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16.11.11

Kriterien der Wortschatzauswahl

Aufgrund von neuen Lernzielen wurden Kriterien der Wortschatzauswahl entwickelt. NEUNER schlägt vor, die Lernbarkeit, die Brauchbarkeit und die Verstehbarkeit als Auswahlkriterien zu berücksichtigen (1991: 79).

Die Lernbarkeit geht auf die Frage ein, was schwer zu lernende und was leicht zu lernende Wörter sind. BOHN unterscheidet Gruppen und Klassen von Wörtern, die leichter und schwerer zu lernen sind. Nach ihm sind Wörter mit konkretem Inhalt leichter als Wörter mit abstraktem Inhalt, Substantive leichter als Verben, polysemantische Wörter schwerer als eindeutige Wörter und Fachwörter schwerer als Allerweltswörter. Er unterscheidet auch schwer und leicht aussprechbare Wörter (1999: 29).

Die Brauchbarkeit berücksichtigt die pragmatischen Bedürfnisse der Lernenden. Wichtig sind die Fragen, zu welchem Zweck jemand eine Fremdsprache lernt und welche sprachlichen Mittel im Vordergrund stehen (ebd. 18). Diese sind für eine Sekretärin anders als für eine Krankenschwester.

Die Verstehbarkeit berücksichtigt das Verhältnis von Muttersprache und Zielsprache (z.B. Verwandtschaftsgrad) und den Kulturkontakt (lockere oder enge Kontakte, Distanzen zwischen den Kulturen). Auβerdem werden auch Bereiche einbezogen, die die Lernenden interessieren (ebd. 19).

Neben den Auswahlkriterien, die NEUNER unterscheidet, gibt BOHN noch sieben andere Kriterien an. Er erwähnt die Themenbezogenheit – gemeint sind die Wörter, die der Lernende braucht, um sich über ein bestimmtes Thema äuβern zu können, also z.B. über „Fernsehen“, „Reisen“ oder „Essen“. Sehr wichtig ist auch das Kriterium der Produktivität – es geht um Wörter, die zu einer groβen Wortfamilie gehören, so dass sie viele Ableitungen und Komposita bilden können. Es werden vor allem die Wörter vermittelt, die der Hochsprache und nicht der Umgangssprache entsprechen. Viel Beachtung wird den Internationalismen geschenkt, also den Wörtern, die in gleicher Bedeutung und gleicher oder ähnlicher Form in verschiedenen Sprachen vorkommen, z.B. „Demokratie“. Zu berücksichtigen ist auch das Kriterium der Häufigkeit – es geht um Wörter, die in einer Sprache überdurchschnittlich oft gebraucht werden. Es ist schwer zu bestimmen, welche einzelnen Wörter sehr oft in der deutschen Sprache vorkommen, aber man kann feststellen, dass in deutschen Texten Wortarten wie Artikel, Präpositionen und Partikeln dominieren. Wichtig ist das Kriterium der Aktualität – es werden vor allem die Wörter vermittelt, die im aktuellen Sprachgebrauch bevorzugt werden, also z.B. „Mach’s gut!“ und nicht „Auf baldiges Wiedersehen“. Das letzte Kriterium, das BOHN erwähnt, ist die Ästhetik. Es handelt sich hier um lernerspezifische Vorlieben – also um Wörter, die für jemanden eine interessante Laut- oder Schriftform haben (1999: 17).

Verwendete Literatur:

BOHN, Rainer (1999): Probleme der Wortschatzarbeit. Berlin u.a.: Langenscheidt.

NEUNER, Gerhard (1991): Lernerorientierte Wortschatzauswahl und –vermittlung. In: Deutsch als Fremdsprache 28.

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