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31.3.12

Die phantastische Welt von E.T.A. Hoffmann und J.R.R. Tolkien. Einführung ins Thema

Aus vielen Gründen habe ich entschlossen, mich mit der phantastischen Welt von E.T.A. Hoffmann und J.R.R. Tolkien zu beschäftigen. Erstens muss ich zugeben, dass ich von dieser Welt angetan bin. Wenn man sich schon in solche Bücher vertieft, dann ist es nicht leicht, sich ihnen zu entziehen. Zweitens muss auch die Glaubwürdigkeit dieser Welt berücksichtigt werden. Ausgerechnet sie zieht viele Leser an. Die Tatsache, dass man sich einfach in die Lage der Helden hineinversetzen kann, spricht eindeutig für die Anerkennung der Bücher über die phantastische Welt als eine getrennte literarische Gattung.

Was ist geschehen, dass die Leser von den Werken von E.T.A. Hoffmann und J.R.R. Tolkien begeistert sind? Was macht diese Faszination aus?

Bei Hoffmann sind es vor allem die Antithesen Phantasie – Wirklichkeit, Künstler – Bürger, eine gute Narration, die intelligente Schreibweise, die Nutzung der Erkenntnisse der Psychoanalyse, der Sinn für Satire, Humor und Groteske und das Verständnis für die Schönheit der Poesie.

Bei der Untersuchung der Werke von J.R.R. Tolkien kann festgestellt werden, dass vor allem die folgende Tatsache für die Leser faszinierend ist: Tolkien hat alle Gestalten, die ganze Mittelerde, völlig neu ausgedacht. Die Mittelerde hat ihre eigenen Völker, ihre Geschichte, ihre Sprachen. Noch niemals in der Literaturgeschichte hatten wir es mit einer ganzen, detailliert ausgedachten Mythologie zu tun. Es ist kein Wunder, dass J.R.R. Tolkien zum wichtigsten Schriftsteller des 20. Jahrhunderts erkoren wurde.

Ich möchte die beiden Autoren vorstellen, anschließend die Entwicklung, die Protagonisten und die Leitmotive ihrer phantastischen Welten besprechen. Auβerdem versuche ich auch, die anderen zur Lektüre dieser Werke zu ermutigen.

27.3.12

"Gleich ist der Sommer da"

J. W. von Goethe - März

Es ist ein Schnee gefallen,
Denn es ist noch nicht Zeit,
Daß von den Blümlein allen,
Daß von den Blümlein allen
Wir werden hoch erfreut.

Der Sonnenblick betrüget
Mit mildem, falschem Schein,
Die Schwalbe selber lüget,
Die Schwalbe selber lüget,
Warum? Sie kommt allein.

Sollt ich mich einzeln freuen,
Wenn auch der Frühling nah?
Doch kommen wir zu zweien,
Doch kommen wir zu zweien,
Gleich ist der Sommer da.

26.3.12

Meine Erfahrungen mit der Leseförderung

Die Förderung der Lesefertigkeit ist Aufgabe aller Fächer, weil das Lesen eine fächerübergreifende Kompetenz ist.

An der Schule, an der ich arbeite, biete ich den Zusatzunterricht, weil ich bemerkt habe, dass es Schüler gibt, die noch Probleme mit dem Lesen haben. Es gilt ihnen zu helfen. Ich leite die Leseförderung 2 Mal in der Woche und auf diese Art und Weise helfe ich den Schülern, ihre Lesekompetenz zu verbessern.

Das Lesenlernen beginnt nicht mit dem Eintritt in die Schule. Ab der Geburt eines Kindes werden die Grundlagen für einen erfolgreichen Erwerb der Lesefertigkeit gelegt. Die Entwicklung stabiler Lesegewohnheiten beginnt also in der Familie und ist nach der Grundschule nicht abgeschlossen. Deswegen muss die Lesekompetenz am Gymnasium erweitert werden.

Das Lesen von Büchern und Texten hat verschiedene Ziele und Funktionen. Wir lesen:

• um etwas zu entdecken;
• um die Vorstellungskraft zu entwickeln;
• um die Rechtschreibung zu fördern;
• um Spaß am Lesen zu haben;
• um private Interessen zu entwickeln;
• um an der Kultur teilzunehmen;
• um Weltorientierung und Weltwissen zu erwerben.

