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5.11.11

Die Gesellschaft. Sozialkritik in der deutschen Musik (1949-2002). Teil 9

Interessant ist das Lied Ein ehrenwertes Haus (1975) von Udo Jürgens sowie seine neue Version (2000), in dem die gesellschaftliche Verlogenheit zum Ausdruck gebracht wird. Das Lied handelt von einem Paar, das ohne Trauschein lebt und deswegen aus einem Mietshaus ausziehen soll. Das wollen die Nachbarn, die selbst verlogen und heuchlerisch sind:

Es haben alle unterschrieben, schau dir mal die lange Liste an!
Die frau von nebenan, die ihre Lügen nie für sich behalten kann und die
vom Erdgeschoss tagtäglich spioniert sie jeden aus.
Auch dieser Kerl der seine Tochter schlägt ist nicht für dieses ehrenwerte Haus!

Und dann die Dicke die den Hund verwöhnt, jedoch ihr eigenes Kind vergisst,
der Alte, der uns stets erklärt was hier im Haus verboten ist
(…)

Der graue Don Juan schaut dich jedesmal im Aufzug schamlos an,
die Witwe, die verhindert hat, dass hier ein Schwarzer einziehen kann




Im neuen Version des Lieds soll das Paar ausziehen, weil es Partys feiert. Die Untaten der Nachbarn werden entsprechend in die Gegenwart transportiert:

Es haben alle unterschrieben; schau' dir mal die lange Liste an:
Der Immobilienschieber, der total legal bescheißen kann.
Die Journalistin, für sie zahlen Sex und Klatsch sich prächtig aus.
Auch der vom Bauamt mit der offenen Hand, aus diesem ehrenwerten Haus.
Die Dicke mit dem Hund, die meckert, wenn ein Kinderrad im Hausflur steht.


Beide Texte zeugen davon, dass die Alltagswirklichkeit sich nicht geändert hat, obwohl die Welt weit fortgeschritten ist.

Im Lied An einem Tag (1969) antwortet Roy Black auf Willy Brandts Aufruf zu mehr Mitmenschlichkeit. Brandt war der 4. Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland (1969-1974). Roy Black ermuntert seine Mitmenschen dazu, nicht immer nur „Ich“ zu sagen und mehr auf die „Not der Welt“ zu achten:

Hast du Gutes von Bösem getrennt
Und auch erkannt was man Liebe nennt
Denk daran und besinne dich
Und sag nicht immer nur ich

Rührt dich der Bettler am Strassenrand
Hast du die Tränen der andern erkannt
Hörst die Glocken am Sonntag früh
Siehst du die Not der Welt / oder siehst du sie nie

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