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10.5.11

Die Mystik und die Wissenschaft in der Sprache - Romantik

Mój autorski tekst / mein Text:

Die Konzeption einer „ersehnten Sprache“ ist das Kernthema des romantischen Diskurses über die Dichtung, die sich anfangs nach Novalis‘ am Ideal magischer Sprachpraxis (vgl. SCHMITZ-EMANS 2004: 39) orientiert. Das Wort, welches das Wesen aller Dinge beinhaltet und in dem sich der Geist offenbaren kann, wird ersehnt. Die Sprache wird als das Medium verstanden, mittels dessen die Welt und die Geister beschworen werden können. Darauf trifft ebenfalls die Notiz Novalis‘ zu:
Jedes Wort ist ein Wort der Beschwörung. Welcher Geist ruft – ein solcher erscheint (ebd.).

Diese Überlegungen gehen auf die Kabbala zurück, deren Ziel ist es, eine Sprache zu kreieren, mit deren Hilfe man die Geister beherrschen könnte. Gemeint ist eine magisch-evokative Ursprache (ebd.). An einer besonderen Bedeutung gewinnen Symbole, Chiffren und überhaupt die Schrift, wessen Ausdruck sich u.a. in Hoffmanns „Goldnem Topf“ befindet. Dies legt die romantische Idee einer magischen Korrespondenz zwischen Schrift und Welt nahe. Die Romantiker umreißen zahlreiche Konzepte der Schrift, welche als Pneuma gilt, den Geist auszudrücken (vgl. KREMER 2007: 69). Als maßgeblich beeinflussend erweist sich die „Sprache“ der Mathematik, deren Chiffren mit der Wortsprache verglichen werden. Novalis interpretiert die Zahlen als Repräsentationen der Welt und mathematische Formeln als Spiegelbild der Welt. Zwischen Magie und Mathematik bestehe ein innerer Zusammenhang (vgl. SCHMITZ-EMANS 2004: 40-41).

Hieraus resultiert die Überzeugung, dass es neben der Wortsprache auch andere Sprachen gibt. Um das Wesen von Sprache zu erfassen, müsse man ihre Grenzen erkennen und sie mit anderen Sprachen vergleichen. Gemeint ist z.B. die Sprache von Gesten, Mienen und unterschiedlichen Ausdrucksformen lebendiger Wesen. In „Athenäum“ bezeichnet F. Schlegel die Poesie als „pantomimisch“. Die Kunst des Wortes wird häufig mit bildenden Künsten verglichen. Schon G.E. Lessing hat festgestellt, dass die Poesie malt. Jean Paul bezeichnet die antike Poesie als „plastisch“ und die neue, moderne Poesie als „musikalisch“ (vgl. ebd.).

Eine große Bedeutung kommt der Metapher zu. Herder und Hamann haben sprachlichen Wendungen die ursprüngliche Bildhaftigkeit zugeschrieben. F. Schlegel stellt fest, dass die Natur rede und rezipiert ihre Sprache als eine stumme Bilderschrift (zitiert nach SCHMITZ-EMANS 2004: 40). Die Sprache der Natur brauche einen erkennenden Geist (ebd.), der ihre Rätsel und Geheimnisse zu entschlüsseln weiß. Die poetologische Metapherntheorie geht davon aus, dass alle Sprachen einen metaphorischen Charakter haben. Jean Paul geht noch weiter und signalisiert, dass jedes Idiom ein Wörterbuch erblasseter Metaphern (zitiert nach SCHMITZ-EMANS, ebd.) sei. Eine metaphorische Vermittlung brauchen alles Übersinnliche, Göttliche und Transzendente. Die Romantiker sind sich aber nicht einig, ob alle Bilder durch die Metapher vermittelt werden können. F. Schlegel ist der Ansicht, dass das Höchste, das Unendliche nur allegorisch beschrieben werden kann, eben weil es unaussprechlich ist (ebd.). Damit hat seine Apologie der Unverständlichkeit es zu tun. Das Unverständliche an Texten begreift er als Stimulation zur Reflexion. A.W. Schlegel favorisiert hingegen den Begriff des Symbolischen.

Nach Herder ist die Sprache ein Instrument zum Ausdruck des „Volksgeistes“ (ebd.), sie liefert ein stabiles Fundament von Nationalkulturen, widerspiegelt Denkweisen eines einzelnen Menschen und eines Volkes. Zu Aspekten romantischer Sprachtheorie gehört ebenfalls das Verhältnis zwischen Nationalsprache und Volksgeist. Das besondere Interesse der Romantiker gilt einer Ursprache. Sie bewegen sich zwischen Mystizismus und historisch-empirischer Sprachwissenschaft. Spekulative Vorgehensweisen erfreuen sich einer Beliebtheit:

Gelegentlich erhebt sich Spekulation dabei weit über den Boden des empirisch Verifizierbaren. Analogien lautlicher und graphischer Art werden als Argumentationsstütze manchmal selbst dann angeführt, wenn wortgeschichtliche Ableitungen unmöglich sind (ebd., 42).

Und so kommt das Interesse an Mythologie und Sprachwissenschaft, wenn die Romantiker die innere Verwandtschaft der indogermanischen Sprachen bis in die einzelne Wörter nachweisen wollen. Die Sprache wird als kulturelles Archiv gedacht, dem sich die Menschheitsgeschichte rückwärts ablesen lässt (KREMER 2007: 72).

Letztendlich kann man die außergewöhnlichen Verdienste von Wilhelm von Humboldt nicht auslassen, der das Fundament der modernen Sprachphilosophie gelegt hat. Seine Schrift „Über die Verschiedenheiten des menschlichen Sprachbaues und ihren Einfluss auf die geistige Entwicklung des Menschengeschlechts“ (1830-1835) legt den Gedanken nahe, dass die Welt in allen Sprachen jeweils spezifisch ausgedrückt wird. Die Aufgabe von Grammatik, Morphologie, Semantik und Syntax ist es, sämtliche Erfahrungsinhalte zu organisieren. Die Sprache ist ein Instrument zur Aneignung und Ordnung der Welt. Mit „Sprache“ meint Humboldt einzelne Nationalsprachen (vgl. SCHMITZ-EMANS 2004: 43).

Źródła / Quellen:

KREMER, Detlef (2007): Romantik. Lehrbuch Germanistik. 3., aktualisierte Auflage. Stuttgart / Weimar: Verlag J.B. Metzler.

SCHMITZ-EMANS, Monika (2004): Einführung in die Literatur der Romantik. Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft.

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