Arbeitsblätter zum Herunterladen

29.3.16

Die Neuerungen des Germanischen im Wortschatz


In dieser Zeit (das 1. Jh.) gab es zivilisatorisch bedeutende Fortschritte (Ackerbau, Verkehr, Technik, Wohnen). Im neuen Wortschatz können zwei Gruppen genannt werden:
·         die Wörter germanischer Herkunft, von den Germanen geschaffen. Dies war damit verbunden, dass die Germanen neue Gegenstände herstellten oder neue Tiere entdeckten.
·         die Wörter aus anderen Sprachen, z.B. aus dem Lateinischen.

Germanische Prägungen:

  • ·         Himmelsrichtungen: Nord, Ost, Süd, West
  • ·         Tiernamen: Hahn, Henne, Huhn, Rabe, Reh, Storch, Taube, Wisent
  • ·         Wohnwesen: Bank, Bett, Halle, Hof, Laube, Saal, Wand
  • ·         Seefahrt und Fischfang: Aal, Dorsch, Flut, Ebbe, Hafen, Möwe, Kahn, Netz, Schiff, schwimmen, See, Segel, Steuer, Strand
  • ·         Kriegswesen: Bogen, Helm, Schild, Schwert, Waffe
  • ·         Namengebung: Brünhild, Gunter, Hedwig, Ludwig
  • ·         Ackerbau und Viehzucht: braten, Brot, Fleisch, Hengst, Herd, Kalb, Krippe, Lamm, Leder, Schaf, Schinken, Speck


Wie bereits erwähnt, wurden neue Wörter auch aus anderen Sprachen übernommen (vor allem Keltisch und Latein). Warum? Die Westgermanen waren nicht so beweglich, hatten dieselben Nachbarn - die Kelten und die Römer. Sie waren zivilisatorisch höher entwickelt und hatten viele, intensive Kontakte zu den Römern, vor allem vom friedlichen Charakter. Im 5. Jahrhundert kamen die Römer nach Britannien. Das heutige Deutschland war besetzt. Viele germanische Männer dienten in römischen Garnisonen. Die Römer waren zivilisatorisch fortgeschrittener. Um die Geburt Christi lebten die Germanen noch in der Gentilordnung, es war die primitivste Art der sozialen Organisation, die nach den Sippen, nach der Blutverwandtschaft funktionierte. Die Römer waren sozial gut organisiert. Das System der Sklaverei erlebte damals ihre Blütezeit.

Der sprachliche Austausch fand vor allem in eine Richtung statt. Latein war die Staatmundart von Rom.

Germanische Entlehnungen aus dem Lateinischen:

  • ·         Staat und Recht: Kaiser (Caesar - ein "k" erschien 6./7. Jh., "ai" 1. Jh.), Kerker (carcer)
  • ·         Kampf und Krieg: Kampf (campus - Lager), Pfeil (pilum), Wall (vallum)
  • ·         Bauwesen: Straße (via strata - gepflasterter Weg), Schule (schola), Kammer (camera), Keller / Zelle (cellarium), Pforte (porta), Mauer (murus)
  • ·         Handel und Verkehr: Kiste (cista), Sack (saccus), Korb (corbis), Esel (asinus), Münze (moneta)
  • ·         Garten und Weinbau: pflanzen (plantare), Rose (rosa), Birne (pirum), Wein (vinum)
  • ·         Namengebung: Augsburg (Augusta Vindelicorum), Koblenz (Confluentes), Konstanz (Constantia), Köln (colonia Agrippina)

Germanische Entlehnungen aus dem Keltischen:

  • ·         Staat und Recht: Reich (rig - König), Amt (ambactus)
  • ·         Bauwesen: Zaun (dunum - Burg, befestigte Stadt)
  • ·         Namengebung: Bregenz, Donau, Main, Mainz, Rhein, Wien, Worms 

QUELLEN: 
1. Die Vorlesungen in Sprachgeschichte von Dr. Z. Tecza (Uni Rzeszow in Polen)
2. dtv-Atlas. Deutsche Sprache 



26.3.16

Die Neuerungen des Germanischen. Teil 2

·         Indoeuropäisch hatte 8 Kasus, im Germanischen gab es 4-5 Fälle. Der Ablativ und der Lokativ sind verschwunden. Das jeweilige Merkmal für den Kasus war die Endung - es gab keine Artikel. Ein wenig später sind der Vokativ und der Instrumental verschwunden (seit dieser Zeit hatte der Nominativ eine vokativische Funktion). Der einzige Kasus von den alten, der sich hält, ist der Instrumental (zum Teil im Althochdeutschen). Dann werden seine Funktionen vom Dativ übernommen.

·         Der Dual - eine Numerusform zwischen Singular und Plural - verschwindet weitgehend.
·         Gleichzeitig stabilisiert sich beim Adjektiv die starke und schwache Deklination (zwei separate Deklinationstypen). 

·         Im Indoeuropäischen gab es 7 Tempora - alle wurden synthetisch gebildet. Die meisten ursprünglichen Tempora wie Imperfekt, Futur, Aorist verschwinden. Von 7 Zeitformen sind 2 übrig. Gleichzeitig entwickelt sich neue, aber sie sind schon analytisch (Perfekt, Plusquamperfekt, die analytischen Futurformen). Die Futurformen wurden mithilfe von Modalverben - "wollen" und "sollen" - gebildet. Die Entstehung der neuen Formen war vielleicht die Ursache für den Untergang der alten Formen. Um die Mitte des ersten Jahrhunderts begann man Umschreibungen mit Hilfsverben zu gebrauchen. Bei der Bildung von Tempora spielte der Ablaut eine enorme Rolle. Eine neue Klasse von Verben entsteht (heute regelmäßige Verben). Die regelmäßigen Verben mit ihren Endungen sind für alle germanischen Sprachen gemeinsam oder sehr ähnlich (deutsch - "-te", englisch - "-ed" - es ist dieselbe Endung, sie geht warscheinlich auf das indogermanische "dhē" oder "dhō" mit der Bedeutung "tun" oder "machen" zurück. Regelmäßige Verben sind noch nicht so verbreitet - alle neuen Verben gehen in die schwache Formklasse ein. Die Gruppe dieser Verben wächst, die Gruppe der starken Verben wird immer kleiner. 

Quelle: dtv-Atlas. Deutsche Sprache.