Der zusätzliche Unterricht an der GTS verfolgt konkrete Ziele. In erster Linie gilt es den Schülern zu helfen, genauer und schneller zu lesen, was in allen Fächern notwendig ist. Man könnte fragen: Wozu fördern?

• damit die Schüler schnell (wenn notwendig) und flüssig lesen;
• damit sie weniger Probleme im Unterricht haben;
• damit Leseengagement und Lesestrategien entwickelt werden;
• damit ein stabiles Lesekonzept aufgebaut wird;
• damit die Schüler zu engagierten Lesern werden;
• damit sie die Fähigkeit zur sinngemäßen Betonung des gelesenen Satzes, also zum ausdrucksstarken Vorlesen, entwickeln;
• damit sie stabile Lesegewohnheiten entwickeln;
• damit positives Lese-Selbstkonzept unterstützt wird;
• damit Lesestrategien trainiert werden;
• damit die Schüler funktional in allen Fächern lesen;
• damit die Sachtextlektüre unterstützt wird.

Zu anderen, ebenso wichtigen Zielen der Leseförderung an der GTS, gehören:

• Steigerung der Lesemotivation und der Lesefreude;
• Förderung von Risikoschülern;
• attraktive Erfahrungen mit der Literatur;
• Vertiefung des Textverstehens;
• Textsortenkenntnis.

In meinen Leseunterricht binde ich verschiedene kreative Methoden ein, weil ich davon ausgehe, dass der Unterricht nicht monoton sein darf. Nur wenn der Unterricht interessant ist und Spaß macht, ist er effektiv. Zu meinen Methoden gehören:

• das spielerische Lernen;
• Lesetagebuch: Selbstreflexion, selbstbestimmtes Lesen, Selbstbild als Leser, Leseerinnerungen;
• Leseprojekte;
• Besuche in der Kinderbücherei: Unterricht in und mit der Bibliothek;
• Vorlesewettbewerbe;
• authentische Textwelten beider Geschlechter berücksichtigen und erkunden;
• das selbst gemachte Buch;
• Bücher kreativ vorstellen;
• Arbeit mit Bilderbüchern;
• Training durch Lautleseverfahren;
• abstrakte Situationen erzählen;
• Projekt: eine Lesung vorbereiten;
• kommunikative und kreative Aneignung von Literatur: Rätsel, Witze, Zungenbrecher, Kindergedichte und –lieder, geschlechtsspezifische Texte.

Wenn es um die geschlechtsspezifische Leseförderung geht, suche ich solche Lesestoffe aus, die genderspezifischen Gesichtspunkten und Lesepräferenzen entsprechen. Es ist mir wichtig, authentische Textwelten beider Geschlechter zu erkunden und sie in den Unterricht aufzunehmen.

Die Förderung von Risikoschülern beginnt mit der Diagnose. Schwache und buchferne Leser sollten gefördert werden. Der Unterricht findet 2 Mal in der Woche statt. Es wird mit unterschiedlichem Lesematerial gearbeitet. Das Lesematerial sollte den Interessen der Schüler entsprechen und verschiedene Schwierigkeitsgrade repräsentieren. Die Leseförderung findet in der Kinderbücherei statt, weil es eine anregende Leseumgebung ist.

Zuerst berücksichtige ich Stärken und Schwächen der Schüler, anschließend arbeite ich Entwicklungsschwerpunkte aus. Es ist mir wichtig, Leistungsmessungen regelmäßig einzusetzen (z. B. Lesetests, Selbstbewertung).

Eine gesonderte Maßnahme ist der Deutsch als Fremd- und Zweitsprache-Unterricht, den ich 1 Mal in der Woche leite. Ich gehe auf die Bedürfnisse der SchülerInnen ein, die aus dem Ausland kommen und Probleme mit der deutschen Sprache haben. Als ausgebildete Deutsch als Fremdsprache-Lehrerin kann ich ihre Probleme mit der Grammatik und mit dem Wortschatz verstehen und ihnen entsprechend helfen.

