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13.4.11

Phasen der deutschen romantik - Frühromantik


 Mój autorski tekst / mein Text:

In der Romantikforschung hat sich der Kontrast zwischen einer „progressiven Frühromantik“ und einer „restaurativen Spätromantik“ etabliert. Dies ist ein Indiz dafür, dass die Romantik keine einheitliche Epoche war, obwohl sich einige romantische Leitgedanken herausarbeiten lassen. Die Einteilung der Romantik in drei Phasen resultiert daraus, dass die romantische Literatur eine große Zeitspanne umfasst. Zwischen 1789 und 1800 werden die Leitgedanken der deutschen Romantik ausformuliert. Die Frühromantik war theoretisch, philosophisch orientiert. Als Beispiel dafür könnten die Schriften von Friedrich Schlegel gelten, die die philosophischen Traditionen der Aufklärung und der Deutsche Idealismus beeinflusst haben. Diese starke Abhängigkeit von der  Philosophie lässt sich auch bei Novalis beobachten. Die ersten Texte von Ludwig Tieck entstehen noch im Zeichen einer spätaufklärerischen Unterhaltungsliteratur, aber beinhalten schon das Wunderbare und Imaginative, welche dann zu leitenden Ideen der romantischen Literatur zählen. Anschließend müssen solche Texte wie dramatische Versuche „Die Sommernacht“ (1789) und „Karl von Berneck“ (1793/97), ein Beitrag zum Schauerroman „Ryno“ (1791), der Briefroman „Die Geschichte des Herrn William Lovell“ (1795/96), der Roman „Franz Sternbalds Wanderungen“ (1798), die Märchen „Der blonde Eckbert“ (1796),  „Der getreue Eckhart“ (1799) und „Der Runenberg“ (1802), die Komödien „Der gestiefelte Kater“ (1797), „Die verkehrte Welt“ (1798) und „Prinz Zerbino oder die Reise nach dem guten Geschmack“ (1799) sowie das Trauerspiel „Leben und Tod der heiligen Genoveva“ genannt werden. Es muss auch der gemeinsam mit Wilhelm Heinrich Wackenroder verfasste Roman „Herzensergießungen eines kunstliebenden Klosterbruders“ (1798) erwähnt werden. Zu bedeutendsten frühromantischen Werken zählen auch „Hymnen an die Nacht“ (1800) und der Roman „Heinrich von Ofterdingen“ (1802) von Novalis, F. Schlegels Roman „Lucinde“ (1799), „Nachtwachen“ (1804) von August Klingemann, Brentanos Roman „Godwi oder Das Steinerne Bild der Mutter“ (1801) sowie seine Komödie „Ponce de Leon“ (1803) (vgl. KREMER 2007: 45-48).

Für die Romantik ist die Präferenz des Romans als eine literarische Gattung prägend. Die frühromantischen Autoren schreiben vor allem Romane, in die Lieder, Märchen, Novellen aufgenommen werden. Auch Briefe und fiktive autobiographische Fragmente werden integriert. Aus diesem Grunde gilt der Roman als eine integrative Großgattung und als eine Art von „romantischem“ Gesamtkunstwerk (SCHWERING 2003: 45). Das Interesse der Autoren gilt auch poetologischen, ästhetiktheoretischen und geschichtsphilosophischen Texten. Die Thematik der Romane umfasst eine Dominanz des Bildungs- und Entwicklungsmotivs, die – teils in Anknüpfung an Goethes Meister, teils in Absetzung davon – mit den Komplexen Liebe, Künstlertum, Gesellschaft und Geschichte eng verbunden ist (KREMER 2007: 117).
Als erster romantischer Roman gilt Ludwig Tiecks „Geschichte des Herrn William Lovell“. Tieck hat in die Handlung viele Motive verwoben, die sich als wegweisend für die Romantik erwiesen, und somit eine maßgebende Vorarbeit geleistet. Es ist ein Briefroman, in welchem sich die Töne der Spätaufklärung mischen, beispielsweise die Metaphern einer problematischen Identität. In dem ganzen Roman lässt sich eine skeptische Tendenz der Aufklärung gegenüber spüren. An die Stelle solcher aufklärerischen Prämissen wie Identität, Moral, Bildungsfähigkeit oder Rechtsverbindlichkeit treten Macht, Interessen und Kampf. In Tiecks Roman zeigen sich Einflüsse der englischen Schauerliteratur, einer melancholischen Mondscheinromantik sowie einer gotischen Räuber- und Abenteuerromantik. Nicht zu übersehen ist eine höchst problematische Identität des Helden. Die Zergliederung seiner Innenwelt beeinflusst maßgeblich die ganze Romantik. Eine psychologische Differenzierung des Ichs, unbewusste Motivationen, Einsicht in die Perspektivität von Wahrnehmung werden aufs engste mit dem romantischen Roman assoziiert (vgl. KREMER 2007: 117-119). 

