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24.11.13

Meine Artikel in einer Zeitschrift für Germanistik

Zwei Artikel, die ich verfasst habe, sind im Jahre 2012 in der Zeitschrift für Germanistik „Studia Germanica Resoviensia“ erschienen. Die Artikel befinden sich im Teil „Kultur- und Literaturwissenschaft“:

1. Das Porträt des Kriegsheimkehrers in ausgewählten Kurzgeschichten von Wolfgang Borchert 

2.  „Jetzt, jetzt weiß ich, dass es das Paradies war“. Literarische Verwirklichung der Welt der Kindheit in Borcherts Kurzgeschichten.


Die Zeitschrift ist hier zu kaufen:

8.10.13

Theodor Storm: "Der Schimmelreiter" (1888)

Die Reihenfolge der Ereignisse:

1.       Die Reise des Erzählers den Deich entlang und die Begegnung mit dem Schimmelreiter

2.       Die Erzählung des Schulmeisters:
a)      das Interesse am Ausmessen und Berechnen von Landstücken, am Deichbau des jungen Hauke
b)      Hauke plant und entwirft schon als ein Kind einen besseren Deich
c)       die Arbeit als Knecht beim Deichgrafen Tede Volkerts, er hilft vor allem beim Rechnen und Planen
d)      der Konflikt zwischen Hauke und dem Großknecht Ole Peters
e)      der Tod Haukes Vaters und des Deichgrafen
f)       die Diskussion über die Wahl des neuen Deichgrafen
g)      Hauke wird zum neuen Deichgrafen, er heiratet dann Elke
h)      Hauke beginnt seinen Plan zu verwirklichen (Deichbau)
i)        er kauft den Schimmel
j)        während des Deichbaues trifft er auf Aberglaube und auf Misstrauen der Dorfbewohner
k)      Hauke will die Reparatur des alten Deichs unternehmen, aber Ole Peters lacht ihn aus
l)        Sturmflut: Ole Peters lässt den neuen Deich durchstoßen und der alte Deich bricht
m)    Haukes Frau und Kind kommen ums Leben; er stürzt sich mit dem Pferd ins Wasser.


Die Novelle hat eine doppelte Rahmenkonstruktion: in der Geschichte, die der Autor gelesen hat, tritt der Reisende auf – ihm erzählt der Schulmeister die Geschichte. So wirkt die Geschichte objektiv, glaubwürdig. 

5.10.13

"Immensee": meine Interpretation

„Immensee“ ist eine Novelle mit Rahmenkonstruktion und einer Reihe von Symbolen. Die Wasserlilie symbolisiert eine unerfüllte, unglückliche, unerreichbare Liebe. Sie steht auch für die Einsamkeit von Elisabeth, Reinhard und Erich. Sie ist die einzige Lilie auf dem See. Die Lieder sind eine Art Antizipation – sie bereiten den Leser vor. Das Lied des Zithermädchens war eine böse Prophezeiung – dass Reinhard einsam bleiben wird.

Die Themen der Novelle:

1. Eine unerfüllte, unglückliche Liebe. Der Verzicht auf die Liebe, auf das Glück
2. Die Vergänglichkeit – alles hat irgendwann ein Ende
3. Das Altern
4. Die Gestalt des Dichters, der dazu verurteilt ist, zu leiden und in Höllenqualen zu leben
5. Die Einsamkeit

Reinhard ist zu passiv, er hat nie Initiative ergriffen. Elisabeth verlobte sich mit Erich, weil ihre Mutter die Treibkraft war. Sie hatte die Ehe in die Wege geleitet. Erich ist ein wohlhabender Mann, kann Elisabeth eine sichere Zukunft anbieten. Reinhard hat zwei Jahre lang geschwiegen, war nicht genug mutig, hat im Voraus verzichtet, nicht versucht, etwas zu verändern. Er trägt die meiste Schuld für das Ende der Liebesgeschichte, hat Elisabeth nicht einmal gesagt, was er fühlt. Er hat das Glück im Voraus aufgegeben.

Elisabeth ist sensibel, zart, empfindlich, liebevoll, freundlich, lebensfroh, fröhlich, pflichtbewusst, kindlich, unreif, naiv, nachgiebig. Sie ist keine starke Person, folgte den Worten der Mutter. Sie war von ihr so beeinflusst, dass sie nicht anders entscheiden durfte. Sie ist intelligent und wissbegierig, an vielen Sachen interessiert. Mit Erich bleibt sie auf dem Lande und wird Hausfrau.

Reinhard ist künstlerisch vielseitig begabt, sehr intelligent, empfindlich, passiv, geschlossen, unverantwortlich. Er hat keine Durchsetzungskraft, ist feige. Ihm fehlt der Mut, etwas zu unternehmen. Er verspielt sein Leben.


Erich ist verantwortlich, pflichtbewusst, vertrauensvoll. Er kümmert sich um die Familie. Er ist praktisch, nicht so sensibel und romantisch wie Reinhard. Es ist ein wohlhabender Mann, der Elisabeth den Lebensunterhalt sichern kann. Vielleicht will er nicht einsehen, dass Elisabeth in der Ehe nicht glücklich ist. Das würde seine Ehre verletzen. 

Theodor Storm: "Immensee". Teil 9

"Der Alte" 

Ein alter Mann sitzt auf seinem Stuhl und schaut vor sich hin. Er sieht einen See und eine schwarze Wasserlilie, die einsam ist und nicht erreicht werden kann. Eine Frau, Brigitte, kommt zu ihm und bringt ihm eine Lampe. Dann beschäftigt er sich mit seinen Studien, denen er seine Jugend gewidmet hat. 

