Französische Revolution und napoleonische Kriege
Den Zeitkontext, in den die deutsche Romantik hineinfällt, bilden die Jahre 1789-1815. Die meisten deutschen romantischen Autoren sind in den 70er Jahren des 18. Jahrhunderts geboren. Das Politische scheint einen entscheidenden Einfluss auf das Denken, auf die Literatur, auf die geistige Entwicklung, auf die Philosophie zu haben. Die Französische Revolution war das Schlüsselereignis, das zur Neuordnung Europas führte. Die Monarchen anderer europäischer Länder warten zunächst ruhig ab, obwohl sie auch einen Grund dafür haben, die Destabilisierung in ihren Ländern zu befürchten. Die Französische Revolution ist 1789 ausgebrochen und hat eine grundlegende Veränderung der Machtverhältnisse in Frankreich mit sich gebracht. In den Jahren 1792 und 1793 kommt es zu Ereignissen, die noch vor zehn Jahren unvorstellbar gewesen wären – zuerst wird die Republik gegründet, dann der König enthauptet. Die Innenpolitik in Frankreich wird stark radikalisiert, wessen Ausdruck auch die Jakobinerdiktatur der Jahre 1793-1794 hat.
Zum ersten Koalitionskrieg kommt es, wenn Frankreich, das die Revolution über seine Grenzen verbreiten will, Österreich den Krieg erklärt. Auf der Seite Österreichs sind Preußen, England und andere europäische Länder. Die Verbündeten erleiden eine bittere Niederlage, zumal die Mainzer Republik 1793 errichtet wird. Im Sonderfrieden von Basel, der 1795 geschlossen wird, verzeichnet Frankreich die Ausdehnung seines Staates bis zum Rhein.
Zu tiefgreifenden Veränderungen der Landkarte Europas führt Napoleon. Seit 1798 betritt er die politische Szene Europas. 1804 wird er zum Kaiser der Franzosen gekrönt. Er führt eine erfolgreiche Eroberungspolitik, die nur durch eine Niederlage in Russland 1812 unterbrochen wird. Das Besondere an der Außenpolitik des Kaisers ist, dass nicht nur politische, sondern auch soziale Strukturen Europas verändert werden. Schon am Anfang der Herrschaft Napoleons kommt es zum zweiten Krieg, an dem auch Russland beteiligt ist. Die Folgen des Kriegs sind für Deutschland gravierend – Napoleon und der Zar Alexander I. verständigen sich über die Neuordnung des deutschen Territoriums. So tritt der „Reichsdeputationshauptschluß“ 1803 in Kraft. Die geistlichen Territorien werden säkularisiert, sodass die Kirche in großem Maße ihre Macht verliert. Viele Herrschaftseinheiten werden aufgelöst. Die Gebiete solcher Mittelstaaten wie Bayern, Württemberg und Baden vergrößern sich. Deswegen nehmen sie am nächsten Koalitionskrieg an der Seite Napoleons teil. In der Schlacht von Austerlitz 1805 werden die russischen und österreichischen Armeen geschlagen.
1806 wird der „Rheinbund“ von Napoleon ins Leben gerufen, der aus 16 Klein- und Mittelstaaten besteht. Das heißt, dass sie ab jetzt mit dem Kaiser in der Außenpolitik, in der Verwaltung, in den Rechtsnormen rechnen müssen. Die Gründung des Rheinbundes bedeutet das endgültige Ende des Heiligen Römischen Reiches, zumal Franz II. abdankt. In der Schlacht von Jena und Auerstadt 1806 wird Preußen geschlagen. So verliert Preußen seine Großmacht. Im Frieden von Tilsit 1807 muss es seine westelbischen Gebiete abtreten. Frankreich und Russland schließen eine Allianz, die bis zum Jahr 1810 dauert. In den Jahren nach 1807 befindet sich Napoleon auf dem Höhepunkt seiner Macht, aber in dieser Zeit entstehen Gegenkräfte, die später seine endgültige Niederlage besiegeln. Die National- bewegungen keimen auf, vor allem in Spanien und Deutschland. Sie entstehen in den bürgerlichen und adligen Gesellschaftsschichten, dann verbreiten sie sich auch unterhalb der Führungskreise. In den unterworfenen Ländern ist Napoleon verhasst.
