Arbeitsblätter zum Herunterladen

27.12.12

Urindoeuropäisch und Indoeuropäisch



Das Urindoeuropäische wurde rekonstruiert, es gibt keine schriftlichen Überlieferungen. Die Sprachwissenschaftler haben analoge, verwandte Formen aus verschiedenen Sprachen verglichen und Regularitäten entdeckt. Das Instrument der Rekonstruktion ist der Sprachvergleich. Von der Aussprache und Grammatik weiß man nicht so viel. 

In der Grammatik des Urindoeuropäischen spielten zwei grammatische Instrumente eine Rolle:


Die Reduplikation (Rückdoppelung)
lat. pendeo – pependi: ich hänge – hing
got. haitan – haihait: heißen – hieß

Die ganze Silbe wird verdoppelt und nach hinten gestellt. 

Der Ablaut – ein geregelter Wechsel des Stammvokals in verschiedenen Formen eines Wortes oder in verwandten Formen eines Wortes. Er diente zur Ableitung neuer Wörter und zur Bildung neuer Formen. Heute kommt dieses grammatische Phänomen (im Deutschen, im Englischen) z.B. bei starken oder unregelmäßigen Verbformen.




Ablautreihe
streiten
stritt
gestritten
e
i
i
bleiben
blieb
geblieben
ei
i
i
gießen
goss
gegossen
i
o
i
dreschen
drosch
gedroschen
e
o
o
fahren
fuhr
gefahren
a
u
a
werden
wurde
geworden
e
u
o

Indoeuropäisch hatte:

3 Numeri – Singular, Plural und Dual (heutzutage Pluraliatantum)

8 Kasus – Nominativ, Genitiv, Dativ, Akkusativ, Instrumental, Lokativ, Ablativ, Vokativ

7 Tempora – Präsens, Präteritum, Perfectum, Plusquamperfectum, Futurum, Aorist (zwischen Tempus und Modus, der Aorist diente zum Audruck von Möglichkeiten). Die Zeitformen wurden synthetisch gebildet, sie bestanden also aus einem einzigen Wort. 

4 Modi – Indikativ, Imperativ, Konjunktiv, Optativ (Wunsch- und Möglichkeitsmodus). 

3 Genera Verbi – Aktiv, Passiv, Mediopassiv (zwischen Aktiv und Passiv)

Alle Verbformen wurden synthetisch gebildet (mit Endungen, ohne Hilfsverben). Das Indoeuropäische hatte ein großes Formenreichtum, ein reiches, ausgebautes Deklinations- und Konjugationssystem. Der Akzent war frei beweglich (es gab keine feste Regel für die Akzentsetzung), d.h. dass der Akzent bei jedem Wort festgelegt ist.

22.12.12

Sprachtypen nach Nikolaus Fink


1. Isolierende (analytische) Sprachen 

tibeto-chinesische Sprachen 
malaio-polynesische Sprachen
einige Bantu-Sprachen.

Isoliert sind voneinander die Wörter im Satz, die Morpheme auch. Im Chinesischen ist eine Silbe ein Morphem und ein Wort zugleich. Isolierende Sprachen haben keine Präfixe, keine Suffixe, keine Flexion, keine Formveränderung. Die Silben haben eine konkrete lexikalische Bedeutung. Die Satzgliedfolge ist für die Bedeutung entscheidend. Die größte Rolle spielt also die Position im Satz, nicht die Form.

2. Inkorporierende (polysynthetische) Sprachen

Es gibt ein Satzglied (meistens das Prädikat), das die anderen einverleibt. Andere Satzglieder werden z.B. durch das Prädikat aufgenommen. 

Grönländisch: Eskimo-Sprachen
Mexikanisch: eine große Sprachfamilie von Indianasprachen
australische Sprachen: die eingeborenen Sprachen der australischen Bevölkerung

3. Agglutinierende Sprachen

turko-tatarische Sprachen
finnisch-ugrische Sprachen
Japanisch
Suaheli

Viele grammatische Verbindungen werden durch Suffixe ausgedrückt. Diese Suffixe sind selbständig, beweglich

4. Flektierende Sprachen 

Man verändert die Form und erreicht verschiedene grammatische Beziehungen. Es gibt zwei Arten der Formveränderung:

Typ A: Formveränderung innerhalb der Wortstämme

Vater – Väter

gießen – gegossen

ich lief – der Lauf

bringen – gebracht

Es ist die sog. Wurzelflexion – es gibt Veränderungen nicht am Ende eines Wortes, sondern im Stamm. Dies betrifft semitische Sprachen (Hebräisch, Arabisch, Äthiopisch) und hamitische Sprachen (Berbersprachen, Koptisch). 

Typ B: Formveränderung durch Flexionsendungen (indoeuropäische Sprachen)

z.B. Deutsch, das u.a. eine schwache und eine starke Deklination hat

der Held – des Helden

der Vater – des Vaters

21.12.12

Die wichtigsten Sprachfamilien der Welt



Die Sprachfamilien teilt man nach genetischen Kriterien. 

1) Indogermanisch
Germanisch, Keltisch, Romanisch, Slawisch, Baltisch, Griechisch, Iranisch, Armenisch

2) Finno-Ugrisch (Ugro-Finnisch)
Lappisch, Estnisch, Finnisch, Ungarisch

3) Semitisch
Hebräisch, Äthiopisch, Arabisch

4) Hamitisch
Berbersprachen (Nordafrika), Koptisch

5) Tibeto-Chinesisch
Chinesisch, Burmanisch, Thai, Tibetanisch

6) Malaio-Polynesisch
Indonesisch, Melanesisch, Polynesisch

7) Turko-Tatarisch
Türkisch, Tatarisch, Kirgisisch, Aserbeidschanisch

8) Dravidisch
Tamil, Telegu, Kanaresisch, Malayalam

9) Bantu
Zulu, Suaheli, Betschuana, Heroro, Kongosprachen