Ein Beispiel für ein Leseprojekt ist Geschichte der Wanderratte – ein Projekt, an dem ich mit der Klasse 5A GTS gearbeitet habe und weiter arbeite. Das Projekt findet u.a. im Rahmen des Förderunterrichts Deutsch statt. Es handelt sich um die Gestaltung eines Buches über eine Wanderratte. Die SchülerInnen haben in Gruppen an einzelnen Kapiteln gearbeitet, Geschichten selbst geschrieben und Bilder gemalt. Die Arbeit am selbst gemachten Buch macht den Schülern viel Spaß und entwickelt in ihnen das Leseengagement. Außerdem wird die Rechtschreibung gefördert.

25.3.12

Friedrich Schiller - An den Frühling

Ein wunderschönes Gedicht von Friedrich Schiller zum Beginn der schönsten Jahreszeit:

Friedrich Schiller - An den Frühling

Willkommen, schöner Jüngling!
Du Wonne der Natur!
Mit deinem Blumenkörbchen
Willkommen auf der Flur!

Ei! ei! da bist ja wieder!
Und bist so lieb und schön!
Und freun wir uns so herzlich,
Entgegen dir zu gehn.

Denkst auch noch an mein Mädchen?
Ei, Lieber, denke doch!
Dort liebte mich das Mädchen,
Und 's Mädchen liebt mich noch!

Fürs Mädchen manches Blümchen
Erbat ich mir von dir –
Ich komm' und bitte wieder,
Und du? – du gibst es mir?

Willkommen, schöner Jüngling!
Du Wonne der Natur!
Mit deinem Blumenkörbchen
Willkommen auf der Flur!

24.3.12

Der Hauptmarkt von Trier

Der Hauptmarkt von Trier ist der zentrale Platz der Stadt. Auf dem Hauptmarkt befindet sich das Marktkreuz (Hoheitssymbol), mit dem der Hauptmarkt 958 von dem Erzbischof Heinrich I. ausgestattet wurde und der auf einer alten römischen Säule steht. Auf dem Kreuz ist eine lateinische Inschrift zu lesen: „Henricus archiepiscopus Treverensis me erexit“ („Der Trierer Erzbischof Heinrich hat mich errichtet“). Auf dem Hauptmarkt befindet sich jetzt nur eine Kopie des mittelalterlichen Kreuzes – das Original ist seit 1964 im Städtischen Museum Simeonstift zu bewundern.



Die Häuser repräsentieren unterschiedliche Stile: Renaissance, Barock, Klassizismus, Späthistorismus. Zu wichtigsten Gebäuden gehören: die Hauptwache, das ehemalige Domhotel, die Steipe (gotisches Gebäude), das Repräsentationshaus des Stadtrats, das Rote Haus.







Der Petrusbrunnen wurde 1594/95 vom Bildhauer Hans Ruprecht Hoffmann erschaffen. Auf seiner Spitze steht eine Figur des Stadtpatrons Petrus, die dem Brunnen seinen Namen gab. Über einem achteckigen Becken sind die vier Kardinaltugenden zu sehen: Justitia - die Gerechtigkeit (mit Schwert und Waage), Fortitudo - die Stärke (mit einer zerbrochenen Säule), Temperantia - die Mäßigung (mit Wein und Wasser) und Sapientia - die Weisheit (mit Spiegel und Schlange). Außerdem wurde der Brunnen mit folgenden Elementen dekoriert: Tugendfiguren, Putten, Tieren (Gänse, Löwen, Delphine, Adler, Affen), dem Stadtwappen sowie mit anderen Details.



Alle Fotos wurden von mir gemacht und ich bin damit nicht einverstanden, sie ohne mein Einverständnis zu kopieren oder zu veröffentlichen.

Quelle:

Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland. Kulturdenkmäler in Rheinland-Pfalz
. Band 17.1 Stadt Trier - Altstadt. Wernersche, Worms. Buchnummer 3-88462-171-8 (1. Auflage 2001).