Seit 1810 endet Napoleons Allianz mit Russland, es ist eine Vorbereitung auf den Krieg gegen Russland. 1812 erleidet Napoleon mit seiner Armee eine katastrophale Niederlage im russischen Winter. 1813/14 werden von den unterworfenen Staaten Befreiungskriege gegen die französische Vorherrschaft geführt. Zuerst wird Napoleon 1813 in der Völkerschlacht bei Leipzig, dann endgültig 1815 bei Waterloo geschlagen (vgl. SCHWERING 2003: 17-21).
Reformpolitik in Preußen
Seit 1807 führen die Minister Stein[1] und Hardenberg[2] in Preußen unterschiedliche Reformen durch. Es wird ihnen klar, dass das revolutionäre Gesellschaftsordnung der traditionellen Ständegesellschaft überlegen ist. Die Hauptbereiche der Reformen umfassen:
- Die Modernisierung der Verwaltung – es geht um ihre Vereinheitlichung und Verstaatlichung. Das heißt vor allem, dass die Kompetenzen der jeweiligen Instanzen klar sein sollten und dass es keine territorialen Sonderrechte und keine ständischen Privilegien geben sollte.
- Die „Bauernbefreiung“ 1807. Ab jetzt dürfen die Bauern ihren Beruf wählen und haben ihre volle persönliche Freiheit. Der Grundherr braucht nicht dem Ortswechsel oder der Heirat zuzustimmen. Durch die Agrarreform sind sie allerdings keine Besitzer zu Grund und Boden geworden, den sie bewirtschaftet haben. Der Grundherr muss eine Entschädigung in Form von Landabtretung oder Ablösungszahlung bekommen. Dadurch werden viele Bauern ruiniert.
- Gesetz zur Judenemanzipation.
- Modernisierung im Bildungswesen.
- Die allgemeine Gewerbefreiheit, die 1810 eingeführt wird. Das ständische Zunftsystem wird beseitigt. Der Staat sollte in die Interessen der privaten Unternehmer nicht eingreifen.
- Die Heeresreform – die allgemeine Wehrpflicht wird eingeführt. Die alte ständische Gesellschaftsordnung sollte ab jetzt keine Widerspiegelung in der Armee haben. Die Bürgerlichen dürfen die Offizierskarriere machen.
Es muss erwähnt werden, dass die durchgeführten Reformen nicht von allen akzeptiert werden. Die konservative, landbesitzende Aristokratie erhebt gegen sie Widerstand. Die Vertreter des Adels befürchten den Verlust ihrer Privilegien. Hardenberg will 1810 eine direkt gewählte Nationalpräsentation ins Leben rufen. Die adligen Kreise empören sich und es gelingt ihnen, viele Privilegien zu erhalten und sie auszubauen. Obwohl das Ziel der Reformen war, die Rechtsgleichheit zu schaffen, hat der Adel weiterhin mehr Macht als die anderen Bürger. Alle Reformen haben einen positiven Einfluss auf die Entwicklung der industriellen kapitalistischen Gesellschaft (vgl. SCHWERING 2003: 27-29).
Restauration in Deutschland
Nach der Niederlage und Absetzung Napoleons 1814 beginnt der Wiener Kongress, in dem versucht wird, monarchisch-feudale Staatsordnungen und das traditionelle gesamteuropäische Gleichgewichtssystem (SCHWERING 2003: 21) zu restaurieren. Deswegen wird Frankreich wieder zum Königreich. Der bedeutendste Vertreter der Politik der Restauration ist der österreichische Staatskanzler Klemens von Metternich[3]. Auf dem Wiener Kongress spielt er eine führende Rolle. Aber nicht alle Veränderungen lassen sich restaurieren, manche sind unwiderruflich. So wird der Reichsdeputationshauptschluß bestätigt. 1815 wird der „Deutsche Bund“ im Rahmen der Verfassung gegründet. Zuerst besteht er aus 39, später aus 41 souveränen Staaten. Das einzige Zentralorgan ist der Bundestag in Frankfurt, es gibt aber kein Organ zur Repräsentation des Volkes. Es ist eine herbe Enttäuschung für antinapoleonische Patrioten, die durch die Befreiung von der französischen Herrschaft auf innere deutsche Freiheit und auf die Vereinigung der Deutschen gehofft haben. Das stiftet vor allem die Studenten zu Protesten an. Sie versammeln sich in Burschenschaften, in denen Metternich eine Bedrohung erkennt, welche sein politisches System verändern kann. Das politisch motivierte Attentat auf den Schriftstellet Kotzebue[4], das der patriotische Burschenschaftler Karl Ludwig Sand verübt, veranlasst ihn, verwaltungsmäßige Maßnahmen einzuführen. Diese Ermordung zieht 1819 die Karlsbader Beschlüsse mit sich, mit denen die politische Verfolgung der oppositionellen Bewegungen offiziell beginnt. So werden die Burschenschaften verboten, die Universitäten überwacht, Zeitschriften und Bücher zensiert. Es kommt auch zur Einschränkung der Meinungs- und Pressefreiheit.