30.9.13

Theodor Storm: "Immensee". Teil 8

„Elisabeth”

Am nächsten Nachmittag gingen Elisabeth und Reinhard spazieren. Auf die Bitte Erichs sollte sie ihm die Umgebung zeigen. Reinhard erinnerte sich an die vergangenen Zeiten, als die beiden nach Erdbeeren gesucht hatten. Er dachte mit Sehnsucht an die Vergangenheit, empfand leidenschaftlichen Schmerz. Die Umgebung evozierte in ihm Erinnerungen, z.B. eine Blume – Erika, die er fand, die er auch zwischen den Blättern in einem alten Buch hat und die er von Elisabeth bekommen hatte. Sie konnte sich daran noch erinnern. Daraufhin fragte Reinhard: hinter jenen blauen Bergen liegt unsere Jugend. Wo ist sie geblieben?

Die beiden sagten kein Wort, sondern wanderten weiter. Ein Gewitter zog auf, sie begaben sich also mit dem Kahn nach Hause. Reinhard beobachtete Elisabeth und verstand, dass sie das gleiche empfindet wie er: Er sah auf ihr jenen feinen Zug geheimen Schmerzes, der sich so gern schönen Frauenhände bemächtigt, die nachts auf krankem Herzen liegen.

Am Hof angekommen, begegneten sie einer Bettlerin. Elisabeth gab ihr den Inhalt ihrer Geldbörse und ging weinend ins Haus. Die Bettlerin bewegte sich nicht. Reinhard meinte, dass sie noch ein Almosen wolle, aber es war nicht der Fall. Reinhard hörte nur die Worte eines alten Liedes:

Sterben, ach sterben
soll ich allein!

In seinem Zimmer begann Reinhard zu arbeiten, aber konnte sich nicht konzentrieren. Er ging ins Familienzimmer, aber niemand war da. Dann fuhr er mit dem Kahn am See und kam nach Hause zurück, als es schon dunkel geworden war. Leise saß er in seinem Zimmer und hörte nur das Schlagen seines Herzens.  Unter ihm im Hause ging alles zur Ruh, die Nacht verrann er fühlte es nicht. – So saß er stundenlang. Endlich stand er auf und legte sich ins offene Fenster. Der Nachttau rieselte zwischen den Blättern, die Nachtigall hatte aufgehört zu schlagen. Allmählich wurde auch das tiefe Blau des Nachthimmels von Osten her durch einen blaßgelben Schimmerverdrängt; ein frischer Wind erhob sich und streifte Reinhards heiße Stirn; die erste Lerche stieg jauchzend in die Luft. 


In dieser geruhsamen Stimmung schrieb er einige Zeilen, nahm seinen Hut und seinen Stock und kam in den Garten, wo er merkte, dass die Nacht schon vorbei war. Plötzlich näherte sich ihm Elisabeth, die behauptete, dass er nie wieder zurückkomme. Er gestand ihr, dass sie Recht habe. Sie sagte kein Wort mehr. Dann kehrte er sich gewaltsam ab und ging zur Tür hinaus. – Draußen lag die Welt im frischen Morgenlichte, die Tauperlen, die in den Spinngeweben hingen, blitzten in den ersten Sonnenstrahlen. Er sah nicht rückwärts; er wanderte rasch hinaus; und mehr und mehr versank hinter ihm das stille Gehöft, und vor ihm auf stieg die große, weite Welt. – –

29.9.13

Wünsche

Bald beginne ich wieder, Beiträge für das Blog zu schreiben.


Inzwischen hätte ich eine Bitte. Ich weiß, dass ich Leser und Leserinnen aus einigen Ländern habe. Traut euch etwas über euch selbst zu schreiben! Wünsche sind gerne gesehen. Wenn ihr über etwas Bestimmtes lesen wollt, versuche ich dies in meinen Plänen zu berücksichtigen. 

1.9.13

Theodor Storm: "Immensee". Teil 7

"Meine Mutter hat's gewollt" 

An einem Abend saß die Familie gemütlich im Gartensaal zusammen. Neben Reinhard saß Elisabeth. Man bat ihn, einige Volkslieder zu singen, die ihm von einer Frau vom Lande zugeschickt worden waren. Über die Herkunft von Liedern sagte Reinhard:

Sie werden gar nicht gemacht; sie wachsen, sie fallen aus der Luft, sie fliegen über Land wie Mariengarn, hierhin und dorthin und werden an tausend Stellen zugleich gesungen. Unser eigenstes Tun und Leiden finden wir in diesen Liedern; es ist, als ob wir alle an ihnen mitgeholfen hätten. 

Eines der Lieder kannte auch Elisabeth und sang mit Reinhard mit. Inzwischen nähte die Mutter und Reinhard hörte zu. Als sie fertig waren, war es ganz leise. Plötzlich hörten sie einen Knaben dasselbe Lied singen:

Ich stand auf hohen Bergen
Und sah ins tiefe Tal ...

Es stellte sich heraus, dass das Lied in dieser Gegend oft gesungen wird.
Als es schon dunkler wurde, las Reinhard das nächste Lied vor:
Meine Mutter hat's gewollt,
den andern ich nehmen sollt;
was ich zuvor besessen,
mein Herz sollt es vergessen;
das hat es nicht gewollt.
Meine Mutter klag ich an,
sie hat nicht wohl getan;
was sonst in Ehren stünde,
nun ist es worden Sünde;
was fang ich an?
Für all mein Stolz und Freud
gewonnen hab ich Leid.
Ach, war das nicht geschehen,
ach, könnt ich betteln gehen
über die braune Heid!