22.3.12

Worte sind der Seele Bild

Eines meiner Lieblingsgedichte:

J. W. von Goethe - Worte sind der Seele Bild

Worte sind der Seele Bild –
Nicht ein Bild! sie sind ein Schatten!
Sagen herbe, deuten mild,
Was wir haben, was wir hatten. –
Was wir hatten, wo ists hin?
Und was ists denn, was wir haben? –
Nun, wir sprechen! Rasch im Fliehn
Haschen wir des Lebens Gaben.

21.3.12

Lulu - Femme fatale der Jahrhundertwende. Teil 2

Mit dem Erdgeist wird Lulu gemeint. Es geht um ihre triebhafte Natur. Die Männer versuchen sie zu bekommen und sie ist da. Wenn sie sie schon besessen haben, können sie sie nicht begreifen. Sie sind zu schwach. Der zweite Teil der Tragödie heißt „Die Büchse der Pandora“. Die Pandora hätte die Büchse nicht öffnen sollen, aber war neugierig und hat der Welt alle Übel geschenkt.

In der Tragödie „Lulu“ tritt eine ganze Reihe von zweitrangigen Gestalten auf: Dr. Schön, Dr. Goll, Maler Schwarz, Alwa, Jack the Ripper. Am Ende des 2. Teils landet Lulu auf der Straße, als Prostituierte verdient sie Geld. Der Serienmörder Jack the Ripper schneidet ihr die Geschlechtsorgane aus, beraubt sie der Büchse.

Lulu meint manchmal, sie sei so alt wie die Welt, sie wird mit Eva verglichen.

Die Männer geben ihr Vornamen, ihr selbst sind sie egal. Jeder Mann, mit dem sie Kontakt hat, hat ein bestimmtes Bild von ihr, eine Idealvorstellung. Jeder bereitet ihr eine Rolle vor, die sie erfüllen muss. Die Vorstellung bekommt einen Vornamen. Wenn die Männer erkennen, dass die Vorstellung mit Lulu nicht zusammenpasst, sind sie schockiert. Die Folge ist der Tod. Jeder, mit dem Lulu in Berührung kommt, stirbt. Die Todesursachen gehen nicht von Lulu aus. Trotzdem geht es die ganze Zeit um sie.

Lulu ist hübsch, anziehend, intelligent, verführerisch, schlau, spontan, frei, natürlich (folgt ihren Trieben), sie hat viele Verehrer, Liebhaber. Sie begeht viele Fehler, sie gibt sich nicht viel Mühe, um die Ehen zu retten. Jeder Mann in ihrer Umgebung ist ihr nicht gewachsen, sie ist zu stark. Jeder macht sich ein Bild von ihr, drängt sie in eine Rolle hinein. Die Männer akzeptieren nicht, dass sie einfach Lulu ist, mit ihren Eigenschaften und ihrer Natur. Lulu kann es auf die Dauer nicht ertragen. Sie lässt sich nicht bändigen, beherrschen. Das Körperliche ist für sie das Wichtigste. Wenn es um andere Angelegenheiten des Lebens geht, bleibt sie gleichgültig. Wenn ihre Ehemänner sterben, sollte sie schon Mitleid zeigen, aber der Tod berührt sie nicht.

Die ganze Schuld trägt sie nicht. Sie hätte treu sein, ihre Triebe hemmen können, aber dann hätte sie sich verstellt. Sie war immer natürlich, vor allem wenn es um die sexuelle Sphäre geht.

20.3.12

Lulu - Femme fatale der Jahrhundertwende. Teil 1

Mit seinem Zweiteiler „Lulu“ tritt Wedekind als Erzieher, als Lehrer einer neuen Religion auf, deren wichtigste Gebote der sinnliche Genuss, die hemmungslose Sättigung jedes Verlangens und das unaufhaltsame Glücksstreben sind. Wedekinds Faszination von der körperlichen Schönheit, von der inneren Stärke und von der keine Normen anerkennenden Sinnlichkeit spiegelt sich in seiner Heldin wider.

Lulu vereinigt in sich viele Widersprüche, Emotionen, Gefühle und Eigenschaften. Sie ist eine bezaubernde, unheilbringende Femme fatale. Ihre Herkunft bleibt verborgen. Sie ist elternlos, wurde vom Bettler Schigolch auf der Straße gefunden, „aus dem Bodenloch hervorgekrochen“ wurde sie von Doktor Schön aufgezogen. Schön kennt sie „etwa seit ihrem zwölften Jahr. Sie verkaufte Blumen vor dem Alhambra-Café“.