Die wichtigste Art Roman war in der Romantik der Bildungsroman. Goethes „Wilhelm Meisters Lehr- und Wanderjahre“ (1795/96) bilden einen Bezugspunkt für die romantischen Autoren. Der romantische Bildungsroman nimmt eine Richtung auf den Künstler an. Die Bildung zum Künstler wird zum zentralen Thema vieler romantischer Romane. Der Bildungsroman wird zunächst mit dem Künstlerroman gleichgesetzt. Zum bestimmenden Motiv wird die Sonderstellung des Künstler gegenüber der philiströsen Gesellschaft (vgl. ebd. 120). 

Bereits in der Frühromantik lässt sich die romantische Affinität zum Märchen beobachten. Im 18. Jahrhundert entstehen zahlreiche Volks- und Kunstmärchen. Das resultiert aus der romantischen Vorliebe für das Wunderbare. Das Phantastische wird zum Zentrum der Poetik (ebd. 187). Prinzipiell wird zwischen dem Volksmärchen und dem Kunstmärchen unterschieden. Volksmärchen wurden aufgrund von mündlich überlieferten, anonymen Märchen niedergeschrieben. Es handelt sich um Buchsammlungen, unter denen die Sammlungen „Volksmärchen der Deutschen“ (1782/86) von Karl August Musäus und „Kinder- und Hausmärchen“ (1812/1815) von Jakob und Wilhelm Grimm zu nennen sind. Unter Kunstmärchen versteht man Märchen, die als eigenständige Arbeit von einem namentlich festgelegten Autor entstanden sind. Die frühromantischen Märchen von Novalis sind an einer ästhetischen Versöhnung gesellschaftlicher Erfahrungen von Entfremdung und Zerrissenheit (ebd. 189) orientiert. In seinen insgesamt drei Märchen („Märchen von Hyazinth und Rosenblüt“ aus dem Fragment „Die Lehrlinge zu Sais“, „Märchen von Atlantis“ und „Märchen von Eros und Fabel“, beide aus dem Roman „Heinrich von Ofterdingen“) wird die romantische Geschichtsphilosophie allegorisch inszeniert. Im „Märchen von Eros und Fabel“ verknüpft Novalis eine große mythologische Dynastie mit einer ebenfalls mythologisierten Kleinfamilie. Dabei hat er aus griechischen, germanischen und orientalischen Mythen geschöpft, aber auch aus Naturphilosophien und Mystiken. So ist eine Art Muster für die romantischen Autoren von Kunstmärchen entstanden, eine Art märchenhafter Enzyklopädie (ebd. 190), in der alles mit allem verbunden wird. Viele romantische Leitideen überlagern sich auf eine harmonische Art und Weise, letztendlich erscheint ein utopisches Einheitsbild – Liebe, Poesie, Weisheit und Religion werden in Einklang gebracht. 