Beim Lesen zitterten Reinhard die Hände. Elisabeth schwieg und begab sich in den Garten. Reinhard ging an den See spazieren und sah die Lilie wieder. Er schwamm in ihre Richtung, aber es schien ihm, als ob die Entfernung zwischen ihm und der Blume nicht geringer geworden wäre. Endlich näherte er sich ihr, fühlte sich jedoch unheimlich. Als er ins Haus zurückkam, fand er Erich und die Mutter vor, die sich mit Vorbereitungen auf eine Geschäftsreise beschäftigten. Auf ihre Frage, wo er gewesen war, antwortete Reinhard, dass er die Wasserlilie besucht hatte, die er früher gekannt hatte. Es war jedoch schon lange her. 

8.7.13

Theodor Storm: "Immensee". Teil 6

"Immensee"


Wieder sind einige Jahre vergangen. An einem Frühlingsnachmittag wanderte ein junger Mann mit einem kräftigen, gebräunten Antlitz (Reinhard). Er fragte einen Bauern, wo Immensee ist. Es war ein See von Wäldern umgeben, an dem sich ein Herrenhaus befand: ruhig, dunkelblau, fast ringsum von grünen, sonnbeschienenen Wäldern umgeben. Der See war sein Reiseziel. Der Mann ging steil den Berg hinab. Erich – ein stattlicher Mann im braunen Überrock – kam ihm entgegen. Sie reichten sich die Hände und begrüßten einander herzlich. Die Ankunft von Reinhard wird eine Überraschung für Elisabeth und auch für seine Mutter sein, weil Erich den beiden von dem geplanten Besuch nicht gesagt hat. 

Erich hatte vor zwei Jahren eine Spritfabrik angelegt. Beide erreichten das Haus:  Sie waren bei diesen Worten auf einen geräumigen Platz gekommen, der an den Seiten durch die ländlichen Wirtschaftsgebäude, im Hintergrunde durch das Herrenhaus begrenzt wurde, an dessen beide Flügel sich eine hohe Gartenmauer anschloß; hinter dieser sah man die Züge dunkler Taxuswände, und hin und wieder ließen Syringenbäume ihre blühenden Zweige in den Hofraum hinunterhängen.  Auf der Terrasse vor der Gartentür saß Elisabeth. Reinhard wusste nicht, was er sagen sollte. Er war sprachlos, als er die Stimme von Elisabeth hörte und fühlte einen körperlichen Schmerz am Herzen. Erich hatte es vor, Reinhard zu bewirten, damit er sich wie zu Hause fühlt. 

Am anderen Tag ging er mit Erich auf die Acker, in die Weinberge, in den Hopfengarten, in die Spritfabrik. Die Menschen, die dort arbeiteten, hatten ein gesundes und zufriedenes Aussehen. Abends arbeitete Reinhard in seinem Zimmer. Er hatte seit langem die im Volke lebenden Reime und Lieder gesammelt und fing dann an, sie zu ordnen. Auch neue aus der Gegend kamen hinzu. Elisabeth war sanft und freundlich, Erich behandelte sie sehr gut und sie war ihm dankbar. Zweifelsohne liebte er sie.

Seit dem zweiten Aufenthaltstag pflegte Reinhard einen Spaziergang am Ufer des Sees zu machen. Der Weg führte an einem Garten vorbei, in dem sich eine Bank unter den Birkenbefand, von der Mutter Abendbank getauft. Als Reinhard eines Tages vom Spaziergang zurückkam, regnete es heftig. Er glaubte eine Frauengestalt unter den Birken bemerkt zu haben und meinte, es sei Elisabeth gewesen. Als er versuchte sie zu erreichen, wandte sie sich ab und entfernte sich. Einerseits war er auf sie böse, andererseits hatte er Zweifel, ob sie es war.

22.6.13

Theodor Storm: "Immensee". Teil 5

"Ein Brief"



Reinhard saß in seinem Zimmer und wartete auf einen Freund, als die Wirtin kam und ihm einen Brief übergab. Nach seinem Besuch schrieb Reinhard an Elisabeth nicht und bekam auch keinen Brief von ihr. Nach zwei Jahren kam jedoch ein Brief von seiner Mutter, die ihn darüber informierte, dass Elisabeth gestern den Heiratsantrag von Erich angenommen hatte. Im letzten Vierteljahr habe er zwei Mal vergeblich gefragt. Die Hochzeit solle bald stattfinden. 

»In Deinem Alter, mein liebes Kind hat noch fast jedes Jahr sein eigenes Gesicht: denn die Jugend läßt sich nicht ärmer machen. Hier ist auch manches anders geworden, was Dir wohl erstan weh tun wird, wenn ich Dich sonst recht verstanden habe. Erich hat sich gestern endlich das Jawort von Elisabeth geholt, nachdem er in dem letzten Vierteljahr zweimal vergebens angefragt hatte. Sie hat sich immer nicht dazu entschließen können; nun hat sie es endlich doch getan; sie ist auch noch gar so jung. Die Hochzeit soll bald sein, und die Mutter wird dann mit ihnen fortgehen.«

12.5.13

Ein Beispiel für eine Sprachfördereinheit



SPRACHFÖRDERKRAFT: Magdalena Surowiec
Bezeichnung der Förderaktivität: Rund um die Tiere herum
Datum der Durchführung: 06.02. 2012

Systematische Beschreibung 

Welches Kind steht im Mittelpunkt der Förderung? (Geschlecht, Alter, Sprachen)
männlich, 12 Jahre alt, Deutsch als Zweitsprache

Der Junge ist 2001 in Polen geboren. 2005 wanderten die Eltern nach Deutschland aus und zwei Jahre später holten sie ihren Sohn zu sich. Er konnte kein Wort auf Deutsch, als er begann, den Kindergarten zu besuchen. Schnell fing er jedoch an, die anderen zu verstehen und nach einigen Monaten konnte er Deutsch frei sprechen. Er erlernte die deutsche Sprache sehr schnell. Die Eingewöhnungszeit dauerte nicht lange, er akklimatisierte sich in Deutschland sehr gut. 