Sie tritt unter vielen Namen auf: Schigolch nennt sie „Lulu“, Goll hat sie im Ehekontrakt „Nelli“ getauft, für den Maler Schwarz ist Lulu „Eva“, für Schön und Alwa bleibt Lulu „Mignon“.

Im Prolog tritt ein Tierbändiger auf. Er kündigt die Dressur einer Schlange an. Lulu wird den Männern zum Verhängnis, sie setzt die Erotik als Machtinstrument ein, legt selbst die Spielregeln fest, entscheidet selbst, ob sie sich den Männern hingibt, die ihrem Zauber erliegen. Sie ist gewohnt, die Zügel zu führen. Alle Menschen, mit denen sie auf ihrem Lebensweg in Berührung kommt, treibt sie in den Abgrund und in den Tod.

Dr. Goll, mit dem Schön Lulu verkuppelt und verheiratet hat, trifft der Schlag, als er seine Frau und den Maler Schwarz, der damit beauftragt wurde, Lulus Bild zu malen, in flagranti ertappt.

Schwarz, der Golls Aufgaben als Ehemann übernimmt, genießt an Lulus Seite pures Glück. Er schneidet sich eines Tages die Kehle durch, nachdem er aufgeklärt worden ist, dass er Lulus Liebesdurst nicht sättigen kann, ihr nicht gewachsen ist und sie selbst, von ihm enttäuscht, ihre Treue nicht zu bewahren vermochte.

Dr. Schön, den Lulu sich um den kleinen Finger gewickelt und hinterlistig gezwungen hat, seine Verlobung mit einer anderen Frau aufzulösen und sie zu heiraten, begeht Selbstmord, als er bei seiner Frau Liebhaber entdeckt und Rache nehmen will.

Vom Athleten Rodrigo Quast, der Lulu zu erpressen versucht und ihr mit einer Polizeianzeige droht, befreit sich Lulu, indem sie den alten Schigolch damit beauftragt, den „Bedroher“ in die Seine zu werfen.

Lulus verderbliche, kindlich teuflische Schönheit verbunden mit ihrer dämonischen Sexualkraft bewirken, dass die Männer ihr wie Bluthunde hinterherlaufen. Als Ehefrau vernachlässigt und ständig unbefriedigt, kommt sie mindestens in sexueller Hinsicht zu kurz und lässt sich in zahlreiche Liebesaffären ein, nimmt sich immer neue Liebhaber, um die Verwirklichung ihrer geheimen sexuellen Wünsche zu finden, um ihre stürmische Sinnlichkeit auszuleben.

Lulu beabsichtigt keineswegs den Tod der Menschen in ihrem Umkreis. Sie lebt einfach ihre Natur frei aus, folgt ihrer inneren Stimme und eigener Begierde. Es kommt manchmal amoralisch und verblüffend vor, als sie über die Leiche eines Mannes stolpernd, schon die Hand des nächsten ergreift.

Die Männer gehen an der Vorstellung von Lulu zugrunde. Jeder will sich Lulu aneignen, Besitz über ihre Seele und ihren Körper ergreifen und frei über sie verfügen. Dabei wird ihr immer wieder eine bestimmte Rolle zugewiesen, in die sie schlüpfen muss. Für Dr. Goll, der die gesellschaftlichen Konventionen verkörpert, ist Lulu nur ein Spielzeug. Er scheitert daran, dass er endlich Rissen an diesem Spiegel entdeckt.

Der Maler Schwarz hat mit Lulu „eine halbe Million geheiratet“, genießt bei ihr ein luxuriöses Leben und seine künstlerische Weltberühmtheit. Er verinnerlicht die Moral, in der Liebe, Treue und Wahrheit die höchsten Ideale darstellen. Auch er geht an dem Bild der vollkommenen Unschuld, Kindlichkeit und Reinheit zugrunde, das er sich von seiner Frau gemacht hat, sowie an der bitteren Erkenntnis, ihr nicht gewachsen zu sein.

