Im bürgerlichen Trauerspiel „Emilia Galotti“ begegnen wir der Welt des Adels und des Bürgertums.
Odoardo Galotti ist Familienoberhaupt. Er lebt ein Leben fernab des Hofes. Er ist streng, gutmütig, entscheidet
über seine Familie. Patriarchat kommt zum Vorschein. Nur der Vater darf über
seine Tochter entscheiden, Emilia darf es nicht. Die väterliche Macht ist sehr
stark.
Odoardo will seine Tochter schützen, sie in ein Kloster bringen. Er weiß,
dass der Prinz Emilia im Haus des Kanzlers Grimaldi jederzeit sehen und
sprechen könnte, er durchschaut die Intrige. Der Prinz hasst Odoardo, er
beschreibt ihn folgendermaßen: „Ein alter Degen, stolz und rau, sonst bieder
und gut!“ (I, 4).
Im zweiten Auftritt des zweiten Aufzugs werden Odoardos strenge, rigide
Moralvorstellungen angedeutet, der Zuschauer bekommt einen Einblick in seine
Weltsicht. Man bekommt die Vorahnung, dass etwas Schlimmes passieren wird. Das
verweist darauf, woraus sich das ganze Drama entwickelt. Wie erwähnt, sind
Odoardos Moralvorstellungen sehr streng. Er hat Angst, weil Emilia alleine in
die Kirche gegangen ist. Er befürchtet, dass etwas Schlimmes passieren könnte.
Er will, dass Emilia sicher ist, dass sie keiner Gefahr ausgesetzt wird.
Claudia ist sich dessen nicht bewusst. Odoardo ist sehr besorgt um Emilia.
Er ist ein Mann der strengsten Tugend. Sein strenger Tugendbegriff
sagt aus, dass seine Tochter rein bleiben soll.
Odoardo ist von Appiani begeistert, er behandelt ihn wie einen Sohn: „Kaum
kann ich’s erwarten, diesen würdigen jungen Mann meinen Sohn zu nennen. Alles
entzückt mich an ihm“ (II, 4). Er weiß, dass Emilia mit ihm glücklich wäre.
Claudia Galotti ist ihrem Mann unterstellt. Sie ist unkritisch, naiv,
anfällig für den Glanz des Hofes. Sie unterwirft sich Odoardo. Die Ehe ist
nicht als eine harmonische Ehe zu beschreiben. Es liegt auch an verschiedenen
Moralvorstellungen – es kommt zu einer Auseinandersetzung: im zweiten Auftritt
des zweiten Aufzugs wird das Verhältnis zwischen den Eheleuten dargestellt. Am
Anfang ist Claudia von dem Prinzen begeistert und stolz darauf, dass er Emilias
Schönheit gelobt hat. Odoardo nennt sie jedoch „eitel“ und „töricht“, weil er
weiß, dass Emilia einer Gefahr von der Seite des Prinzen ausgesetzt ist.
Claudia bezeichnet ihren Mann als einen Mann „der rauen Tugend“ (II, 5). Für
Claudia Galotti war es wichtig, Emilia in Stadt zu erziehen: „mehr die Nähe des
Hofes war als die Notwendigkeit, unserer Tochter eine anständige Erziehung zu
geben, was dich bewog, hier in der Stadt mit ihr zu bleiben“ (II, 4). Odoardo ist gegen die Stadterziehung, weil die Gefahr, die Moral
aufzugeben, in der Stadt größer ist. Claudia hat nicht so viele Vorurteile wie
Odoardo, sie lebt in der Stadt, hat eine gewisse Affinität zum Hof. Am Anfang
hatte sie nichts gegen den Prinzen. Dann wollte sie Emilia vor ihm schützen,
weil er die Hochzeit zu gefährden suchte.
Emilia ist tugendhaft, will ihre Unschuld nicht verlieren. Sie ist ohne
Rang, ohne Vermögen. Sie ist in der Nähe des Hofes aufgewachsen. Ihr
Familienhaus ist ihr Schutzraum, der Ort der Erziehung, der Bildung. Sie kann
sich der Macht des Hofes jedoch nicht entziehen.
Sie verabscheut den Prinzen. Sie befürchtet seiner Verführung zu erliegen.
Sie will sich davor schützen. Sie ist jung, unschuldig, tugendhaft, will ihre
Ehre nicht verlieren. Emilia verkörpert die aufgeklärte Moral des Bürgertums,
sie hat klare Wertvorstellungen. Sie hält nicht viel vom höfischen Leben. Die
bürgerliche Moral ist streng. Emilia will gegen die Moralvorstellungen nicht
verstoßen, der Verführung nicht nachgeben. Ihre Ehre zu verlieren, wäre für sie
schlimmer als der Tod. Auch wegen der Religion will sie ihre Unschuld bewahren.
Sie glaubt ihre Ehre nur durch den Tod retten zu können. Ihre Erziehung war
streng religiös. Ihr Wertsystem ist klar, sie hat ein bürgerliches Ehrgefühl.
Sie weiß, dass der Prinz sie nicht heiraten würde und dass eher Leidenschaften
ihn bewegen als wirkliche Liebe.
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