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25.10.11

Goethe!

In diesem Beitrag möchte ich allen Lesern den Film „Goethe!” (2010) von Philipp Stölzl empfehlen.

Die Titelrolle des jungen Johann Wolfgang von Goethe übernahm Alexander Fehling. Charlotte Buff und Kestner wurden mit Miriam Stein und Moritz Bleibtreu besetzt.


(Foto: amazon.de)



Worum geht es in dem Film?

Die Handlung spielt im Sommer 1772. Goethe verarbeitet eine Episode aus seinem Leben zu einem Roman.

Der junge Goethe fällt bei einem Jura-Examen durch. Sein wütender Vater will ihn bestrafen und schickt ihn zum Reichskammergericht in die Provinz, nach Straßburg. Johann arbeitet für den Gerichtsrat Kestner. Als Dichter ist er erfolglos. Sein Manuskript wurde von einem Verlag abgelehnt und auch sein Vater akzeptiert seine schriftstellerischen Pläne nicht. Als Johann ihm das Gedicht „An den Mond“ zeigt, fragt dieser: „Sind Sie ein Weib oder ein Mann? Ich weigere mich, dieses lächerliche Geschreibsel und Gereime weiter zu finanzieren“. Johanns Gedichte gefallen niemandem. Sein Vater setzt sich für die Vernunft ein: „Was bitte soll dieser Unsinn?“ Der junge Goethe muss erkennen, was er kann und was er nicht kann. Sein Vater stellt fest: „Aus Ihnen wird bestimmt noch ein ganz hervorragender Advokat.“

Johann lebt fortan in einem verschlafenen Städtchen. Er will seine Arbeit nicht vernachlässigen, um seinen Vater nicht zu enttäuschen. Er versucht, sich selbst einzureden, dass die Arbeit im Gericht seine Berufung ist. Auch sein Aussehen gehört dazu: er lässt sich die Haare schneiden, um als ein richtiger Referendar auszusehen. Früher packte ihn Widerwille bei dem Gedanken, nach geltenden gesellschaftlichen Konventionen zu leben. Er wollte sich den gängigen Klischees nicht einfügen lassen. Er will jedoch seinem Vater zuwider nicht handeln.

Um sich selbst nicht zu verlieren, genießt er das Leben mit seinem Referendarskollegen. Die beiden scheuen vor Wein, gutem Essen, Gesang und Frauen nicht zurück. Von den Zuständen der Langeweile ist nichts zu spüren. In dieser Etappe seines Lebens verliert Johann das Wesentliche – die Literatur – aus seinem Blick. Er verkennt die Hauptsache.

Auf einer Tanzveranstaltung (deren Stimmung ihm "wie auf einer Beerdigung" vorkommt) lernt er Charlotte Buff kennen, ist von ihr bezaubert und verliebt sich in sie sofort. Anfangs ist sie an ihm nicht interessiert. Der Anfang der Bekanntschaft ist für den jungen Goethe also nicht vielversprechend. Am nächsten Tag begibt er sich in die Kirche und sieht Charlotte wieder. Er ist von ihrem ganzen Wesen bezaubert. Lotte ist jedoch Kestner versprochen, was Goethe nicht weiß.

Am nächsten Tag besucht er Charlotte und lernt ihre Geschwister kennen, um die sie sich nach dem Tode ihrer Mutter liebevoll kümmert. Zusammen backen sie Brot und singen. In diesem einfachen Leben sieht Goethe ein Ideal. Lotte hat eine künstlerische Persönlichkeit: sie singt, malt und ist von dem populärsten Stück von damals, Lessings „Emilia Galotti“, begeistert. Charlotte verliebt sich dann in Johann und wirkt sehr zerstreut. Goethes Freund verliebt sich zwischendurch in eine verheiratete Frau.

Johann schreibt Charlotte nicht, sie ihm auch nicht. Beide denken, dass sie den ersten Schritt nicht machen sollten, dass es sich nicht gehört. Schließlich beschließen beide, den anderen zu besuchen und treffen sich unterwegs. Dann wird es klar, dass sie einander lieben. Ihre Liebe scheint sich zu erfüllen. Goethe trägt Charlotte eines seiner Gedichte vor und sie ist die erste Person, die erkennt, dass er eine wahre Begabung hat: „Das ist wahrlich lächerlich, dass Sie nicht an sich glauben". Von seiner Umgebung wurde Johann dazu gezwungen, an sich nicht zu glauben. Er war bereit, sich der Diktatur seiner Umgebung zu unterwerfen.