Auch Schön macht sich das Recht zu eigen, mit Lulus Schicksal, Leben und ihren Gefühlen zu spielen. Er sucht ihr Männer aus, macht sie zur gefeierten Künstlerin, die ihm Millionen eintanzen soll, hat aber kein Verständnis für ihre Gefühle. Aus Dankbarkeit und Liebe unterwirft sich ihm Lulu freiwillig als Objekt, bis er von ihr verlangt, auf Kommando zu lieben. Hemmungslos und skrupellos genießt sie ihre Macht über Schön, der daran scheitert, dass er sich ihrem Einfluss nicht zu entziehen vermochte und dass er selber zum Objekt in Lulus Hand wurde.

Lulu wird den Männern zum Verhängnis, bringt ihnen Verderben, weil sie nicht dem Bild, der Vorstellung entspricht, die sich jeder von ihr macht. Sie wird ständig in Kostüme gesteckt und nach dem männlichen Vorbild umgeformt. Lulu bleibt immer gleich, anders ist nur die Brille, die ihre Partner tragen.

18.3.12

Frank Wedekinds Menschenbild

Der Mensch war für ihn ein böses Tier, das sich in allen Lebenshandlungen von seinen Instinkten leiten lässt, das ohne den sexuellen Genuss nicht auskommen könnte. Kultur und Moral bilden lediglich eine Hülle, unter welcher die Triebe, vor allem der erotische Trieb, brodeln und das menschliche Handeln determinieren. Wedekind kritisierte die Menschennatur nicht, er trat nicht in der Rolle eines strengen Richters auf, der sich im Namen der höheren Werte gegen die animalische Anlage im Menschen auflehnt. Das Wilde, Ungezügelte, Egoistische der menschlichen Natur wird bei Wedekind gelobt. Das Recht auf ein uneingeschränktes Sichausleben wird dem Menschen zugesprochen.

Kein Wunder also, dass Wedekind in Konflikt mit der bürgerlichen Gesellschaft und ihren Moralvorstellungen geraten ist. Er hielt dieser Gesellschaft vor, dass sie, ihre Moralgesetze im Schilde tragend, den Menschen an der Selbstverwirklichung hindert, ihm ein fades und farbloses Dasein aufzwingt. Eben diese Moral stellt die Quelle von jedem menschlichen Unglück und jeder menschlichen Tragödie dar.

Er behandelte in seinen Werken kontroverse Themen, z.B. die verdrängte Sexualität oder die Pubertätsproblematik. Wedekind hat die Menschen in 2 Gruppen eingeteilt:

Fleisch bleibt Fleisch im Gegensatz zu Geist“ – jeder Mensch hat seine Natur, die Natur hat eigene Triebe, die früher oder später auf die Oberfläche kommen, die man ausleben sollte. Der Geist ist die höchste Instanz.

Fleisch hat eigenen Geist“ – die Natur, das Fleischliche ist genauso wichtig wie das Geistige.

17.3.12

Hugo von Hofmannsthal - "Der Tor und der Tod" (1893). Teil 2

Am Anfang ist Claudio erschrocken. Der Tod ist der Meinung, dass es die Zeit ist. Claudio versucht, Mitleid zu erwecken, sich zu wehren. Mit dem Tod lässt sich jedoch nicht verhandeln. Claudio ist dann sich dessen bewusst, dass es Schluss ist, dass es das eigentliche Leben war. Er hat sein Leben verpfuscht, versäumt. Er hat nur scheinbar gelebt und keine richtigen Gefühle, Emotionen gekannt. Er wusste nicht, wie man leidet oder weint.

Anschließend erscheinen drei Gestalten: Claudios Mutter, ein Mädchen, das er skrupellos verletzt hat sowie sein Freund, der heimlich in das Mädchen verliebt war. Sie zeigen ein eindeutiges Bild von Claudio: niemand wird nach ihm weinen, für keinen war er wichtig. Auch für Claudio gab es keinen, der ihm wichtig war. Die Namen der Gefühle waren für ihn bedeutender als die Gefühle selbst. Er hat sie beschrieben und analysiert, statt seine Anteilnahme zu zeigen. Er hat wie ein Wissenschaftler gehandelt und die Gefühle klassifiziert. Diese Einstellung gilt sowohl für die äußere Welt, als auch für zwischenmenschliche Beziehungen.