Schon muttersprachlich hatte er Probleme. Es liegt an der Sprache und nicht an emotionalen Bereichen. Er hat keine Probleme mit der Motorik oder Aussprache.

In der Grundschule hatte er von Anfang an große Schwierigkeiten mit dem Lesen und mit dem Schreiben. Schon damals wurden ziemlich große Sprachdefizite erkannt und X. wurde demnächst gezielt unterstützt. Viele Probleme haben sich verfestigt, weil der Junge in der Grundschule zu wenig Förderung bekam. In der sprachlichen Kompetenz fehlt vieles, man muss sie erweitern.



SEINE UMGEBUNG:

·         Zu Hause wird nur Polnisch gesprochen. Die Eltern sprechen Deutsch ziemlich gut, machen jedoch Grammatikfehler. Sie lernen Deutsch seit ein paar Jahren und sind an der Sprache sehr interessiert; 

·         Die Familie stammt aus einem ländlich gelegenen Dorf;

·         X. hat Kontakt vor allem zu deutschen, aber auch zu polnischen, zweisprachigen Kindern. Es gibt also eine sprachliche Begleitung auch in der Freizeit. Mit den Freunden untereinander spricht er gerne Deutsch; 

·         Die Eltern sind an seiner Entwicklung interessiert, sie sind sehr kooperativ. Sie sind nicht bildungsfern, verstehen Wert und Sinn der Sprachförderung, unterstützen ihr Kind. Sie wollen Hand in Hand arbeiten. Rücksprachen mit ihnen rufen ihre Reaktion hervor; 

·         Zu Hause gibt es Bücher, aber Gedrucktes ist immer noch eine Hürde für das Kind.

FÖRDERBEDARF:

Der Junge wuchst zuerst einsprachig auf. Nachdem die Eltern Polen verlassen hatten, wurde er von den Großeltern erzogen. Seit er in Deutschland lebt (2007), spricht er jeden Tag Deutsch und Polnisch. In der Realschule lernt er Englisch. Auf Französisch haben seine Eltern verzichtet. 

Schon in der Grundschule ist es aufgefallen, dass es unabdingbar ist, dass X. über einen längeren Zeitraum gefördert wird. Der Förderbedarf war schon damals vorhanden. Sein Sprachstand wurde eingeschätzt und die Eltern haben entschieden, dass er von einer externen Förderkraft unterstützt werden muss und dass die Förderung in der Grundschule nicht ausreichend ist. 

Ich komme aus Polen, bin ausgebildete Deutsch als Fremdsprache Lehrerin. Meine Hilfe erweist sich als unentbehrlich, weil ich X. Unterschiede zwischen Deutsch und Polnisch (z.B. in Grammatik oder in sprachlichen Konventionen) erklären kann. 

Von mir wurde ein alltagsorientiertes Konzept entwickelt. Der Junge sollte mit dem Blick auf Alltag gestärkt werden. Ein individueller Förderplan wurde erstellt und die Arbeit wird stichpunktartig dokumentiert. Eine kurze Dokumentation über die Einheiten wird festgehalten. 

Die Förderung umfasst außer dem Alltag auch den schulischen Bereich. Ich helfe dem Jungen bei Hausaufgaben in verschiedenen Fächern. 

Der erste Schritt bei der Förderung war es, das Bekannte auf alles zu übertragen und Brücken zum Bekannten zu suchen – die Worte sollten nicht abstrakt bleiben Die Themen sollten an Interessen nicht vorbeigehen, der Inhalt sollte einen Bekanntheitsgrad haben. Die Aufgaben werden oft zusammen gestaltet, damit der Junge sich angesprochen fühlt. Abstraktere Inhalte bekommt er nahe gebracht, auch über Bilder (nach Möglichkeit). 

Eine Fülle an weiteren Möglichkeiten sollte eröffnet werden, damit das Kind zum Nachfragen animiert wird, das Interesse am Schreiben entwickelt sowie seine Rechtschreib- und Grammatikkenntnisse verbessert.

EIN ALLGEMEINES BILD DES KINDES:

·         - kognitiv völlig normal entwickelt;
·         - neue soziale Situationen fallen ihm nicht schwer;
·         - er hat viele direkte Spielkameraden - sowohl deutsche, als auch polnische;
·         - er gibt gerne Hilfestellung und hält sich nicht zurück;
·         - seine thematischen Interessen entsprechen den Interessen von Kindern in seinem Alter;
·         - er zeigt Teamfähigkeit und Durchsetzungsvermögen;
·         - sein Selbstbild ist ziemlich positiv;
·        -  er hat eine große Angst davor, Fehler zu machen. Im Hinterkopf trifft er oft auf Grenzen;
·         - er kann sich konzentrieren und sich hingebungsvoll mit einer Sache beschäftigen;
·       -  sicherlich kann man feststellen, dass man bei ihm eine gelernte Hilflosigkeit beobachten kann;
·        -  der Junge braucht vielfältige Aktivitäten im Unterricht, Aufgaben verschiedener Art. Er spielt und lernt gerne, wenn er Verknüpfungen anbauen kann und etwas hat, an das er sich anlehnen kann.

Was will ich durch diese Aktivität fördern?


