. Es sind negative Beschreibungen.
3.9.12
Motive, Themen und Texte
Motive, Themen und Texte, die ich in kommenden Monaten detailliert besprechen werde:
1. Weitere Abschnitte von „Deutschland. Ein Wintermärchen“
2. J.G. Herder - „Abhandlung über den Ursprung der Sprache” (1772)
3. Meine persönlichen Erfahrungen mit der Mehrsprachigkeit
4. Meine mehrsprachigen Schüler und Schülerinnen
5. Barock – zeitgeschichtlicher Hintergrund, Weltbild
6. Literatur des Barock
7. Barocklyrik
8. Andreas Gryphius – „Tränen des Vaterlandes, Anno 1636“
9. Andreas Gryphius – „An eine Jungfrau“ (1637)
10. Theodor Storm – „Immensee“ (1849)
11. Theodor Storm – „Der Schimmelreiter“ (1888)
12. Gottfried Keller – „Romeo und Julia auf dem Dorfe“ (1875)
13. Adalbert Stifter – „Der Kondor“ (1840)
14. Ernst Stadler – „Fahrt über die Kölner Rheinbrücke bei Nacht“ (1913)
15. Jakob van Hoddis – „Weltende“ (1911)
16. Kurt Pinthus – „Die Überfülle des Erlebens“ (1925)
17. Der poetische Realismus
18. Wolfgang Borchert – „Brief aus Russland“
19. Martin Walser – „Warum liest man überhaupt?“
20. Wie schreibt man eine Rezension?
21. Interpretationsmethoden
22. Hans Magnus Enzensberger – „Unsere Landessprache und ihre Leibwächter“ (1979)
23. Thomas Mann – „Bruder Hitler“ (1938)
1. Weitere Abschnitte von „Deutschland. Ein Wintermärchen“
2. J.G. Herder - „Abhandlung über den Ursprung der Sprache” (1772)
3. Meine persönlichen Erfahrungen mit der Mehrsprachigkeit
4. Meine mehrsprachigen Schüler und Schülerinnen
5. Barock – zeitgeschichtlicher Hintergrund, Weltbild
6. Literatur des Barock
7. Barocklyrik
8. Andreas Gryphius – „Tränen des Vaterlandes, Anno 1636“
9. Andreas Gryphius – „An eine Jungfrau“ (1637)
10. Theodor Storm – „Immensee“ (1849)
11. Theodor Storm – „Der Schimmelreiter“ (1888)
12. Gottfried Keller – „Romeo und Julia auf dem Dorfe“ (1875)
13. Adalbert Stifter – „Der Kondor“ (1840)
14. Ernst Stadler – „Fahrt über die Kölner Rheinbrücke bei Nacht“ (1913)
15. Jakob van Hoddis – „Weltende“ (1911)
16. Kurt Pinthus – „Die Überfülle des Erlebens“ (1925)
17. Der poetische Realismus
18. Wolfgang Borchert – „Brief aus Russland“
19. Martin Walser – „Warum liest man überhaupt?“
20. Wie schreibt man eine Rezension?
21. Interpretationsmethoden
22. Hans Magnus Enzensberger – „Unsere Landessprache und ihre Leibwächter“ (1979)
23. Thomas Mann – „Bruder Hitler“ (1938)
Deutschland. Ein Wintermärchen: Caput VII
Der Dichter schreibt darüber, dass er sich nach dem Vaterland gesehnt hat, als er im Exil gelebt hat. Er beschreibt schlaflose Nächte des Exils. In Deutschland schläft er ruhig, frei, obwohl sein Land eigentlich nicht frei sei: Franzosen und Russen gehöre das Land, das Meer den Briten. Die Deutschen hätten die Herrschaft in der Luft – „im Luftreich des Traums“:
Hier üben wir die Hegemonie,
Hier sind wir unzerstückelt;
Die andern Völker haben sich
Auf platter Erde entwickelt. – –
Die Rede ist von der deutschen Seele, die frei ist. Heine kritisiert den deutschen Geist, andererseits fühlt er sich darauf stolz, er fühlt sich mit seinem Volk vereint, alles in der Umgebung muss erbleichen:
Man schläft sehr gut und träumt auch gut
In unseren Federbetten.
Hier fühlt die deutsche Seele sich frei
Von allen Erdenketten.
Sie fühlt sich frei und schwingt sich empor
Zu den höchsten Himmelsräumen.
O deutsche Seele, wie stolz ist dein Flug
In deinen nächtlichen Träumen!