Die Bundesverfassung von 1815 ermöglicht die Verabschiedung von „landständischen Verfassungen“ und zahlreiche Entwicklungen, die vor allem in Süddeutschland aufgegriffen werden. In süddeutschen Ländern entsteht der bürgerliche Liberalismus, der sich als national versteht, d.h. seine Ziele sollten auf dem Territorium der deutschen Länder realisiert werden. Zu seinen Vertretern gehören Akademiker, Professoren, Kaufleute, Frühindustrielle. Sie erklären sich für
die Idee des Rechts- und Verfassungsstaates, der individuellen Freiheit und der rechtlichen Gleichheit der Bürger. Sie wenden sich gegen obrigkeitliche Bevormundung und verbliebene ständisch-korporative Bindungen (SCHWERING 2003: 24).
Neben dem bürgerlichen Liberalismus besteht der Konservatismus. Seine Befürworter gibt es unter den Adligen, beim Militär, in der hohen Bürokratie und in den Herrscherhäusern, also vor allem in den traditionellen Eliten, die von der Revolution nicht ganz überzeugt waren. Die deutschen Fürsten befürchten die Demokratisierung und begründen die Heilige Allianz, deren Grundsätze im „feudalen Absolutismus“ bestehen (vgl. SCHMITZ-EMANS 2004: 20). Sie sind für die Restauration und gegen das Revolutionäre, also für die Ständegesellschaft, gegen die Verfassung und gegen die Reformen. Wie man bemerken kann, gibt es sowohl unter den Liberalen, als auch unter den Konservativen keine Vertreter der Unterschichten. Es geschieht so, weil sie sich für die neu entstandene demokratische Linke aussprechen. Es geht um Kleinbauern, Landarbeiter, Handwerker und Industriearbeiter. Interessenvertreter dieser Unterschichten sind radikale Intelektuelle, die von sozialistischen Anschauungen stark beeinflusst, in ihrem Namen politische und soziale Reformen fordern.
Das politische System von Metternich ist unfähig, den neu entstandenen politischen und sozialen Bewegungen gerecht zu werden. Zur Erschütterung kommt, als die Julirevolution 1830 in Frankreich ausbricht und die nächste französische Revolution 1848 führt zum endgültigen Zusammenbruch der auf der Restauration der vorrevolutionären Ordnung beruhenden Politik Metternichs (vgl. SCHWERING 2003: 21-24). Der Adel verliert ihre Führungsrolle in der Gesellschaft zugunsten von dem Bürgertum. Über die gesellschaftliche Stellung entscheidet nicht mehr die Herkunft:
Persönliche Fähigkeiten, Qualifikationen und Marktwert der geleisteten Arbeit entscheiden zunehmend mehr über die Stellung des Einzelnen in der Gesellschaft (SCHMITZ-EMANS 2004: 21).
Staat und Gesellschaft im Deutschland der Restaurationszeit
Ende des 18. Jahrhunderts kann man Deutschland eine rückständige Agrargesellschaft nennen: achtzig Prozent der Bevölkerung leben auf dem Land, zwei Drittel sind in bäuerlichen Berufen tätig (SCHWERING 2003: 25). Trotzdem beginnt langsam der Prozess der Aufhebung der Erbuntertänigkeit und Leibeigenschaft. Die deutsche Gesellschaft ist ständisch gegliedert und diese Situation lässt sich nicht so einfach ändern, weil der Adel ihre Privilegien nicht verlieren will. Die Entwicklung von Handel ist Gewerbe ist erschwert, weil es zahlreiche Zollschranken gibt. Dazu besteht kein zusammenhängender Binnenmarkt. Aus diesem Grunde kann das Bürgertum seine Bedeutung nicht verstärken. Es ist auch nicht einfach, die Unterschiede zwischen den Ständen zu beseitigen, weil die Vertreter aller Stände an ihre bestimmten Berufe gebunden sind. Alle Gesellschaftsschichten müssen sich bald als anpassungsfähig erweisen – die rückständige Agrargesellschaft ist auf dem Weg zu ihrer kapitalistischen Gestalt. Die aufgeklärte bildungsbürgerliche Intelligenz macht Reformvorschläge. Es treten wirtschaftliche und demographische Veränderungen auf – diesen Zeitraum kann man als Auflösung der ständischen Sozialverfassung und Heraufkunft einer modernen bürgerlichen Gesellschaft (ebd. 26) charakterisieren.