Verstehensfähigkeiten des Kindes

X

Beteiligung des Kindes am Gespräch

X

sprachliche Handlungsfähigkeiten des Kindes

X

Wortschatz des Kindes

X

grammatische Fähigkeiten des Kindes

X


Aussprache



Mundmotorik


vertraut werden mit der Schriftsprache („literacy“)

X

Sprachbewusstheit

X

Auf welchem Entwicklungsstand – bezogen auf sein Förderziel – befindet sich das Kind?
Der Junge hat einen soliden deutschen Basiswortschatz. Der Elementarwortschatz ist vorhanden, der Funktionswortschatz sollte noch ausgebaut werden. 

SPRACHGEBRAUCH:
·      er beteiligt sich gerne an Gesprächen, zeigt eine aktive Sprache. Er kann sich in Großgruppe frei unterhalten;
·      er hat zur Verfügung einen großen Wortschatz, aber verwendet primär die einfachsten Wörter (gehen, kommen, lesen, spielen…). Er hat mehr zur Verfügung, als er wirklich äußert;
·       X. zeigt Lust auf Reden. In seinem Sprachgebrauch ist er taktvoll, höflich;  
·      sein Verhalten in Gesprächssituationen ist kommunikativ. Seine Kommunikationsfähigkeit kann man als ausreichend für seine Altersstufe bezeichnen;
·       nicht immer kann er sich situationsangepasst ausdrücken;
·     Handlungsanweisungen kann er immer korrekt ausführen (sowohl einfache, als auch mehrschrittige);
·      er ist nicht hinterfragend, sucht keinen Sinn und keine Bedeutung;
·       X. ist nicht gewohnt, zu diskutieren oder zu hinterfragen;
·      er kann Wörter in ihrer gesamten Bedeutung nicht erfassen;
·      bei Gesprächen für seine Entwicklung ist er positiv dabei;
·      der Junge hat ein Gespür dafür, in welchen Situationen die Sprache wie gebraucht wird;
·     Nomen und Verben sind bei ihm vorhanden, aber Adjektive vor allem im passiven Sprachgebrauch. Wenn man den Jungen dazu auffordert, Dinge mit Adjektiven zu beschreiben, dann tut er es, benutzt aber meistens einfache Adjektive wie z. B. „gut“, „schlecht“, „schön“, „lustig“, „traurig“. Es gibt bei ihm keine Eigenwortschöpfungen;
·     X. hat einen umfangreichen Wortschatz zu vielfältigen Themengebieten;
·     er benutzt abstrakte Begriffe.

TEXTE UND ERZÄHLEN:
·     X. schafft es nicht, von der rein beschreibenden Ebene Vermutungen zu erstellen;
·     er zeigt kein Interesse an Schrift und stellt keine Fragen zu Geschichten oder zu Figuren. Für Geschriebenes interessiert er sich nicht, er schreibt nicht gerne;
·    auf direktes Nachfragen reagiert er immer. Die Beschreibungen, die von ihm ausgehen, sind eher grob;
·     beim Erzählen erfasst er wesentliche Zusammenhänge nicht. Er kann sie nicht benennen;
·     der Aufbau von seinen Texten ist nicht immer logisch, er erklärt die Zusammenhänge nicht deutlich oder lässt manche Ereignisse weg, sodass man eine klare Struktur nicht erkennen kann. Die Erzählungen sind inhaltlich nicht zusammenhängend;
·   X. kann nicht ausdrucksvoll und ausführlich schildern. Es fällt ihm schwer, zusammenhängende Aussagen zu gestalten;
·    bei Bildergeschichten fällt es ihm schwer, einen Zusammenhang zwischen Bildern zu erstellen. Er will sich an Gesprächen über Geschichten nicht beteiligen;  
·    er kann die vorgelesene / erzählte Geschichte nicht richtig nacherzählen, greift selten die Hauptgedanken oder die Haupthandlung auf. Er kann oft nur einzelne Ausschnitte nacherzählen. Die Struktur und die Logik des Textes kann er nur selten erschließen;  
·     sehr selten kann er einen Text in andere Worte fassen;
·     er kann große Schwierigkeiten damit, eine Argumentationskette aufzubauen.

RECHTSCHREIBUNG:
·   X. überträgt die polnische Schreibung in die deutsche. Es scheint merkwürdig zu sein, weil er auf Deutsch lernen und schreiben gelernt hat. Er liest keine Bücher auf Polnisch. Trotzdem scheint es, als ob er für die deutsche Schreibung oft polnische Rechtschreibregeln anwenden würde. Im Bereich der Rechtschreibung kommt er immer wieder auf die gleichen Stolpersteine;
·    auch beim Abschreiben von der Tafel macht er viele Rechtschreibfehler;
·     ein Wort erscheint in einem Text sehr oft in verschiedenen Varianten, z.B. „gehrn“, „gerhn“ oder „ger“.  

MORPHOLOGIE:
·     nicht alle Wendungen sind grammatikalisch richtig;
·     er hat genug Nomen zur Verfügung, aber verwechselt sehr oft die Artikel (auch bei Wörtern, die zum Alltagswortschatz gehören);  
·     Wortgrenzen kann er gut erkennen;  
·      X. beugt die Verben richtig. Die Verben erscheinen als Prädikate mit korrekten Endungen;
·      er kann Inversion anwenden – das Subjekt rückt hinter das Verb im Satz;
·      adverbiale Bestimmungen erscheinen nicht oft;
·      X. bildet Äußerungen mit Verben, auch in zusammengesetzten Zeitformen. Die Formen des Partizips Perfekt von starken Verben werden jedoch oft den schwachen Verben angepasst, z.B. „gelauft“ statt „gelaufen“. In Formen des Präteritums werden die meisten Fehler gemacht, z.B. „ich laufte“, „er gingte“, „ich trinkte“;
·    der Junge bildet vor allem einfache Sätze, Nebensätze kommen sehr selten vor. Er verbindet die Sätze durch einfaches „und“, „dann“, „oder“. Die Wortstellung im Satz ist fast immer richtig. Wenn er schon Nebensätze bildet, dann stehen die Verben an richtiger Stelle. Wenn zweiteilige Prädikate erscheinen, dann finiter Teil in Zweitstellung, nicht finiter Teil am Ende des Satzes;
·    die Mehrzahlbildung beherrscht er durchgängig richtig.