Eines der ersten romantischen Kunstmärchen, Ludwig Tiecks „Der blonde Eckbert“, übt eine nachhaltige Wirkung auf einen Großteil der romantischen Kunstmärchen aus. Im Märchen wird die Unversöhnlichkeit von Außenwelt und Imagination zum Ausdruck gebracht. Dazu finden wir im Märchen viele Motive, die sich als stilbildend für die ganze Epoche erwiesen haben: Wahnsinn, angstbesetzte, triebhafte Psyche, Einsamkeit, düster-melancholische Szenen, Missverstehen der Kinderphantasie, metaphorisches Porträt des Künstlers, ästhetische Selbstreflexivität, Ununterscheidbarkeit von Traum und Wirklichkeit, welche einer Logik des Widerspruchs unterstehen. Die drei Grundmotive des  frühromantischen Märchens „Der Runenberg“ erweisen sich als maßgebend für die meisten romantischen Kunstmärchen: es sind die Ambivalenz von Alltäglichem und Phantastischem, Natur als Kunstraum sowie eine ästhetische Selbstreflexion. Zu erwähnen sind auch Kunstmärchen von Clemens Brentano, von denen die meisten erst nach seinem Tod veröffentlicht wurden (vgl. KREMER 2007: 191-195, 204).

Die Veröffentlichungen der romantischen Lyrik nehmen eine besondere Form an. Zuerst werden keine eigenständigen Lyriksammlungen oder Anthologien publiziert. Die ersten romantischen Gedichte erscheinen als lyrische Fragmente der Romane, Erzählungen und Dramen. Um 1800 hat L. Tieck seine Lyrik vor allem in erzählenden und dramatischen Texten veröffentlicht – gemeint werden Gedichte „Waldeinsamkeit“ im „Blonden Eckbert“, „Mondscheinlied“ und andere in „Franz Sternbalds Wanderungen“ sowie „Mondbeglänzte Zaubernacht“ im „Kaiser Octavian“. Brentanos Gedicht „Zu Bacharach am Rheine“ ist im Roman „Godwi“ erschienen. Die Lyrikformen von A.W. Schlegel sind wegen ihrer Gelehrsamkeit zum großen Teil in Vergessenheit geraten. Schlegel hat die Sonettform in den Mittelpunkt seines Schaffens gestellt. 1804 hat er eine Sammlung „Blumensträuße italiänischer, spanischer und portugiesischer Poesie“ herausgegeben. Die Lyrik der Frühromantik hat ihren bedeutenden Vertreter in Novalis, der im Jahre 1800 seine „Hymnen an die Nacht“ veröffentlicht. In ihnen bringt er seine Orientierung am christlichen Glauben zum Ausdruck, wobei es erwähnt werden muss, dass sie keine Apologie des Christentums sind, sondern eher eine Inszenierung der Kunstreligion (KREMER 2007: 287). In seiner Geschichtsphilosophie lehnt sich Novalis an eine welthistorische Konstruktion (vgl. ebd. 268-288). 

Das Drama ist in der Romantik kein bedeutendstes literarisches Genre. Nur wenige romantische Dramen waren erfolgreich – das gilt sowohl für ihre Karriere auf der Theaterbühne als auch für ihren Status im literarischen Lektürekanon (ebd. 209). Im Vergleich zu den Stücken Friedrich Schillers sind die romantischen Dramen nicht traditions- oder stilbildend. Zu Ausnahmen gehören die Dramen von Heinrich von Kleist, die Komödien „Der gestiefelte Kater“ und „Die verkehrte Welt“ von L. Tieck oder „Ponce de Leon“ von C. Brentano. Manche Stücke werden gar nicht für das Theaterpublikum konzipiert, so wie „Halle und Jerusalem“ und „Päpstin Johanna“ von Achim von Arnim und aus diesem Grunde werden sie auch nicht theaterwirksam. Es ist auch unmöglich festzustellen, was romantische Dramen auszeichnet (vgl. KREMER 2007: 209). Unter den frühromantischen Lustspielen sind die Komödien der Desillusion von Tieck zu nennen wie der erwähnte „Gestiefelte Kater“ sowie Tragikomödien „Der zerbrochene Krug“ und „Amphitryon“ von Kleist. 