Für seine Geliebte bereitet Johann die Inszenierung ihrer Lieblingstragödie „Emilia Galotti“ vor. Er ist auch ein romantischer Geist, im Gegenteil zu Albert Kestner, der nicht weiß, wie er Charlotte einen Heiratsantrag machen sollte. Er folgt Goethes Ratschlag, gibt Lotte den Verlobungsring und sagt zu ihr: "Es ist die Liebe, die die Welt im Inneren zusammenhält". Goethe wusste jedoch nicht, dass es sich um seine Geliebte handelt.

Charlottes Tränen werden von Albert und von ihrem Vater als Freudetränen interpretiert. Dank dieser Heirat will Charlotte ihre Familie vor der Armut retten und ihr eine sichere Zukunft gewähren. Ihr Vater scheint sich dessen bewusst zu sein, spätestens als er von seiner Tochter Emilia Galottis Geschichte hört. Die Heirat sei „ein großes Glück für dich und für unsere ganze Familie“. Er will, dass seine Kinder nach seinem Tode versorgt sind. Er wünscht sich, dass ihnen nichts fehlt und ist davon überzeugt, dass die Liebe mit der Zeit kommt. So geschieht es auch. Lotte sieht, dass Albert sich mit ihren Geschwistern gut versteht und dass er ein guter Mensch ist. Darüber hinaus hat er eine sichere finanzielle Situation, was man über Goethe nicht sagen kann.

Johann und Albert werden Freunde. Diese Freundschaft dauert jedoch so lange, bis die Beziehung Charlottes zu Johann per Zufall ans Tageslicht kommt. Charlottes und Alberts Heiratspläne ziehen Johann den Boden unter den Füßen weg. Sein Kollege begeht Selbstmord wegen der unglücklichen Liebe. Dies trägt sich zu seinen Zuständen der Depression und der Verzweiflung bei.

Goethe wird von Albert zum Duell herausgefordert und demzufolge festgenommen. Das beklemmende Gefühl der Trauer ergreift ihn. Im Stillen denkt er über sein Leben nach. Er ist im Innersten verzweifelt. Im Arrest schreibt er „Die Leiden des jungen Werthers“. Das Manuskript, das er mit Zeichnungen versieht, schickt er Charlotte. Bald bekommt er einen Besuch von ihr. Lotte könnte nicht glücklich sein, wenn Johann tot wäre. Trotzdem entscheidet er sich zum Freitod. Er empfindet das Leben als quälend und zerstörerisch, aber sieht endlich ein, dass er kein Recht darauf hat, sich das Leben zu nehmen. So kommt er mit sich selbst ins Reine.

Charlotte heiratet Albert und Johann verlässt das Gefängnis dank der Hilfe seines Vaters. Beide begeben sich nach Frankfurt, wo sie eine ganze Menge Menschen sehen. Alle scheinen vor der Buchhandlung zu warten, um ein bestimmtes Buch zu bekommen. Leider ist es unmöglich, weil es schon ausverkauft ist. Johann sieht, dass es sich um „Die Leiden des jungen Werthers" handelt. Um seine und Lottes Liebesgeschichte. Er wird von der Menge umjubelt. Und sein Vater ist endlich stolz auf seinen Sohn. Er hat es zu etwas gebracht, was er ihm früher nicht zugetraut hätte. Er sagt zu Johann: „Aus Ihnen wäre sowieso ein lausiger Advokat geworden“.

Am Ende sehen wir noch eine Szene, als Lotte mit dem Verleger spricht, der sie fragt, ob es sich tatsächlich so zugetragen hat und ob es Wahrheit ist. Sie antwortet: „Es ist mehr als die Wahrheit. Es ist Dichtung.“

Der Roman machte Goethe über Nacht in ganz Europa berühmt. Das Werk löste auch eine Welle von Freitoden. In ihm ertönte auch die Spießer-Kritik. Unverkennbar ist sein Einfluss auf die europäische Literatur. Goethe konnte an seinen Liebeserfahrungen nicht vorbeigehen und sie sind als Stoff in sein Werk eingegangen.