Welche Stärken kann ich nutzen?
X. ist am Thema der Fördereinheit sehr interessiert. Er beteiligt sich gerne an Gesprächen und zeigt eine aktive Sprache. Er zeigt auch Lust auf Reden, sein Verhalten in Gesprächssituationen ist kommunikativ. Der Junge hat einen umfangreichen Wortschatz zum Themengebiet „Tiere“ und die Mehrzahlbildung beherrscht er durchgängig richtig. Er kann sich konzentrieren und sich hingebungsvoll mit einer Sache beschäftigen. 

Wenn gezielte Fragen ihm gestellt werden, kann er eine logische Antwort geben. 

Er bastelt gerne und lernt besser und schneller, wenn er bastelt und wenn er mit Farben, mit Bildern arbeiten kann.

Welche konkreten sprachlichen Ziele setze ich mir für diese Förderaktivität (und weitere Förderaktivitäten, die in dieselbe Richtung gehen)?
-       Erweiterung des Wortschatzes im Bereich „Tiere
-       Verwendung von Kausalsätzen
-       Umgang mit Schriftsprache: Visualisieren der schriftlichen Aussagen durch Bilder und Landkarte
-       Wecken des Interesses an Schrift
-       Freies Sprechen: vorher aufgenommenes Wissen nutzen und wiedergeben
-       Rechtschreibung üben

Allgemeines Rahmenthema und konkretes Unterthema der Fördereinheit:
Allgemeines Rahmenthema: Rund um die Tiere herum
Konkretes Unterthema: Entwurf einer Briefmarke zum Thema „Tiere und Länder

Welche sprachlichen Aktivitäten werde ich als Sprachförderkraft bei dieser Förderaktivität ausüben?
-       viel Input im Bereich Elementarwortschatz
-       Informationen zum Verlauf der Stunde
-       Anregung zum eigenen Formulieren der Aussagen durch offene W-Fragen und gezielte Fragen
-       Verwendung von Anfangs- und Schlussritual
-       Modellieren der Sprache, korrektives Feedback
-       viel Lob

Welche sprachlichen Aktivitäten erwarte ich vom Kind?
-       Interesse am Thema
-       aktive Mitarbeit
-       freies Formulieren der Aussagen
-       Verwendung von Kausalsätzen
-       Interesse an Schrift
-       aktive Teilnahme beim Basteln
-       aktive Teilnahme am Anfangs- und Schlussritual

Wie und wann kann es während der Aktivität zu Kommunikationen der Kinder untereinander kommen?
Es ist eine individuelle Sprachfördereinheit.

Soll die Familiensprache des Kindes einbezogen werden? Wann und wie?
Nur dann, falls X. Fehler machen sollte, die aus den Ähnlichkeiten/Unterschieden zwischen Deutsch und Polnisch resultieren. Dann sollten sprachliche Strukturen verglichen werden. 

Bietet die Aktivität dem Kind einen Anlass zum Nachdenken über Sprache (Förderung der Sprachbewusstheit)?
Ja, weil die Tiere sowohl durch die Schriftsprache, als auch durch die Bilder dargestellt werden. Das Kind wird zum Formulieren von eigenen Aussagen animiert und verbindet die gesprochene Sprache mit der geschriebenen. Es merkt, dass es Unterschiede gibt. Beim Basteln einer Briefmarke sollte das Kind auch das Sprechen berücksichtigen (Was will ich eigentlich darstellen? Welche Elemente muss ich berücksichtigen?). Durch gesprochene Erklärungen sollte alles besser verdeutlicht werden. 

Voraussichtliche Dauer der Förderaktivität: 60 Minuten

Benötigte Materialien:
-       Werkzeugkästchen, die den Artikeln „der“, „die“, „das“ entsprechen
-       Papierstreifen mit Tiernamen ohne Artikel
-       Domino-Steine
-       Bilder mit Tieren
-       Landkarte Europas
-       farbiges Papier
-       weißes Papier
-       Schere
-       Klebstoff
-       Kuli
-       Buntstifte 

Sonstige Überlegungen zur Planung (z. B. Raum, Zusammenkommen der Kinder, besondere Rollen, Umgang mit den Materialien, Kooperation):
keine

Voraussichtlicher Ablauf:
Wie werde ich bei dieser Förderaktivität vorgehen?

Einstieg, kommunikative Tätigkeiten, Lieder und Spiele, Elemente sprachlicher Übungen, Abschluss:
Der Unterricht findet in meiner Wohnung statt. Der Junge kommt mit seinen Eltern. 

Begrüßungs-/Anfangsritual (5 Minuten)
Als unser Begrüßungsritual fungiert ein kurzes Gedicht unter dem Titel „Ball der Tiere“ (vom unbekannten Autor): 

Mich dünkt, wir geben einen Ball!
Sprach Frau Nachtigall.

So?
Sprach der Floh.

Was werden wir essen?
Sprachen die Wespen.

Nudeln!
Sprachen die Pudeln.

Was werden wir trinken?
Sprachen die Finken.

Bier!
Sprach der Stier.

Nein, nein!
Sprach das Schwein.

Wo werden wir tanzen?
Sprachen die Wanzen.

