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13.8.12

"Woyzeck"

Im Drama „Woyzeck” erscheint zum ersten Mal in der deutschen Literaturgeschichte ein Mann aus der untersten Gesellschaftsschicht im Zentrum der Handlung. Es ist ein Stationendrama (23 Stationen – miteinander verbundene Szenen). Es gibt keine Akte. Die Etappen folgen aufeinander. Wir wissen nicht, wo wir sind. Das Tempo der Handlung ist schnell, rasant.

Georg Büchner hatte zwei Quellen für sein Drama: einen Bericht in einer Fachzeitschrift für Jura und eine medizinische Zeitschrift. Woyzeck war im Original ein Perückenmacher, sehr arm, musste unter freiem Himmel übernachten. Seine Lebensgefährtin war eine Witwe, er erstach sie mit einer abgebrochenen Degenklinge. Er wurde zum Tode verurteilt. Er wurde auf dem Markt in Leipzig durch die Schwert öffentlich hingerichtet. Erst nach der Hinrichtung beschäftigte man sich mit seinem Gemütszustand.

Büchners Protagonist ist physisch aktiv. Trotzdem ist er ein passiver Held, weil er an seiner Lage nichts verändert. Er nimmt alles so, wie es ist. Er rebelliert nicht dagegen, er akzeptiert seine Lage.

Marie und das Kind (Christian, Säugling, nicht älter als 1 Jahr) sind ihm am wichtigsten. Woyzeck und Marie sind seit zwei Jahren zusammen. Er wohnt mit Andreas (Soldat).

Woyzeck ist Versuchskaninchen, seit drei Monaten ernährt er sich ausschließlich von Erbsen. Der Arzt beobachtet, was mit dem menschlichen Körper passiert (Blutdruck, Fieber, Verhalten). Woyzeck schneidet auch Stöcke im Gebüsch, die später verkauft werden. Er gibt Marie das Geld. Er ist sich dessen bewusst, dass er nichts bedeutet. Tugend, Moral und Geld hängen in dieser Welt nicht zusammen. Tugend und Armut schließen einander aus. Die Welt zwingt die Menschen dazu, nicht moralisch zu leben. Die Gesellschaft trägt die Schuld. Moral und Tugend sind etwas für die Reichen. Man rechnet nicht mit denen, die kein Geld haben.

Marie geht eine Affäre mit einem Tambourmajor ein. Er schenkt ihr Ohrringe (sie belügt Woyzeck, dass sie sie gefunden hat). Der Hauptmann deutet es Woyzeck an. Marie ist keine schlechte Frau, sie ist in erster Linie die Mutter. Für das Kind will sie das Beste. Sie hat Gewissensbisse, sie vergleicht sich mit Maria Magdalena, der verziehen wurde.

Woyzeck ist wahrscheinlich psychisch krank. Er hat Angst vor Dunkelheit, hört Stimmen, reagiert nicht normal. Es ist ein gehetzter, ausgebeuteter, unterdrückter, hilfloser Plebejer. Wegen der Mechanismen, die in der Gesellschaft funktionieren, wird er zum Mörder. Die Verhältnisse haben ihn dazu geführt – er war erniedrigt, ausgelacht, ohne Perspektiven. In der Gesellschaft funktioniert der Mechanismus der Ausbeutung, Unterdrückung und Entfremdung. Woyzeck ist also wahrscheinlich unzurechnungsfähig, er wusste nicht wirklich, was er tat. Der Hintergrund belastete ihn (Krankheit, finanzielle Lage, Eifersucht, Rache). Er hatte keine Hoffnung darauf, dass er nach dem Tode belohnt wird, dass im Jenseits alle Schulden zurückgezahlt werden, dass das Jenseits Ausgleich bringt.

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