Die Welt des Phantastischen und die Welt der Philister im Märchen „Der goldene Topf“
Im Märchen „Der goldene Topf“ wird die Welt der Normalmenschen, der Philister mit den Augen des Ideals gesehen, während andererseits die romantischen Naturen aus der Sicht des Alltags betrachtet und auf diese Weise zu komischen, tollpatschigen, lebensfremden Figuren (z.B. Archivarius Lindhorst) degradiert werden.
Die bürgerliche Welt ist die Welt der Paulmanns, Heerbrandts und des realen Dresdens mit dem Schwarzen Tor, der Elbe, dem Linkischen Bade, der Schloβgasse, dem Pirnaer Tor und der Kreuzkirche. Am Anfang träumt Anselmus noch von dem Paradies im bürgerlichen Milieu, vom Bier und von Mädchen, aber allmählich sieht er ein, dass er dort nicht zu Hause ist. Für die Bürger sind die Titel und der materielle Reichtum von groβer Bedeutung. Solange der Protagonist Anselmus gegen die Regeln der bürgerlichen Konventionen verstößt, wird er von seinen Freunden abgelehnt.
Die phantastische Welt beruht auf anderen Werten. Wenn Anselmus allmählich in diese Welt eintritt, verlieren für ihn das materielle Denken, die Titel an Bedeutung. Dagegen ist er von den Farben, Düften und Klängen in Lindhorsts Garten fasziniert.
Dem Leser fällt immer stärker auf, dass zwei Ebenen parallel existieren. Personen und Handlungen scheinen lediglich durch die unterschiedliche Sicht des Erlebenden, des Erzählers oder gar des Lesers voneinander abzuweichen. So entspricht dem Konrektor Paulmann Lindhorst. Noch auffälliger ist die Ähnlichkeit zwischen Veronika und Serpentina. Die bürgerliche Wohnidylle findet ihre Entsprechung in Lindhorstschen Wohnung. Ebenso wie die Punschterrine das Zentrum bürgerlicher Gemütlichkeit ist, wird der schlichte goldne Topf ein magisches geistiges Zentrum.
Die Hauptachse der Erzählung ergibt sich aus den Unterschieden zwischen zwei Welten. In der phantastischen Welt spielen die Titel und der Reichtum keine Rolle. Dort ist der Einklang der Liebe und der Poesie von größter Bedeutung. Prägnant ist das am Beispiel der Kontraste zwischen den Helden gezeigt: Paulmann und Lindhorst, Veronika und Serpentina repräsentieren eine eigene Wertwelt. Konrektor Paulmann und seine Tochter streben nach gesellschaftlichem Ansehen, während Lindhorst und Serpentina gar nicht daran denken. Für sie ist die Rückkehr in Atlantis das wichtigste Ziel. Die bürgerliche Borniertheit hindert Anselmus am Erkennen der Bedeutung der Poesie. Jedoch besiegt die Poesie schlieβlich die spieβige Enge des bürgerlichen Lebens.
Brak komentarzy:
Prześlij komentarz