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23.11.12

Die Familie Galotti (G.E. Lessing, "Emilia Galotti")


Im bürgerlichen Trauerspiel „Emilia Galotti“ begegnen wir der Welt des Adels und des Bürgertums. 

Odoardo Galotti ist Familienoberhaupt. Er lebt ein Leben fernab des Hofes. Er ist streng, gutmütig, entscheidet über seine Familie. Patriarchat kommt zum Vorschein. Nur der Vater darf über seine Tochter entscheiden, Emilia darf es nicht. Die väterliche Macht ist sehr stark.

Odoardo will seine Tochter schützen, sie in ein Kloster bringen. Er weiß, dass der Prinz Emilia im Haus des Kanzlers Grimaldi jederzeit sehen und sprechen könnte, er durchschaut die Intrige. Der Prinz hasst Odoardo, er beschreibt ihn folgendermaßen: „Ein alter Degen, stolz und rau, sonst bieder und gut!“ (I, 4). 

Im zweiten Auftritt des zweiten Aufzugs werden Odoardos strenge, rigide Moralvorstellungen angedeutet, der Zuschauer bekommt einen Einblick in seine Weltsicht. Man bekommt die Vorahnung, dass etwas Schlimmes passieren wird. Das verweist darauf, woraus sich das ganze Drama entwickelt. Wie erwähnt, sind Odoardos Moralvorstellungen sehr streng. Er hat Angst, weil Emilia alleine in die Kirche gegangen ist. Er befürchtet, dass etwas Schlimmes passieren könnte. Er will, dass Emilia sicher ist, dass sie keiner Gefahr ausgesetzt wird. Claudia ist sich dessen nicht bewusst. Odoardo ist sehr besorgt um Emilia.

Er ist ein Mann der strengsten Tugend. Sein strenger Tugendbegriff sagt aus, dass seine Tochter rein bleiben soll.


Odoardo ist von Appiani begeistert, er behandelt ihn wie einen Sohn: „Kaum kann ich’s erwarten, diesen würdigen jungen Mann meinen Sohn zu nennen. Alles entzückt mich an ihm“ (II, 4). Er weiß, dass Emilia mit ihm glücklich wäre. 

Claudia Galotti ist ihrem Mann unterstellt. Sie ist unkritisch, naiv, anfällig für den Glanz des Hofes. Sie unterwirft sich Odoardo. Die Ehe ist nicht als eine harmonische Ehe zu beschreiben. Es liegt auch an verschiedenen Moralvorstellungen – es kommt zu einer Auseinandersetzung: im zweiten Auftritt des zweiten Aufzugs wird das Verhältnis zwischen den Eheleuten dargestellt. Am Anfang ist Claudia von dem Prinzen begeistert und stolz darauf, dass er Emilias Schönheit gelobt hat. Odoardo nennt sie jedoch „eitel“ und „töricht“, weil er weiß, dass Emilia einer Gefahr von der Seite des Prinzen ausgesetzt ist. Claudia bezeichnet ihren Mann als einen Mann „der rauen Tugend“ (II, 5). Für Claudia Galotti war es wichtig, Emilia in Stadt zu erziehen: „mehr die Nähe des Hofes war als die Notwendigkeit, unserer Tochter eine anständige Erziehung zu geben, was dich bewog, hier in der Stadt mit ihr zu bleiben“ (II, 4). Odoardo ist gegen die Stadterziehung, weil die Gefahr, die Moral aufzugeben, in der Stadt größer ist. Claudia hat nicht so viele Vorurteile wie Odoardo, sie lebt in der Stadt, hat eine gewisse Affinität zum Hof. Am Anfang hatte sie nichts gegen den Prinzen. Dann wollte sie Emilia vor ihm schützen, weil er die Hochzeit zu gefährden suchte.

Emilia ist tugendhaft, will ihre Unschuld nicht verlieren. Sie ist ohne Rang, ohne Vermögen. Sie ist in der Nähe des Hofes aufgewachsen. Ihr Familienhaus ist ihr Schutzraum, der Ort der Erziehung, der Bildung. Sie kann sich der Macht des Hofes jedoch nicht entziehen.

Sie verabscheut den Prinzen. Sie befürchtet seiner Verführung zu erliegen. Sie will sich davor schützen. Sie ist jung, unschuldig, tugendhaft, will ihre Ehre nicht verlieren. Emilia verkörpert die aufgeklärte Moral des Bürgertums, sie hat klare Wertvorstellungen. Sie hält nicht viel vom höfischen Leben. Die bürgerliche Moral ist streng. Emilia will gegen die Moralvorstellungen nicht verstoßen, der Verführung nicht nachgeben. Ihre Ehre zu verlieren, wäre für sie schlimmer als der Tod. Auch wegen der Religion will sie ihre Unschuld bewahren. Sie glaubt ihre Ehre nur durch den Tod retten zu können. Ihre Erziehung war streng religiös. Ihr Wertsystem ist klar, sie hat ein bürgerliches Ehrgefühl. Sie weiß, dass der Prinz sie nicht heiraten würde und dass eher Leidenschaften ihn bewegen als wirkliche Liebe.

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