Um den Film richtig zu verstehen, sollte man 2 Geschichten kennen:

1. Die Geschichte der Liebe Goethes zu Charlotte Buff. Es gibt beträchtliche Unterschiede zwischen der Wirklichkeit und dem Film. Im Film sehen wir, dass diese Beziehung auch einen sexuellen Charakter hatte. In Wirklichkeit war das nicht der Fall. Goethes Liebe zu Charlotte war platonisch. Er hat sich mit Kestner nicht duelliert und wurde nicht festgenommen. Der reale Goethe und der Romanheld Werther werden im Film vermischt. Werthers Liebesgeschichte wurde als Grundlage benutzt. Das reale Leben Goethes diente eher als Ergänzung. In Wirklichkeit ist Goethe bei der Prüfung nicht durchgefallen.

Im Film gibt es also viele Freiheiten, die der Produzent Christoph Müller folgendermaßen begründet: Das Filmduell zwischen Goethe und Kestner hat in Wirklichkeit nicht stattgefunden. Belegt ist aber, dass Goethe Kestner den Tod wünschte. Solch eine Tatsache könnte man natürlich in einen Dialogsatz einbauen. Doch viel filmischer ist es, dieses Motiv dramatisch umzusetzen, um auszudrücken, was Goethe tatsächlich bewegte. Die Duellsequenz veräußert sozusagen Goethes wahres Gefühl (Warner Bros.: Goethe! Wissen).

2. Werthers Geschichte. Sie ist sehr hilfreich, weil man weiß, welche Episoden im Film von Goethe zu einem Roman verarbeitet werden. Die Romanfigur Lotte ist der Filmheldin sehr ähnlich. Beide kommen aus kinderreichen Familien, kümmern sich um ihre Geschwister, leben in bescheidenen Verhältnissen, sind romantisch und sensibel, heiraten, um der Familie finanziell zu helfen, wobei es die Liebe ist, die sie zu diesem Schritt bewegt. Die Beziehung Werthers zu Lotte hatte keinen sexuellen Hintergrund. Lotte hat nie ein Wort ausgesprochen, das Werther Hoffnung geben könnte. Er hat sich zu viel eingeredet und dann eine bittere Enttäuschung erlebt, wobei er sich nicht wunderte, dass Lotte in Albert verliebt ist. Werther erschießt sich schließlich.

Und wie hat der Film mir gefallen?

Sehr gut. Er war besser, als ich erwartet habe. Jeder Zuschauer sollte die beiden Geschichten kennen, auf die ich oben eingegangen bin. Dann kann man den Film richtig gut verstehen. Sonst kann man einen falschen Eindruck bekommen.

Humorvolle Szenen fehlen nicht: z.B. als Goethe und sein Kollege zu viel trinken, sich demzufolge zur Arbeit verspäten und dann Tag und Nacht arbeiten, um die Arbeit nicht zu verlieren. Auch die Szene mit Goethes Prüfung, bei der er durchfällt, gibt einen Grund zum Lachen.

Man muss auch auf die Authentizität eingehen, die durch alte Häuser, Kostüme und Requisiten zum Ausdruck gebracht wird.

Die letzte Szene des Films erfüllt den Zuschauer mit Optimismus. Dem jungen Schriftsteller wird es endlich klar, dass er eine wahre Begabung hat. Diese Tatsache bleibt unbestreitbar. Er sieht, wie die Menschen von seinem Roman begeistert sind und so kann er ein neues Leben anfangen. Er kann sich seinem Schicksal endlich ergeben.

Die von der Bundeszentrale für politische Bildung gemeinsam mit Vision Kino betriebene Website kinofenster.de zeichnete den Film Goethe! als „Film des Monats“ Oktober 2010 aus. 2011 bekam der Film vier Nominierungen für den Deutschen Filmpreis (Bester Film, Bester Hauptdarsteller – Alexander Fehling, Bestes Szenen- und Maskenbild). Die Maskenbildnerinnen Kitty Kratschke und Heike Merker gewannen den Preis.

1 komentarz:

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