Der Dichter erzählt seinen Traum: im Mondschein geht er die Straßen entlang. Sein dunkler Begleiter folgt ihm. Sie wandern wieder zum Domplatz, gehen herein. Im Traum herrschen Tod, Schweigen, Dunkelheit. Die Lichter im Dom brennen. Beide begeben sich in die Drei-Königs-Kapelle. Die Drei Könige scheinen lebendig zu sein. Einer der Könige ihnen hält eine Rede: er verlange Respekt, weil er tot ist, weil er ein König, ein Heiliger ist. Der Dichter antwortet, dass er der Vergangenheit gehöre, dass sein Platz im Grab sei. Sein Dämon zerschmettert „die armen Skelette des Aberglaubens“:
Blutströme schossen aus meiner Brust,
Und ich erwachte plötzlich.
Der Dichter will das Bild der Deutschen als eine vereinte, stolze, mutige, freie Nation darstellen. Es klingt wie eine Lobeshymne, aber es gibt hier ein ironisches Element – die Freiheit des Geistes existiert nur im Traum, es gibt keine reale, politische Freiheit. Nach Heine ist der Stolz ein wenig zu hoch, die Deutschen seien mit ihrem Geist zu hochmäßig. Sie bilden sich ein, dass sie mehr sind, als sie wirklich sind.
Hier üben wir die Hegemonie,
Hier sind wir unzerstückelt;
Die andern Völker haben sich
Auf platter Erde entwickelt. – –
Die Rede ist von der deutschen Seele, die frei ist. Heine kritisiert den deutschen Geist, andererseits fühlt er sich darauf stolz, er fühlt sich mit seinem Volk vereint, alles in der Umgebung muss erbleichen:
Man schläft sehr gut und träumt auch gut
In unseren Federbetten.
Hier fühlt die deutsche Seele sich frei
Von allen Erdenketten.
Sie fühlt sich frei und schwingt sich empor
Zu den höchsten Himmelsräumen.
O deutsche Seele, wie stolz ist dein Flug
In deinen nächtlichen Träumen!
Der Dichter erzählt seinen Traum: im Mondschein geht er die Straßen entlang. Sein dunkler Begleiter folgt ihm. Sie wandern wieder zum Domplatz, gehen herein. Im Traum herrschen Tod, Schweigen, Dunkelheit. Die Lichter im Dom brennen. Beide begeben sich in die Drei-Königs-Kapelle. Die Drei Könige scheinen lebendig zu sein. Einer der Könige ihnen hält eine Rede: er verlange Respekt, weil er tot ist, weil er ein König, ein Heiliger ist. Der Dichter antwortet, dass er der Vergangenheit gehöre, dass sein Platz im Grab sei. Sein Dämon zerschmettert „die armen Skelette des Aberglaubens“:
Blutströme schossen aus meiner Brust,
Und ich erwachte plötzlich.
Der Dichter will das Bild der Deutschen als eine vereinte, stolze, mutige, freie Nation darstellen. Es klingt wie eine Lobeshymne, aber es gibt hier ein ironisches Element – die Freiheit des Geistes existiert nur im Traum, es gibt keine reale, politische Freiheit. Nach Heine ist der Stolz ein wenig zu hoch, die Deutschen seien mit ihrem Geist zu hochmäßig. Sie bilden sich ein, dass sie mehr sind, als sie wirklich sind.
2.9.12
Deutschland. Ein Wintermärchen: Caput VI
Im sechsten Abschnitt des Textes ruft der Dichter zum aktiven Handeln auf: man sollte etwas endlich tun. Die Reden, die Gedanken bringen keine Veränderung, wenn sie in die Tat nicht umgesetzt werden. Man sollte handeln.
Heine erzählt über „spiritus familiaris“, den sowohl Niccolò Paganini (1782-1840), Napoleon und Sokrates, als auch er selbst hatten. „Spiritus familiaris“ ist „Diener des Hauses“. Paganinis „spiritus familiaris“ war sein Hund oder Georg Harry – sein Reisebegleiter. Der Kaiser Napoleon sah „einen roten Mann“ und Sokrates „seinen Dämon“. Es seien keine Vorstellungen gewesen. Heine meint eher Impulse, revolutionäre Gedanken, die sich in der Wirklichkeit durchsetzen.
Der Dichter lässt seinen eigenen Dämon auftreten. Dieser trägt ein „Richtbeil“ vor sich her und begleitet ihn ständig. Es ist sein Schatten. Der Dämon wartet auf ein Zeichen, um das Urteil des Dichters zu vollstrecken.
Als der Dichter am Schreibtisch sitzt, steht der Dämon hinter ihm. Er kann ruhig schreiben, weil sein Schatten ihn nicht stört, sondern bewegungslos bleibt.
