Joseph von Eichendorff – Mondnacht
Es war, als hätt' der Himmel
Die Erde still geküsst
Dass sie im Blütenschimmer
Von ihm nun träumen müsst
Die Luft ging durch die Felder
Die Ähren wogten sacht
Es rauschten leis die Wälder
So sternklar war die Nacht
Und meine Seele spannte
Weit ihre Flügel aus
Flog durch die stillen Lande
Als flöge sie nach Haus
Im Gedicht äußert sich die Entgrenzung. Man könnte sich fragen, wie die Romantiker die Entgrenzung zum Ausdruck brachten. Man kann unterscheiden:
Personale Entgrenzung: Flucht aus der Tageswelt in die Nacht
Räumliche Entgrenzung: Flucht in die andere Dimension (Wanderlust, Fernweh)
Zeitliche Entgrenzung: Flucht in die Welt der Kindheit
Im Gedicht spielt die Natur eine leitende Rolle. Die Romantiker hat es schon immer in die Natur hinausgetrieben. Sie wurde zum bestimmenden Motiv: es handelt sich nicht nur um die Menschennatur, sondern auch um die den Menschen umgebende Natur. Das „Systemprogramm“ der Epoche postuliert eine Einheit von Ich und Natur.
In der ersten Strophe geht es ums Träumen, um die Natur, um die Verbindung zwischen Himmel und Erde. In poetischer Verschleierung kommt die zeitliche und die räumliche Entgrenzung zum Ausdruck. Normalerweise erwartet man nicht, dass Himmel und Erde auseinanderfallen. Durch die Form des Konjunktivs II, „hätte“, mischt sich die Scheinhaftigkeit in den Text hinein.
In der zweiten Strophe wird die Nacht beschrieben. Es ist eines der wichtigsten Motive der Romantik. Edward Youngs (1683-1765) „Night thoughts“ (1741/43) beeinflussen die Ideenwelt der ganzen Epoche, die dann oft als eine melancholische Mondscheinromantik bezeichnet wurde.
Die romantische Affinität zur Intensivität der Gefühle ist in der dritten Strophe deutlich ablesbar. Im Gedicht dominieren Freiheit, Melancholie, ein gewisses Gefühl der Trauer, Sehnsucht. Im Leser kommt die Stimmung der Harmonie, der Feierlichkeit auf. Der Akzent liegt auf einem gewissen Gefühl der Freiheit.
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