SCHERFER bespricht neben einsprachigen auch zweisprachige Vokabelgleichungen. Sie bestehen im Auswendiglernen von zweisprachigen Wortlisten. Auf der linken Seite stehen Wörter in der Zielsprache und auf der rechten Seite Wörter in der Ausgangssprache. Die Lerner decken die linke Spalte ab und versuchen, sich an die fremdsprachliche Entsprechung zu erinnern. Nicht neue Begriffe, sondern neue Repräsentationsformen werden gelernt. Gegen diese Übungsform spricht die Tatsache, dass die Zahl der genauen Entsprechungen in der Fremdsprache relativ gering ist. Hinzu kommen die grammatischen Eigenschaften eines Wortes. Es muss jedoch bemerkt werden, dass die kontextuellen Bedeutungen in weiteren Lernschritten vermittelt werden können (2007: 229).
SCHERFER stellt fest, dass „das Nachschlagen in (ein- oder zweisprachigen) Wörterbüchern […] eine unerläβliche Technik der Erweiterung des lexikalischen Wissens“ ist. Die Wörterbucharbeit erfordert von dem Lerner entsprechende Techniken, z.B. bei bestimmten Phrasen oder Idiomen muss er lernen, unter welchem Stichwort er nachschlagen sollte, um die Bedeutung der Phrase oder des Idioms zu finden. Bei Derivativa muss er den Stamm und bei unregelmäβigen Formen die Basisform erkennen (2007: 230).
Wie festgestellt, werden heute die Wörter in Bezug auf das jeweilige Zielsprachenland vermittelt. Entsprechend gibt es Wortschatzübungen, die die Bezüge zur Landeskunde herstellen und beim Fremdverstehen helfen. Dabei muss das Zielsprachenland genau definiert werden. Die Zielsprache und –kultur sollte auf der Basis der Ausgangssprache und –kultur vermittelt werden. In der interkulturellen Wortschatzarbeit sollten auch andere erlernte Sprache berücksichtigt und das erworbene kulturelle Wissen genutzt werden (LUCHTENBERG 2000: 227). In ihrem Konzept der interkulturellen Wortschatzarbeit schlägt LUCHTENBERG vor, wie durch die Wortschatzarbeit Bezüge zur Landeskunde hergestellt werden können. Zu Methoden der kulturbezogenen Wortschatzarbeit zählt sie Vergleich, Perspektivenwechsel und Language Awareness.
Die interkulturellen Wortschatzübungen sind sehr oft durch den Vergleich geprägt – es werden Ausgangs- und Zielsprache, gesellschaftliche oder sprachliche Gruppen, Konventionen oder Tabus eines Landes verglichen. Um z.B. Tabus in der Zielsprache zu verstehen, sollte man sie mit Tabus in der Erstsprache vergleichen. Der Vergleich ist möglich, wenn die Lernenden sich zuerst die Gedanken über die eigene Sprache und Kultur machen (LUCHTENBERG 2000: 243).
Der Perspektivenwechsel kann den Lernenden bedeutend das Fremdverstehen erleichtern. Sie müssen dabei feststellen, dass es „über sprachliche, kulturelle und gesellschaftliche Sozialisation eine bestimmte Perspektive – eine Sicht auf die Welt“ gibt. Im Unterricht, in dem der Wortschatz zum Thema „Schule“ vermittelt wird, kann auch der Perspektivenwechsel geübt werden. Die Lernenden können sich die Gedanken darüber machen, was die Schule für sie bedeutet. Dann müssen sie erkennen, dass das Schulsystem auch anders aufgebaut werden kann. Im nächsten Schritt sollten sie lernen, den entsprechenden Wortschatz im System der Zielsprache anzuwenden (ebd. 244).
Language Awareness-Methoden wecken Aufmerksamkeit für Sprache und ihre Phänomene. In der interkulturellen Wortschatzarbeit dienen diese Methoden dem Nachdenken über Sprache, dem bewussten Sprachhandeln, sie helfen bei der Akzeptanz der sprachlichen Vielfalt und dem Verstehen der Sprache in unterschiedlichen Kontexten. Language Awareness-Methoden dienen auch „der Vermittlung von Mehrperspektivität und der Anleitung zum Perspektivenwechsel“ (ebd. 245).
Die interkulturelle Wortschatzarbeit setzt den Abbau von Stereotypen voraus. Die Lernenden kommen in den Unterricht mit eigenen kulturspezifischen Gedanken, Einstellungen, Haltungen und Vermutungen. Die Aufgabe der kultursensitiven Semantik ist es, allmählich das Verständnis für eine andere kulturelle Realität aufzubauen. Das kann erfolgreich durch vielfältige Wortschatzübungen erfolgen, in denen Vergleich, Perspektivenwechsel oder Language Awareness-Methoden genutzt werden.
Verwendete Literatur:
LUCHTENBERG, Sigrid (2000): Interkulturelle Wortschatzarbeit. In: Kühn, Peter (Hrsg.): Wortschatzarbeit in der Diskussion (Germanistische Linguistik 155/156). Hildesheim: Olms.
SCHERFER, Peter (2007): Wortschatzübungen. In: Bausch, Karl-Richard / Christ, Herbert / Krumm, Hans-Jürgen (Hrsg.): Handbuch Fremdsprachenunterricht. Stuttgart: UTB.
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