Claudio hat alles mit dem Ideal verglichen, dem die Realität nicht standhalten kann. Er hat die Menschen wie Puppen behandelt, ohne Mitleid. Claudio hat auf dem Bahnsteig gewartet, ist nicht eingestiegen, der Zug ist abgefahren. Er hat sich nicht engagiert, nur die Menschen beobachtet: wie liebevoll, herzlich sie miteinander umgehen. Er blieb entfernt, auf Distanz, war aus dem Leben ausgeschlossen. Er hat nur in der Nähe gestanden und zugeschaut.

Der Tod erscheint als Gott der Seele, als Lehrer des Lebens. Erst im Augenblicke des Todes erkennt man, was man vom Leben hatte. Claudio würde sich eine zweite Chance wünschen. Er hat viel mehr erwartet, als das wirkliche Leben bieten konnte. Jetzt würde er alles anders erleben. Jetzt würde ihm das normale, prosaische Leben gefallen. Es gibt jedoch keinen Weg zurück. Claudio lebte im Schein.

Claudio erhofft sich immer noch eine Chance. Das Leben war für ihn nur ein Abbild, hinter dem das Wahrhafte, Lebendige gefunden werden konnte. Hinter der Wirklichkeit steht keine noch wirklichere Wirklichkeit.

Hofmannsthal befürwortet diese Einstellung nicht. Es gibt hier eine scharfe Kritik, Abrechnung mit Claudios Lebenseinstellung, die als Ästhetizismus bezeichnet werden kann. Der Ästhetizismus nimmt Folgendes an: man sollte so künstlich wie möglich sein. Es ist eine Lebenshaltung, die ganz auf ästhetisches Leben und Genießen abgerichtet ist. Natürlich spielt der Zusammenhang mit der Kunst die größte Rolle.

Im Werk ist der weit verbreitete literarische Topos zu finden: der Mensch ist nur Schauspieler. Man geht auf die Bühne, spielt das Leben, dann geht der Vorhang zu, man verlässt die Bühne. Das Leben wird mit einem Stück verglichen.

Die letzten Verse des Todes lauten:

Wie wundervoll sind diese Wesen,
Die, was nicht deutbar, dennoch deuten,
Was nie geschrieben wurde, lesen,
Verworrenes beherrschend binden
Und Wege noch im Ewig-Dunkeln finden
.

16.3.12

Trierer Dom. Teil 2








Die beiden Mäuschen symbolisieren die Armut:


Alle Fotos wurden von mir gemacht und ich bin damit nicht einverstanden, sie ohne mein Einverständnis zu kopieren oder zu veröffentlichen.

4.3.12

Das romantische Kunstmärchen am Beispiel der Märchen von E.T.A. Hoffmann und Wilhelm Hauff

Man darf wohl feststellen, dass das romantische Kunstmärchen sich in die romantische Tradition eindrücklich eingebracht hat. In der Romantik wurde das Phantastische zum Zentrum der Poetik und die tiefe Affinität der Romantiker zum Märchen ist dieser Tendenz zu verdanken. Die Märchen gehören bis heute zum Kernbestand literarischer Sozialisation und zum Kernbestand des literarischen Kanons.

Meine Schlussfolgerungen könnten wie folgt formuliert werden. Der Ort und die Zeit der Handlung des Kunstmärchens werden fixiert, manchmal lässt sich jedoch die erzählte Welt weder räumlich noch zeitlich bestimmen. Der Modus des Erzählens zeichnet sich durch zahlreiche Leseranreden aus, die insbesondere für Hoffmann typisch sind. Die Mischung unterschiedlicher Texttypen und die Rahmenhandlung tragen zur Vielfalt der Darstellungsart.

