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11.11.11

Ziele der Wortschatzarbeit

Seit den 60er Jahren lässt sich eine Akzentverschiebung der Ziele der Fremdsprachendidaktik und –methodik beobachten. Die Bedürfnisse von Lernenden werden berücksichtigt. Das bisher lehrstofforientierte Konzept öffnet sich für lernerorientierte Aspekte. Der Fremdsprachenunterricht ist also pragmatisch orientiert. Bei der Planung von Lehrplänen und Bestimmung von Lernzielen fragt man nach den Bedürfnissen, die die Lernenden hinsichtlich der Zielsprache haben. Das gilt auch für die Wortschatzarbeit, die neu bewertet wurde – die lexikalisch-semantischen Elemente haben gegenüber der Grammatikarbeit an Bedeutung gewonnen (NEUNER 1991: 77).

Vorher hat im sprachlichen Bereich die Grammatikvermittlung dominiert. Zunächst in der Grammatik-Übersetzungsmethode, die die Grammatikarbeit als Schlüssel zur erfolgreichen Kommunikation verstanden hat, später in der audiolingualen Konzeption, die von den Strukturen, also immer noch von der Grammatik ausgegangen ist, allerdings mit dem Schwerpunkt auf das praktische Können. Und letztendlich auch in der kommunikativen Methode wurden grammatische Kategorien den konkreten Sprechabsichten zugeordnet (FREUDENSTEIN 1995: 63). Der Wortschatzvermittlung und dem Wortschatzlernen wurde relativ wenig Beachtung geschenkt. In den 80er und 90er Jahren sind zahlreiche forschungsorientierte Handbücher zur Wortschatzvermittlung und zum Wortschatzlernen erschienen. Sie sind aber vor allem in englischer Sprache herausgegeben worden (KÖSTER 2001: 887). Auch im Bereich der Lexikographie lieβen sich vor allem von Groβbritannien ausgehende Aktivitäten beobachten, die sich in der ständigen Herausgabe von Wörterbüchern widerspiegelt haben.

Nach der Akzentverschiebung von Lernzielen ist man zu neuen Prinzipien der Wortschatzarbeit gekommen. LACH schlägt vor, Strategien des autonomen Lernens zu fördern. Man sollte die Lernenden darauf hinweisen, dass der Wortschatzerwerb aus mehreren Lernschritten besteht und dass neue Informationen immer ins bestehende Wissen integriert werden (1995: 129).

Aus lernerorientierten Kriterien der Wortschatzvermittlung und des Wortschatzerwerbs werden entsprechend neue Lernziele abgeleitet. Mithilfe von Wortschatzübungen sollten bestimmte Fähigkeiten ausgebildet werden: der Lernende sollte im Stande sein, bereits gelernte Wörter oder Strukturen wiederzuerkennen und zu aktivieren, unbekannte Wörter unter Ausnutzung bestehenden Wissens selbständig erschlieβen zu können, die Wortbildungsregeln auszunutzen (SCHERFER 2007: 229). In Bezug auf den Gebrauch der Zielsprache sollten die Wortschatzübungen auch dem „gezielten Abrufen, dem situations- und intentionsgerechten Verwenden von unbekannten oder bereits geübten und gelernten lexikalischen Einheiten“ dienen (KÖSTER 2001: 890).

Quellen:

FREUDENSTEIN, Reinhold (1995): Der rechte Weg: Vokabeln statt Grammatik. In: Bausch, Karl-Richard, Christ, Herbert, Königs, Frank G., Krumm, Hans-Jürgen (Hrsg.): Erwerb und Vermittlung von Wortschatz im Fremdsprachenunterricht. Tübingen: Narr.

KÖSTER, Lutz (2001): Wortschatzvermittlung. In: Helbig, Gerhard / Götze, Lutz / Henrici, Gert / Krumm, Hans-Jürgen (Hrsg.): Deutsch als Fremdsprache. Ein internationales Handbuch. Band 2. Berlin/New York: De Gruyter, 887-893.

LACH, Friedhelm (1995): Paradigmawechsel in der Wortschatzdebatte. In: Bausch, Karl-Richard, Christ, Herbert, Königs, Frank G., Krumm, Hans-Jürgen (Hrsg.): Erwerb und Vermittlung von Wortschatz im Fremdsprachenunterricht. Tübingen: Narr.

NEUNER, Gerhard (1991): Lernerorientierte Wortschatzauswahl und –vermittlung. In: Deutsch als Fremdsprache 28.

SCHERFER, Peter (2007): Wortschatzübungen. In: Bausch, Karl-Richard / Christ, Herbert / Krumm, Hans-Jürgen (Hrsg.): Handbuch Fremdsprachenunterricht. Stuttgart: UTB.

1 komentarz:

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