Allmählich beginnt Josef K. zu denken, dass das Gericht Recht haben muss: vielleicht ist er schuld, vielleicht hat er etwas vergessen. An einem Morgen, an seinem Geburtstag, kommen zu ihm zwei Männer. Sie kennen die Anklage nicht. K. kommt in kein Gefängnis, kann normal arbeiten, aber wird beobachtet. Seine Einstellung der Anklage gegenüber verändert sich. Er erkennt, akzeptiert seine vermeintliche Schuld. Am Anfang versuchte er herauszufinden, was los ist, was man ihm vorwirft, warum er angeklagt wurde. K. versuchte nachzuforschen, mit Menschen zu reden, Bestechungen zu geben. Er dachte, es sei ein Scherz, ein Irrtum, jemand habe ihn mit jemandem verwechselt. Er habe reines Gewissen. Dann hörte er auf zu rebellieren und zu kämpfen. Bis zum Ende weiß er nicht, was er getan hat.
Wie ich schon im Beitrag von gestern erwähnt habe, wird der Prozess absurd durchgeführt. Die Untersuchung findet in einem Mietshaus statt – es gibt kein richtiges Gerichtsgebäude. Das Gerichtswesen ist vollkommen kurios. K. geht von Tür zu Tür, fragt nach, aber es gibt für ihn keine Termine, keine Informationen über die Schuld oder über die Anklage. Das Urteil wird gefällt, die Todesstrafe wird vollgestreckt. K. ist nicht so erschüttert, er hat es erwartet.
Der Protagonist wird als Josef K. dargestellt, weil Personen, die Verdächtige sind, die angeklagt sind, nur mit dem ersten Buchstaben des Nachnamens genannt werden. Man ist sich nicht sicher, ob diese Person schuld ist. Sie ist unschuldig, bis man ihr die Schuld bewiesen hat. Jeder Mensch könnte in K.s Lage sein, an seiner Stelle stehen. Er ist ein Jedermann – ein Mann, der ein Repräsentant aller Menschen sein könnte.
Wie ist der Sinn des Prozesses?
Die religiöse Interpretation: Vielleicht war K. kein guter Mensch. Er ist hochnäsig, beachtet andere Menschen nicht (seine Mitarbeiter oder sein Zimmermädchen). Jeder Mensch trägt irgendwelche Schuld, sündigt. Es gibt keinen Menschen, der reines Gewissen hätte, der nie etwas Schlechtes gemacht hätte. Es geht ebenfalls um das Gerichtswesen – normalerweise kennen wir die Gesetze. Nach dem Tode wird unser Leben zusammengefasst, unsere Taten werden genannt – laut und deutlich. Im Roman von Kafka kennt man keine Gesetze, man wird beschuldigt, ohne zu wissen, was man verbrochen hat.
Die Interpretation in Bezug auf totalitäre Systeme und Kriege: Menschen werden verfolgt, ohne zu wissen warum. Wenn den Menschen vorgeworfen wird, dass sie etwas Schlechtes getan haben, geben sie es letztendlich zu. Sie wollen nicht mehr kämpfen. Während der Kriege werden die Menschen oft in kurzen Prozessen zum Tode verurteilt. Soldaten werden nicht richtig verhört. Das Kriegsgericht handelt dann schnell, auch kurios und absurd. Der Mensch hat keine Chance sich zu wehren, weil die Prozedur nicht durchsichtig ist.
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