Die romantischen Autoren machten sich einige Merkmale des Volksmärchens zu Eigen, darunter beispielsweise magische Requisiten. Schon ein flüchtiger Blick auf den Inhalt der dargestellten Märchen reicht, um festzustellen, dass das Volksmärchen die romantischen Tendenzen maßgeblich beeinflusst hatte. Das romantische Kunstmärchen öffnete sich zu Handlungsfreudigkeit, zu raschem Fortschreiten. Im Unterschied zum Volksmärchen sind jedoch Schilderungen der Umwelt oder Innerwelt der Gestalten häufig. Die Wesenszüge des europäischen Volksmärchens wie Eindimensionalität, Flächenhaftigkeit, Allverbundenheit nehmen in Kunstmärchen neue Konturen an. Hoffmann und Hauff weben unterschiedlichste Motive in den Handlungsstrang ein. Sowohl heitere, als auch düstere Elemente kommen vor. Die Diskrepanz, die Kollision zwischen Sein und Schein, die Entfremdung des Individuums zählen zu wichtigsten Motiven. Ein Konflikt bahnt sich an, wenn idealistische Vorstellung und schnöde Alltagswelt aufeinander treffen.

Der Akzent liegt auf Durchdringung von phantastischer und alltäglicher Welt, die Bilder der beiden Welten überlagern sich. Diese Duplizität von Alltäglichem und Phantastischem und unüberwindbare Differenzen zwischen ihnen sorgen dafür, dass viele Hoffmannsche Figuren auf eine Doppelexistenz angewiesen sind. Ein integraler Bestandteil der Kunstmärchen ist das Motiv der Sehnsucht, das zentrale Motiv der Romantik.

Ironische Töne mischen sich in die Texte hinein – sie schaffen eine Distanz zwischen dem Erzähler und dem Erzählten. Hoffmann spielt mit poetischen Stoffen, um sie spezifischen Intentionen seiner Werke zu unterordnen.

Um das Resümme aus oberen Ausführungen zu ziehen, kann festgestellt werden, dass sowohl E.T.A. Hoffmann, als auch Wilhelm Hauff das Bild des romantischen Kunstmärchens maßgeblich beeinflussten. Es gibt Unterschiede zwischen ihren Kunstmärchen, z.B. bei Hauff nimmt die Beschreibung der äußeren Erscheinung viel Raum ein, während es Hoffmann vor allem um das eigentliche Wesen des Menschen geht. Hoffmann gibt den persönlichen Eindruck wieder, Hauff geht es um eine objektive Beschreibung. In Hoffmanns Kunstmärchen finden sich zahlreiche Leseranreden. Bei Hauff sind sie seltener. Wenn sie schon vorkommen, dann in der Mehrzahl, was den Abstand zwischen dem Erzähler und dem Leser vergrößert. Hoffmanns Erzählhaltung ist ganz anders, sein Ziel ist es, den Leser ins Erzählte hineinzureißen, ihn seine eigene Wirklichkeit vergessen zu lassen, was Hauff nicht beabsichtigt. Der Leser wird von Hoffmann in die Welt der Dichtung mitgerissen. Es muss ebenfalls auf eine merkwürdige Tatsache bei der Art der Beschreibung hingewiesen werden: E.T.A. Hoffmann schildert das Wesen der Hauptfiguren, er möchte es den Leser miterleben lassen. Er legt nur bei Nebenfiguren auf Einzelheiten der Kleidung Wert, während Hauff ausgerechnet die Hauptpersonen dem Leser anschaulich vor Augen stellt. Die wesenlosen Nebengestalten werden von ihm objektiv geschildert, Hoffmann stellt sie hingegen als Karikatur dar. Einen weiteren Unterschied zwischen den beiden Autoren bildet das Verhältnis zur Natur – bei Hauff wird sie nur kurz erwähnt als unbedeutender, unwesentlicher Faktor.

Sowohl E.T.A. Hoffmann, als auch Wilhelm Hauff zählen zu bedeutendsten Autoren von Kunstmärchen in der deutschen Romantik. Ihre Werke erfüllen eingehend die Kriterien dieser literarischen Gattung, indem sie vom Volksmärchen schöpfen und es mit romantischen Motiven und mit romantischer Weltsicht bereichern. Eine verschlüsselte Kritik an der zeitgenössischen Realität und moralpraktische Anweisungen an den Leser ergänzen das Bild des romantischen Kunstmärchens als einer literarischen Gattung, die die traditionellen Motive mit romantischen Tendenzen und Intentionen der Autoren erfolgreich verbindet.