Das Lied Die süβesten Früchte von Peter Alexander und Leila Negra sowie Lied vom Wirtschaftswunder von Wolfgang Neuss und Wolfgang Müller beschäftigen sich mit dem beginnenden Wirtschaftswunder, unter dem man den schnellen Wiederaufbau und den andauernden ökonomischen Aufschwung der Bundesrepublik Deutschland nach der Währungsreform vom Juni 1948 versteht. Zu Voraussetzungen, die eine schnelle Entwicklung der Wirtschaft ermöglicht haben, werden die Abschaffung der zentralen Wirtschaftslenkung, die liberale Gesetzgebung, schnelle Fortschritte im Wiederaufbau des Verkehrssystems und in der Enttrümmerung der Städte, eine hohe Investitionsbereitschaft, niedrige Renten gezählt. Seit 1952 wurde die Arbeitslosigkeit schnell abgebaut, so dass seit 1955 die ersten Gastarbeiter angeworben wurden. Seit den späten 50er Jahren herrschte Vollbeschäftigung – die Arbeitslosigkeitsquote lag unter 2 % (es gab eine hohe Reserve an Arbeitskräften – Vertriebene aus dem Osten und Flüchtlinge aus der DDR). Dazu haben auch der Anstieg des Exportes und geringe Produktionskosten in Deutschland beigetragen. Auch der Marshall-Plan (European Recovery Programm – das Europäische Wiederaufbauprogramm) war von groβer Bedeutung beim Wiederaufbau der deutschen Wirtschaft. Das 12,4-Milliarden-Dollar-Programm wurde am 3. April 1948 vom Kongress der Vereinigten Staaten verabschiedet und am selben Tag von US-Präsident Truman in Kraft gesetzt und sollte vier Jahre dauern. Es bestand aus Krediten, Rohstoffen, Lebensmitteln und Waren. Westdeutschland hat insgesamt 1,4 Milliarden US-Dollar bekommen. Vom Marshall-Plan stammte das Startkapital der Kreditanstalt für Wiederaufbau (16.12.1948 gegründet), die den Wiederaufbau der deutschen Wirtschaft finanzieren sollte.
Im Lied Die süβesten Früchte (1953) bemerkt Peter Alexander, dass nicht alle das Wirtschaftswunder nutzen können und dass der Kapitalismus den „Kleinen“, also den ganz normalen Bürgern, die keine Macht ausüben, es verweigert, von der wirtschaftlichen Entwicklung zu profitieren, für sie auch sie arbeiten müssen:
Die süßesten Früchte fressen nur die großen Tiere,
Nur weil die Bäume hoch sind und diese Tiere groß sind,
Die süßesten Früchte schmecken Dir und mir genauso,
Doch weil wir beide klein sind, erreichen wir sie nie.
Auβerdem ist es für die „Kleinen“ unmöglich, ihre Situation zu ändern:
Die Großen, die sind ja am Anfang auch klein,
Und wenn sie dann wachsen, dann ist es gemein,
Doch wenn es auch ärgert die Kleinen, die ändern es nicht.
Im Lied vom Wirtschaftswunder (1958) explizieren Wolfgang Neuss und Wolfgang Müller die Situation Deutschlands nach dem 2. Weltkrieg:
Die Straßen haben Einsamkeitsgefühle
Und Bretter liefert nicht mehr die Fabrik
Nur ab und zu mal klappert eine Mühle
Ist ja kein Wunder nach dem verlorenen Krieg
Weiterhin beschreiben sie ironisch Vorteile des Wirtschaftswunders – die neue Alltagswirklichkeit des Wohlstands ist der genaue Gegensatz des Alltags gleich nach dem Krieg:
Der deutsche Bauch erholt sich auch und ist schon sehr viel runder
Jetzt schmeckt das Eisbein wieder in Aspik
Ist ja kein Wunder nach dem verlorenen Krieg
Man muss beim Autofahren nicht mehr mit Brennstoff sparen
Wer Sorgen hat, hat auch Likör und gleich in hellen Scharen
Die Läden offenbaren uns wieder Luxuswaren
Folglich erwähnen sie auch Nazis, die das verschuldet haben, aber durch den Staat finanziell unterstützt werden. Neuss und Müller ziehen eine Schlussfolgerung für Deutschland: die ungelernte Republik muss nach dem verlorenen Krieg noch viel lernen.
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