Die Bevölkerungszahl in Deutschland ist im Zeitraum von 1815 bis 1865 von 30 auf 45 Millionen Menschen angestiegen. Zuerst können die Wirtschaft und die Landwirtschaft mit dem Bevölkerungsdruck und dem großen Angebot an Arbeitskräften nicht fertig werden. Die Agrarproduktion steigt, aber die Massenkaufkraft ist zu schwach. Die Folge ist der Rückgang der Preise. Das Bevölkerungswachstum hat einen negativen Einfluss nicht nur auf die Agrarproduktion, sondern auch auf das Handwerk. Die Kleinmeister verarmen und die Handwerker haben sehr oft keine Beschäftigung, weil es für ihre Produkte keine angemessene Nachfrage gibt.
Eine schnelle Entwicklung der Industrie könnte diese Menschenflut verkraften, aber der Ausbau der Industrie ist zu langsam, zumal es keinen zusammenhängenden Wirtschaftsraum gibt, der den Konkurrenzdruck aus England aushalten kann. Allmählich geht man zur maschinellen Fabrikproduktion über, sodass mit dem Jahr 1835 die Industrielle Revolution anfängt. Nach 1850 entwickeln sich immer schneller die Schwerindustrie, der Berg- und Maschinenbau. Auch die Eisenbahn wird ausgebaut (vgl. SCHWERING 2003: 24-26, 29-30).
Das Bürgertum übernimmt nicht nur soziale und wirtschaftliche, sondern auch kulturelle Führungsrolle. Es entstehen neue Formen bürgerlicher Geselligkeit. Ihre Entstehung wird dadurch begünstigt, dass das Bürgertum trotz der größeren Bedeutung ihr neu entwickeltes Selbstbewusstsein auf der politischen Szene nicht verwirklichen kann. Aus diesem Grunde nimmt die bürgerliche gesellschaftliche Aktivität eine informelle Form an. Nun zu Formen der bürgerlichen Geselligkeit:
Private Gruppen, Zirkel und Salons sind ein Forum der neuen Ideen, in dem sich die bürgerlichen Werte, Identitätsmuster und Kommunikationsformen entwickeln, erprobt und bestätigt werden (SCHMITZ-EMANS 2004: 21).
Die romantische Kultur zeichnet sich im Vergleich zu früheren Epochen dadurch aus, dass zahlreiche Gruppierungen entstehen, zu denen gleichartig denkende Schriftsteller, Philosophen, Historiker, Naturforscher und Publizisten gehören. Einen bedeutenden Einfluss auf die romantische Kultur hatten die Salons von Dorothea Schlegel, Henriette Herz und Rahel Levin. Es waren gebildete Frauen jüdischer Herkunft. Sie konnten gesellschaftlich aufsteigen und mit ihren literarischen Salons Pionierarbeit leisten, weil der König Friedrich Wilhelm III. von Preußen im Toleranzedikt vom 11. März 1812 die Rechte von bereits in den altpreußischen Landesteilen eingebürgerten Juden erweitert hat (vgl. ebd. 2004: 21-22).
Źródła / Quellen:
Źródła / Quellen:
SCHMITZ-EMANS, Monika (2004): Einführung in die Literatur der Romantik. Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft.
SCHWERING, Markus (2003): Zeitgeschichte. In: Schanze, Helmut (Hrsg.): Romantik-Handbuch. 2., durchgesehene und aktualisierte Auflage. Stuttgart: Alfred Kröner Verlag, 17-30.
[1] Heinrich Friedrich Karl Reichsfreiherr vom und zum Stein (1757-1831) – ein preußischer Beamter, Reformer Staatsmann.
[2] Karl August Freiherr von Hardenberg (1750-1822) – ein preußischer Staatsmann, Außenminister und Staatskanzler.
[3] Klemens Wenzel Lothar Graf (seit 1813 Fürst) von Metternich-Winneburg zu Beilstein (1773-1859).
[4] August Friedrich Ferdinand von Kotzebue (1761-1819) – ein erfolgreicher deutscher Schriftsteller und Dramatiker.
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