Im Haus!
Sprach die Maus. 

Dieses Gedicht wurde gewählt, weil es sich sehr gut dafür eignet, dass sowohl die Sprachförderkraft, als auch das Kind eine Rolle übernehmen. Ich sage jeweils eine Zeile vor und der Junge die nächste. Außerdem kann man hier toll die Intonation und die Aussprache üben. 

Danach setzen wir uns an den Tisch und beginnen die Sprachförderaktivitäten. 

Zentrale Sprachförderaktivität Teil 1 (15 Minuten)
Ich erkläre das Vorhaben für die heutige Stunde:
  1. Wir werden die deutschen Tiernamen wiederholen.
  2. Wir werden die Namen von europäischen Ländern auf Deutsch wiederholen.
  3. Wir wollen eine Briefmarke entwerfen und basteln.
In mehreren vorangegangenen Sprachförderstunden haben wir uns schon mit den Tieren beschäftigt. Den Bereich „Tiere“ habe ich in sechs Aspekte eingeteilt: Tiere im Haus, Tiere im Wald, Tiere auf dem Bauernhof, Tiere am und im Wasser, Tiere in der Luft, Tiere im Zoo. Dabei habe ich das Buch „Das Kindergarten-Wörterbuch“ (Duden) sowie „Das Wimmel-Wörterbuch: Bunte Märchenwelt“ (Duden) benutzt. Ich habe mich für diese Bücher entschieden, weil sie den Elementarwortschatz vermitteln, der den deutschen Kindern bekannt ist. X. musste viele Wörter dazu lernen. Viele Wörter befinden sich bei ihm nur im passiven Sprachgebrauch. Mithilfe von erwähnten Büchern hat er viele neue Wörter aufgenommen. 

Wir spielen Domino. Ich lege auf den Tisch vorgefertigte Dominokärtchen. Die Aufgabe des Kindes ist es, Dominos zu legen. Auf den Kärtchen stehen die Tiernamen, jedoch ohne Artikel. Ich erwarte, dass X. Dominos richtig legt, weil die Tiernamen ihm gut bekannt sind. Bei solchen Spielen hat er besonders viel Spaß, weil er sehr gerne Spiele spielt, in denen Bilder gebraucht werden. 

Nachdem Dominos gelegt worden sind, geben wir Artikel zu einzelnen Tieren an. Das macht Sinn, weil X. die Artikel sehr oft verwechselt. Dabei machen wir Vergleiche Deutsch-Polnisch (falls notwendig). Es handelt sich darum, dass ein Tier im Deutschen weiblich sein kann und im Polnischen männlich. Solche Vergleiche sind für den Jungen nützlich, weil er polnische Strukturen sehr oft ins Deutsche überträgt. 

Ich erwarte, dass X. die meisten Artikel richtig nennt. Wenn falsche Artikel fallen sollten, versuche ich, sie durch gezielte Fragen herauszulocken, z.B. „Hast du einen Hund?“, „Hast du einmal einen Tiger gesehen?“ Falls meine Hilfe erfolglos sein sollte, werden wir die Wörter mit den Artikeln noch einmal wiederholen. 

Anschließend machen wir eine Übung mit Werkzeugkästchen. Die Tiernamen ohne Artikel befinden sich auf vorgefertigten Kärtchen. Die drei Kästchen entsprechen den Artikeln „der“, „die“, „das“. X. sollte die einzelnen Kärtchen mit Tiernamen in ein entsprechendes Werkzeugkästchen ordnen. Ich erwarte, dass X. die meisten Tiernamen richtig zuordnet. Falls das nicht geschehen sollte, werde ich die Aktivität durch hinweisende Fragen modellieren. 

Auflockerung (5 Minuten)
Im Rahmen der Auflockerung wird das allgemeine Wissen über die Tierwelt wiederholt. Dabei betrachten wir die Bilder, die im Domino-Spiel benutzt wurden. Ich stelle Fragen, die sich auf die Tiere beziehen, die im Domino-Spiel erschienen sind, z.B. „Welche Tiere kann man streicheln?“, „Was brauchst du alles, wenn du einen Hund hast?“ Diese Fragen machen Sinn, weil X. einen kleinen Hund hat. So kann er den Unterrichtsstoff auf seinen Alltag beziehen. Ich stelle außerdem solche Fragen wie: „Welches Tier steckt in <Beule>?“, „Welches Tier hält Winterschlaf?“, „Welche Tiere haben Hörner, welche Hufe?“, „Weißt du, warum Menschen Schafe haben?“, „Welches Tier lebt in der Wüste?“, „Welche Tiere säugen ihre Babys?“ (Ideen aus dem „Kindergarten-Wörterbuch“ von Duden). 

Die Bilderbetrachtung hilft X. dabei, logische Antworten zu bilden. Ich erwarte, dass X. in vollständigen Sätzen die Fragen beantwortet. Wenn ich ihm unterschiedliche Fragen zum Thema stelle, kann er sich besser konzentrieren, weil er sich durch direkte Fragen immer angesprochen fühlt und immer reagiert. Er wird auf diese Art und Weise dazu aufgefordert, vollständige Sätze zu bauen. Oft stelle ich zusätzliche gezielte Fragen, damit X. auch Nebensätze bildet, z.B. „Wozu braucht man eine Leine, wenn man einen Hund hat?“, „Warum halten manche Tiere Winterschlaf?“ Solche gezielten Fragen helfen X., seine Aussagen auszubauen und fordern ihn dazu auf, auch Nebensätze zu bilden. Es müssen keine komplexeren Aussagen sein – ich versuche, X. dazu zu bringen, auf die Fragen logisch und in vollständigen Sätzen sowie sinngemäß zu antworten. 