In der Frühromantik beginnen zwei Arten des Trauerspiels zu dominieren: das Schicksalsdrama und das historisch-mythologische Schauspiel. Friedrich Schlegels Tragödie „Alarcos“ hat es jedoch mehr mit der Klassik zu tun.  Tiecks „Leben und Tod der Heiligen Genoveva“ gilt als Paradigma des historisch-mythologischen Dramas der frühen Romantik. Beispiele für die von der Mythologie inspirierten Tragödien sind ebenfalls „Ion“ von A.W. Schlegel und „Der Tod des Empedokles. Ein Trauerspiel in fünf Akten“ von Friedrich Hölderlin, beide nehmen Bezug auf den griechischen Mythos. Charakteristisch für die frühromantische Dramatik ist das Schicksalsdrama, wessen Prototypen die Trauerspiele „Der Abschied“ und „Karl von Berneck“ von L. Tieck bilden. Leitend für sie ist die besondere Bedeutung des Schicksals (vgl. ebd. 228-233).

Die Vertreter der frühromantischen Bewegung haben sich in den Jahren 1796-1801 in Jena und Berlin versammelt. Im August 1796 sind die Schlegel-Brüder nach Jena gezogen. Dort haben sie enge Kontakte mit dem Philosophen Johann Gottlieb Fichte gepflegt. Wegen eines Streits mit Friedrich Schiller ist F. Schlegel im Juli 1797 nach Berlin übersiedelt, wo er in literarischen Salons von Rahel Levin und Henriette Herz tätig war. Als Forum der Frühromantiker galt „Allgemeine Literatur-Zeitung“. Die Frühromantiker wurden von den Zeitgenossen wahrgenommen als Sprecher einer neuen sezessionistischen, literarisch-philosophischen Eigen-Kultur (…), in der die Maßstäbe einer aufgeklärten Mittelstandskultur programmatisch außer Kraft gesetzt sind (SCHWERING 2003: 44). Im Jahre 1798 kam es zur Gründung der Programmzeitschrift „Athenäum“, deren drei Jahrgänge herausgegeben worden sind. F. Schlegel hoffte, mit der Edition dieser Zeitschrift seinem Bruder August Wilhelm und seinen Freunden Novalis und Friedrich Schleiermacher zu helfen, die er als Wegbereiter einer neuen Poesie und Philosophie (ebd.) gesehen hat. Im September 1799 ist F. Schlegel nach Jena zurückgekommen und das Zentrum der Gruppe wurde wieder nach Jena verlegt. Im Umkreis des „Athenäum“ wurde eine romantische Moderne konzipiert. Beiträge zum „Athenäum“ waren nicht Teile von Werken, sondern Abhandlungen, Gespräche, Briefe (vgl. SCHWERING 2003: 42-45). In den Jahren 1801-1802 kommt es zum Zerfall der Gruppe. Schlegel fängt an, Paris als Kulturmetropole Europas zu betrachten und eine neue Zeitschrift herauszugeben, die Zeitschrift „Europa“ (1803-1805). Nach 1800 zerfällt die Gruppe, nachdem L. Tieck zu Beginn des Jahres 1801 Jena verlassen hat. F. Schlegel und F. Schleiermacher beschäftigen sich vor allem mit dem Projekt einer Platon-Ausgabe. Zusätzlich kommt es zur Entfremdung zwischen den Brüdern Schlegel, nachdem Caroline Schlegel ihren Ehemann August Wilhelm verlassen hat, was ihr Friedrich und Dorothea Schlegel nie verzeihen wollten. Im Jahre 1801 stirbt Novalis. Diese Ereignisse führen zum Zerfall der Jenaer Frühromantik (vgl. ebd., 47-48).

Źródła / Quellen:
KREMER, Detlef (2007): Romantik. Lehrbuch Germanistik. 3., aktualisierte Auflage. Stuttgart / Weimar: Verlag J.B. Metzler, 1-233, 268-288.

SCHWERING, Markus (2003): Zeitgeschichte. In: Schanze, Helmut (Hrsg.): Romantik-Handbuch. 2., durchgesehene und aktualisierte Auflage. Stuttgart: Alfred Kröner Verlag, 17-45. 

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