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12.2.12

Ironie im Märchen "Klein Zaches genannt Zinnober" von E.T.A. Hoffmann

Hoffmann bedient sind immer wieder scharfer Ironisierungen. Unter den Figuren des Märchens sind vor allem die beiden zweifelhaften Gelehrtenautoritäten satirisch gezeichnet. Ptolomäus Philadelphus bewertet fremde Bräuche als absurd, weil er mit ihnen nicht vertraut ist. Die Verdienste des Professors Mosch Terpins werden ausführlich geschildert. An ihnen lässt sich die aufklärerische Leistung des Märchens erkennen: man sollte der bequemen Verführung nicht erliegen, etwas für erklärbar zu halten.

Ironisiert wird ebenfalls der Student Balthasar, ein romantischer Schwärmer: Beinahe keck würde sein Blick zu nennen sein, wenn nicht die schwärmerische Trauer, wie sie auf dem ganzen blassen Antlitz liegt, einem Schleier gleich die brennenden Strahlen verhüllte (S. 23), Nicht wahr, Bruder, nun geht dir auch das Herz auf, nun begreifst du auch das selige Geheimnis der Waldeinsamkeit? (S. 25). Obwohl er die verwachsene Gestalt des Zinnobers erkennt, lässt er sich von Candidas Äußerem blenden. Für ihn spricht, dass er den Professor Mosch Terpin durchschaut: Oder vielmehr mich faßt dabei ein unheimliches Grauen, als säh‘ ich den Wahnsinnigen, der in geckenhafter Narrheit König und Herrscher ein selbst gedrehtes Strohpüppchen liebkost (S. 26).

Als ironisch erscheint ebenfalls die Zugabe eines „letzten“ epilogartigen Kapitels mit einer folgenden Begründung: [...] ist es nicht anmutiger, wenn statt eines traurigen Leichenbegängnisses, eine fröhliche Hochzeit am Ende steht? (S. 112). Der Nachttopf, in dem Zaches sein Leben endet, erscheint als ein ironisches Gegenbild zum goldenen Topf. Der student Balthasar, der Geiger Sbiocca und der Referendarius Pulcher sind dies alles, was Hoffmann war: Dichter, Musiker und Jurist. So haben wir es mit einem ironischen autobiographischen Spiel zu tun (vgl. NEUHAUS 2005: 158-164).

Primärliteratur:

HOFFMANN, E.T.A. (1819): Klein Zaches genannt Zinnober. Stuttgart: Philipp Reclam jun. 2008.

Sekundärliteratur:

NEUHAUS, Stefan (2005): Märchen. Tübingen / Basel: A. Francke Verlag.

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