Zentrale Sprachförderaktivität Teil 2 (10 Minuten)
Ich bereite die Bilder und die Überschriften vor. Es sind Bilder mit Tieren, die ich in Zeitungen gefunden habe. Außerdem habe ich die Überschriften mit Tiernamen vorbereitet. Die Aufgabe ist es, die Schrift mit den Bildern zu verbinden und die Tiernamen den Bildern zuzuordnen. Diese Übung fällt X. leicht, weil er die Tiernamen schon kennt. Anschließend frage ich X., bei welchen Wörtern er Schwierigkeiten mit der Rechtschreibung hätte. Nachdem er sich einige ausgesucht hat, kann er sie anmalen. Dabei benennen wir alle Buchstaben, damit X. sich die Rechtschreibung besser merken kann. Ich gehe davon aus, dass er solche Wörter wie „Pinguin“, „Schimpanse“, „Krähe“, „Fohlen“ oder „Eichhörnchen“ aussucht. Meine Vermutung wird bestätigt, weil ich weiß, auf welche Stolpersteine X. in der Rechtschreibung kommt. 

Zentrale Sprachförderaktivität Teil 3 (20 Minuten)
Jetzt kommt die Wiederholung dessen, was in den vorangegangenen Sprachförderstunden geübt wurde, also der Namen von den europäischen Ländern. Wir haben sie zusammen geübt, weil sie im Erdkundeunterricht eingeführt wurden. So habe ich auf den Unterrichtsstoff reagiert und X. geholfen, ihn nachzuarbeiten und zu üben. 

Ich beginne mit einer bunten Landkarte Europas. Wir benennen zusammen die Länder Europas und zeigen auf sie. Ich erwarte, dass X. die wichtigsten Länder richtig zeigt. Falls dies nicht der Fall sein sollte, helfe ich ihm durch gezielte Fragen: „Wie heißt das Land, das im Westen Deutschlands liegt?“, „Wie heißt das größte Nachbarland von Polen?“, „Wo warst du im letzten Jahr in den Sommerferien?“. 

Nachdem die Namen von Ländern wiederholt worden sind, lege ich auf den Tisch einige farbige Blätter. Die Bilder von Tieren, die in der zweiten Aktivität gebraucht wurden, sind immer noch da. Wir brauchen noch Buntstifte, einen Kuli, einen Klebstoff und eine Schere. Ich schlage X. vor, dass wir Briefmarken zusammen entwerfen. Ich erwarte, dass er von dieser Aktivität begeistert ist, weil er gerne bastelt. Ich erkläre die Übung: es geht darum, sich ein Land und ein Tier auszusuchen und dann eine Briefmarke zu entwerfen. Auf der Briefmarke sollte natürlich der Name des Landes und möglicherweise des Tieres stehen (der Preis der Briefmarke auch). Der Hintergrund kann auch bemalt werden. 

Anschließend sucht sich X. ein farbiges Blatt aus. Dann entscheidet er sich für ein Land und für ein Tier, die er für seine Briefmarke benutzt. Das Basteln einer Briefmarke dauert etwa 10 Minuten. X. muss darauf aufpassen, keinen Fehler in der Rechtschreibung zu machen.
Die fertige Briefmarke nimmt er nach Hause mit. 

Schlussritual (5 Minuten)
Als unser Schlussritual fungiert ein Ausblick auf die nächste Sprachfördereinheit. Ich frage X., was wir in der nächsten Stunde lernen werden. Er muss keine Einzelheiten angeben, es können allgemeine Themenbereiche sein. Falls er richtig rät, bekommt er von mir ein Smiley. Manchmal gibt er seine Ideen an.
Anschließend verabschiede ich mich von dem Jungen und von seinen Eltern.

Ausblick auf mögliche sich anschließende Förderaktivitäten:
-       weitere Übungen in Bezug auf die Tierwelt, mit Berücksichtigung von Texten im NaWi-Lehrbuch;
-       das Lesen von ausgewählten Märchen der Brüder Grimm, die im Deutschunterricht ausgerechnet behandelt werden und Übungen dazu;
-       das Verfassen des eigenen Märchens mithilfe von Stichworten (Schwerpunkt auf Grammatik und Rechtschreibung). 

Anmerkung zum Schluss:
In Folge dieser gehaltenen Sprachförderstunde hat X. die Tiernamen und die Namen der europäischen Länder wiederholt. Die nächste Förderstunde wurde fast komplett damit ausgefüllt, einen Text über die Waldtiere im Lehrbuch für Naturwissenschaften zu lesen (Unterrichtsstoff). Unterschiedliche Übungen wurden gemacht (z.B. den Text in eigenen Worten nacherzählen, Silben klatschen, Artikel üben, eine Geschichte über Tiere erzählen). 



Sprachfördereinheit in Bildern


Bild 1: Domino (Zentrale Sprachförderaktivität Teil 1)
 

Bild 2: Domino (Zentrale Sprachförderaktivität Teil 1)


Bild 3: Werkzeugkästchen mit Tiernamen auf Papierstreifen (Zentrale Sprachförderaktivität Teil 1)


Bild 4: Landkarte Europas (Zentrale Sprachförderaktivität Teil 3) 


Bild 5: Bilder mit Tieren (Zentrale Sprachförderaktivität Teil 2 und Teil 3) 



Bild 6: farbiges Papier, weißes Papier, Schere und Klebstoff (Zentrale Sprachförderaktivität Teil 3)


Bild 7: Smileys (Schlussritual)



Bild 8: Ideenquellen: „Das Wimmel-Wörterbuch Bunte Märchenwelt“ und „Das Kindergarten-Wörterbuch“ von DUDEN