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30.9.12

Die Epoche des Barock

Die Epoche des Barock dauerte von ca. 1600 bis ca. 1750. Der Dreißigjährige Krieg (1618-1648) war das zentrale Ereignis und hinterließ verödete Landstriche. Der Begriff gilt übrigens als ein Oberbegriff für eine Kette von Kriegen: böhmisch-pfälzischer Krieg (1618-1623), niedersächsisch-dänischer Krieg (1625-1629), schwedischer Krieg (1630-1635) und schwedisch-französischer Krieg (1635-1648). Etwa ein Drittel der Bevölkerung in Deutschland fiel zum Opfer des Krieges. Die Bevölkerung ging von etwa 15-17 Mio. Menschen um etwa 5 Mio. Menschen zurück. Der Krieg wurde im Westfälischen Frieden von Münster und Osnabrück abgeschlossen.

Während das Land wiederaufgebaut wurde, entstand in deutschen Fürstentümern eine neue Herrschaftsform – der Absolutismus. Der Herrscher verfügte über eigene Machtvollkommenheit und bestimmte über das Land ohne Mitwirkung ständischer Institutionen. Die Gesellschaft war weiter in Stände gegliedert und der Adel genoss die meisten Privilegien.

Der Hof von Versailles zeichnete sich durch eine prunkvolle Architektur und galt als Symbol der Macht.

Während man im Mittelalter von einer religiösen Einheit sprechen konnte, galt die Glaubensspaltung als der Zentralpunkt des Barock. Die Reformation und Gegenreformation zerstörten die Einheit der Religion. Der Dreißigjährige Krieg war zunächst ein Religionskrieg. Der absolutistische Herrscher bestimmte die Konfession der Bevölkerung seines Landes. Die Macht der Kirche wurde erschüttert. Der Barock gilt daher als ein „konfessionelles Zeitalter“.

Der Barock zeichnete sich durch die Zerrissenheit und die Widersprüchlichkeit des Weltbilds aus:

- Die Religion spielte im Leben und im Bewusstsein der Menschen eine leitende Rolle, während die Hinwendung zu irdischen Genüssen zugleich propagiert wurde. Die Leiden des Menschen wurden als Wesensmerkmale des irdischen Lebens verstanden. Die Menschen wurden dazu aufgefordert, sich Gott hinzuwenden;

- Die strikte Jenseitsorientierung stand im Gegensatz zur Diesseitszugewandtheit;

- Die barocke Mode und Kunst mit reich ausgestatteten Gewändern, riesigen Perücken, Prunk, Lebenslust zeigte die Weltfreude, während zahlreiche Todesdarstellungen als karg beschrieben werden können;

- Der Aufschwung der Mathematik und der Naturwissenschaften war mit der Hinwendung zur Welt verbunden. Das Weltbild der Zeit war von René Descartes‘ Rationalismus und von Isaac Newtons Grundlagen der neuzeitlichen Physik geprägt. Die barocke Vorliebe für die Geometrie herrschte z. B. in Gartenanlagen.

Die deutsche barocke Literatur suchte ihre Vorbilder im hohen Standard der west- und südeuropäischen Länder. Die Fürstenhöfe mit ihren Hofpoeten bildeten neben Schulen und Universitäten literarische Zentren. An diesen Einrichtungen fanden adlige und bürgerliche Verwaltungsbeamten und Gelehrten ihr Publikum. Zu Leistungen der deutschen Barockdichtern gehören:

- Die Entwicklung der neuhochdeutschen Literatursprache;

- Die Entfaltung der meisten literarischen Gattungen und Formen;

- Die normative Festlegung der Formen, Themen und Stoffe in Poetiken. Die berühmtesten Poetiken waren „Buch von der Deutschen Poeterey“ (1624) von Martin Opitz und „Poetischer Trichter“ (1647-1653) von Georg Philipp Harsdörffer.

Den literarischen Gattungen waren bestimme Themen und Stoffe zugeordnet:

Lyrik: die Leitideen „vanitas“ (Vergänglichkeit – alles irdische Streben ist nutzlos und vergeblich, die Hinwendung zum Jenseits gibt dem Leben einen Sinn, Eitelkeit im Sinne von Nichtigkeit und Vergeblichkeit), „memento mori“ (Bedenke, dass du sterben musst) und „carpe diem“ (Nutze den Tag – Prunk, Lebensgenuss, Sinneslust)

Epik: ländliche Idyllen und Schäferspiele

Dramatik: die Standhaftigkeit christlicher Märtyrer

In allen Gattungen: Huldigungen an Herrscher und hochgestellte Persönlichkeiten.

Das barocke Literaturverständnis hatte folgende Merkmale:

- Das Begreifen der Kunst als erlernbar. Die Kunst wird als formalistisch verstanden, d. h. dass tradierte Schemata und Themen variiert werden können und nicht dass die Kunst individuelle Aussagen fördern sollte;

- Die Literatur wendet sich an den Verstand, nicht an das Gefühl;

- Die Natur wird als Kosmos an Zeichen und Sinnbildern („mundus symbolicus“) verstanden – sie gilt nicht als ein Erlebnisraum;

- Die Dichtung ist ein Spiel des Verschlüsselns und Entschlüsselns;

- Die barocke „Schwulst“ zeichnete sich durch die Verwendung von zahlreichen Metaphern, Emblemen und Allegorien aus;

- Die Dichtung sollte wirkungsmächtig sein. „Docere, delectare, movere“ – „belehren, unterhalten, bewegen“.

Barocke Kontraste:

Diesseits – Jenseits
Sinnenfreude – christliche Tugenden
Erotik – Askese
Körper – Seele
Schein – Wirklichkeit
Vielfalt der Gegensätze – die göttliche Ordnung
das Individuelle – das Allgemeine

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