Der Dichter hat seinen Dämon seit Jahren nicht mehr gesehen, aber in Köln trifft er ihn wieder. Sein Schatten ist immer noch ruhig, folgt ihm, aber es scheint, als ob er auf etwas warten würde. Beide kommen zum Domplatz. Der Dichter traut sich, seinem Folger eine Frage zu stellen:
»Jetzt steh mir Rede,
Was folgst du mir auf Weg und Steg
Hier in der nächtlichen Öde?
Ich treffe dich immer in der Stund',
Wo Weltgefühle sprießen
In meiner Brust und durch das Hirn
Die Geistesblitze schießen.
Du siehst mich an so stier und fest –
Steh Rede: Was verhüllst du
Hier unter dem Mantel, das heimlich blinkt?
Wer bist du und was willst du?«
Der Dämon sei kein Gespenst, aber es ist keine reale Gestalt. Er antwortet, dass er nicht der Vergangenheit, sondern der Gegenwart und Zukunft angehört. Er sei ein „Richter“, der bereit ist, die Urteile des Dichters zu vollstrecken:
Doch wisse: was du ersonnen im Geist,
Das führ ich aus, das tu ich.
Und gehn auch Jahre drüber hin,
Ich raste nicht, bis ich verwandle
In Wirklichkeit, was du gedacht;
Du denkst, und ich, ich handle.
Du bist der Richter, der Büttel bin ich,
Und mit dem Gehorsam des Knechtes
Vollstreck' ich das Urteil, das du gefällt,
Und sei es ein ungerechtes.
Der Dämon ruft den Dichter zu Entscheidungen, zu Handlungen auf. Er sei „die Tat von […] Gedanken“. Der Dichter ist jemand, der Ideen hat, der die Initiative ergreift und der praktische Veränderungen in die Wege leiten sollte.
Heine erzählt über „spiritus familiaris“, den sowohl Niccolò Paganini (1782-1840), Napoleon und Sokrates, als auch er selbst hatten. „Spiritus familiaris“ ist „Diener des Hauses“. Paganinis „spiritus familiaris“ war sein Hund oder Georg Harry – sein Reisebegleiter. Der Kaiser Napoleon sah „einen roten Mann“ und Sokrates „seinen Dämon“. Es seien keine Vorstellungen gewesen. Heine meint eher Impulse, revolutionäre Gedanken, die sich in der Wirklichkeit durchsetzen.
Der Dichter lässt seinen eigenen Dämon auftreten. Dieser trägt ein „Richtbeil“ vor sich her und begleitet ihn ständig. Es ist sein Schatten. Der Dämon wartet auf ein Zeichen, um das Urteil des Dichters zu vollstrecken.
Als der Dichter am Schreibtisch sitzt, steht der Dämon hinter ihm. Er kann ruhig schreiben, weil sein Schatten ihn nicht stört, sondern bewegungslos bleibt.
Der Dichter hat seinen Dämon seit Jahren nicht mehr gesehen, aber in Köln trifft er ihn wieder. Sein Schatten ist immer noch ruhig, folgt ihm, aber es scheint, als ob er auf etwas warten würde. Beide kommen zum Domplatz. Der Dichter traut sich, seinem Folger eine Frage zu stellen:
»Jetzt steh mir Rede,
Was folgst du mir auf Weg und Steg
Hier in der nächtlichen Öde?
Ich treffe dich immer in der Stund',
Wo Weltgefühle sprießen
In meiner Brust und durch das Hirn
Die Geistesblitze schießen.
Du siehst mich an so stier und fest –
Steh Rede: Was verhüllst du
Hier unter dem Mantel, das heimlich blinkt?
Wer bist du und was willst du?«
Der Dämon sei kein Gespenst, aber es ist keine reale Gestalt. Er antwortet, dass er nicht der Vergangenheit, sondern der Gegenwart und Zukunft angehört. Er sei ein „Richter“, der bereit ist, die Urteile des Dichters zu vollstrecken:
Doch wisse: was du ersonnen im Geist,
Das führ ich aus, das tu ich.
Und gehn auch Jahre drüber hin,
Ich raste nicht, bis ich verwandle
In Wirklichkeit, was du gedacht;
Du denkst, und ich, ich handle.
Du bist der Richter, der Büttel bin ich,
Und mit dem Gehorsam des Knechtes
Vollstreck' ich das Urteil, das du gefällt,
Und sei es ein ungerechtes.
Der Dämon ruft den Dichter zu Entscheidungen, zu Handlungen auf. Er sei „die Tat von […] Gedanken“. Der Dichter ist jemand, der Ideen hat, der die Initiative ergreift und der praktische Veränderungen in die Wege leiten sollte.
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