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4.4.12

Die phantastische Welt von E.T.A. Hoffmann und J.R.R. Tolkien. Teil 2

Die Ideen, die Grundlagen und die Helden der phantastischen Welt von E.T.A. Hoffmann ("Der goldene Topf")

Der goldene Topf – der Inhalt

Der Protagonist der Geschichte, der Student Anselmus, ist ein Pechvogel. Bald wird er sein Studium beenden. Es ist an der Zeit, sich für einen Beruf zu entscheiden und zu heiraten.

Am Himmelfahrtstag am Schwarzen Tor in Dresden stöβt er den Korb eines alten Apfelweibes um. Er hatte die Absicht, etwas im Linkischen Bade zu essen, aber muss jetzt den Schaden bezahlen. Deswegen verbringt er den Nachmittag unter einem Holunderbusch am Elbufer. Dort trifft er drei singende goldgrüne Schlangen. Nach einer Zeit stellt es sich heraus, dass sie die Töchter von Lindhorst sind. Er ist ein königlicher Archivarius in Dresden und zugleich ein verstoβener Salamanderfürst aus dem Atlantis.

Dank dem Registrator Heerbrand bekommt Anselmus eine Stelle bei Lindhorst. Er muss Schriften aus seiner Bibliothek kopieren. Serpentina, eine der Töchter von Lindhorst, hilft ihm dabei. Am Anfang versteht er diese Schriften nicht, aber mit der Zeit scheinen sie ihm immer verständlicher zu sein. Die Texte führen Anselmus in eine mythische Welt, die er früher nicht gekannt hat. Diese Welt schlägt ihn in ihren Bann und fesselt ihn.

Die Hexe vom Schwarzen Tor erscheint in der Gestalt des Apfelweibes Liese Rauerin und verhindert die poetische Entwicklung des Studenten. Durch den Blick in einen zauberhaften Metallspiegel verliebt sich Anselmus in die Konrektorstochter Veronika Paulmann. Dann verschmiert er bei Lindhorst eine wertvolle Schrift mit Tinte. Darüber hinaus wird der Fluch der Hexe wahr und Anselmus findet sich auf einer Flasche auf einem Regal in der Bibliothek des Archivarius wieder. In einem Gespräch mit Kreuzschülern, die sich ebenfalls in Flaschen befinden, begreift er, wie beschränkt das bürgerliche Leben ist. Während eines Kampfes zwischen Hexe und Lindhorst um den goldenen Topf zerbricht die Flasche, Anselmus ist frei und beginnt mit seiner Liebe Serpentina das neue Leben in Atlantis. Dort lebt er, von der Feuerlilie des goldenen Topfs beschützt, als Dichter. Veronika heiratet den zum Hofrat ernannten Registrator Heerbrand, wodurch sich ihre Wünsche erfüllen.

Die Protagonisten

Wie oben in der Zusammenfassung signalisiert wurde, sind der Student Anselmus, der Archivarius Lindhorst, Serpentina, die Hexe und Veronika Paulmann die Haupthelden der Geschichte.

Anselmus hat einen gespaltenen Charakter: einerseits will er bürgerliche Ziele (Hofrat, Liebe zu Veronika), andererseits poetische Ziele (Freiheit, Poesie, Fantasiewelt, Liebe zu Serpentina, Atlantis) erreichen. Doch diese beiden Ziele schlieβen einander aus. Im Verlauf der Geschichte wird er sich dessen bewusst, wie beschränkt das bürgerliche Leben ist. Gegen die Vernunft wählt er schließlich Serpentina und somit das Wunder. Den beiden wird das Leben in Atlantis versprochen, in einem Reich also, „in dem sich der heilige Einklang aller Wesen als tiefstes Geheimnis offenbart“.

Durch seinen Sündenfall in Atlantis ist der Archivarius Lindhorst Initiator der Ereignisse im Märchen. Er ist in zwei Welten zu Hause: als Elementargeist in Atlantis und als arbeitender Bürger in Dresden. Trotz seines bürgerlichen Lebens schlieβt er sich von seiner Umgebung aus. Er setzt Anselmus der Welt des Mythos aus und steuert seinen Entwicklungsprozess.

Serpentina ist die Tochter des Archivarius. Sie besitzt, wie ihr Vater, magische Kräfte, die es ihr erlauben, die Gestalt zu verändern. Sie weckt die kreativen Kräfte des Anselmus, dank denen er einen Zugang zur Welt der Poesie findet. Serpentina ist zugleich sein Weg, Atlantis einzutreten. Sie stellt die Vollendung der Liebe in der Poesie dar.

Die Hexe verkörpert das böse Element im Märchen. Sie ist die Gegenspielerin zu Lindhorst. Sie ist auch im Besitz magischer Kräfte, die sie am Anfang dazu einsetzt, Anselmus vor der Poesie abzuschrecken. Später nutzt sie ihre Macht, um Anselmus von seiner Erkenntnis, dass die wahre Freiheit in der Poesie und Fantasie liegt, abzubringen und ihn an die schmerzhafte Enge des bürgerlichen Lebens zu binden.

Veronika Paulmann ist die Gegenspielerin von Serpentina. Die Verführungen der Bürgerlichkeit und des philiströsen Lebens werden in ihr personifiziert. Sie ist entschlossen, den zum Hofrat bestimmten Anselmus zu heiraten. Das Ansehen der Gesellschaft ist am wichtigsten für sie. Sie tut alles, zusammen mit der Hexe benutzt sie sogar Magie, um Anselmus‘ Liebe zu gewinnen. Als sie ihn trotzdem verliert, gibt sie sich kurzerhand mit dem zum Hofrat beförderten Heerbrand zufrieden.

Der Atlantis-Mythos

Der Anlantis-Mythos ist laut Lindhorst und Serpentina der Ursprung für die phantastische Welt. Die Erzählung von Atlantis‘ Entstehung erklärt die Existenz der phantastischen Welt in der bürgerlichen als die Folge des Sündenfalles des Salamanderfürsten, der sich gegen das Verbot von Phosphorus mit der Feuerlilie vermählte. Er muss deshalb als königlicher Archivarius in Dresden leben und kann nur dann gerettet werden, wenn sich seine drei Töchter mit Jünglingen heiraten, die von der bürgerlichen Welt den Zugang in die phantastische finden.

Die bürgerliche Welt

Die bürgerliche Welt steht im Konflikt mit der phantastischen Welt. Die Bürger (Konrektor Paulmann, seine Tochter Veronika und Registrator Heerbrand) sind vom Streben nach materiellem Reichtum und gesellschaftlichem Ansehen geprägt. Sie führen ein geordnetes Leben und werden als absolute Feinde dem träumenden und fantasierenden Anselmus gegenüber charakterisiert. Die Beziehungen zwischen zwei Welten werden im nächsten Teil genauer besprochen.

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