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28.8.12

Deutschland. Ein Wintermärchen: Caput IV

Der Dichter kommt in Köln an. Er spürt frische Luft, isst Eierkuchen mit Schinken, trinkt Rheinwein. Nachts schaut er sich die Stadt an und denkt an „Dunkelmänner“. Die Häuser erinnern ihn an die Geschichte von Köln. Die sog. „Dunkelmännerbriefe“ wurden 1515 und 1517 verfasst, während des Weiterbaus des Kölner Doms. In diesen Briefen wurde die Scholastik ins Lächerliche gezogen und die Geistlichen wurden angegriffen. Ulrich von Hutten (1488-1523), der Mitverfasser, wird erwähnt. Der Dichter nennt weitere Personen, z. B. Hochstraaten (eig. Hoogstraeten) – den Theologen, der die humanistischen „Dunkelmännerbriefe“ bekämpfte oder Menzel, den Jugendfreund von Heine, der als Student oppositionell war.

Der Dichter denkt über das Mittelalter nach und spielt auf die Inquisition an:

Der Cancan des Mittelalters ward hier
Getanzt von Nonnen und Mönchen


Die Flamme des Scheiterhaufens hat hier
Bücher und Menschen verschlungen;
Die Glocken wurden geläutet dabei
Und Kyrie eleison gesungen.


Der Kölner Dom sollte „des Geistes Bastille“ sein. Der Dichter glaubt jedoch, dass der deutsche Verstand stattdessen zugrunde gegangen ist. Während der Reformation wurde der Bau unterbrochen und Heine sieht dies als Fortschritt. Den Dom betrachtet er als ein „Denkmal von Deutschlands Kraft“. Sein Land ist protestantisch geprägt. Der Dichter vermutet, dass der Bau des Doms nicht beendet werden wird und dass die Anstrengungen des Domvereins, der Wahn seiner Mitglieder, das Betteln, die Suche nach finanziellen Mitteln vergeblich sind. Auch der Komponist Franz Liszt (1811-1866) gab ein Wohltätigkeitskonzert zugunsten des Baus vergeblich. Auch der König (Friedrich Wilhelm IV.) wird es nicht schaffen. Der Dom gilt hier als Symbol der Unterdrückung anderer Religionen. Heine behauptet, dass der Dom eines Tages seinen ursprünglichen Sinn verliert:

Ja, kommen wird die Zeit sogar,
Wo man, statt ihn zu vollenden,
Die inneren Räume zu einem Stall
Für Pferde wird verwenden.


Er hat die Antwort auf die möglichen Fragen der Menschen parat: die Heiligen Drei Könige sollten in Münster gefeiert werden. Balthasar, Melchior und Kaspar stehen für die Heilige Allianz – das Symbol der konservativen alten Ordnung.

Der Schneiderkönig“ wird erwähnt. Es handelte sich um die Wiedertäufer, um das Täuferreich von Münster – eine radikalreformatorische-christliche Bewegung, die nach Glaubensfreiheit sowie nach Trennung von Kirche und Staat forderte und von der Obrigkeit und den Amtskirchen verfolgt wurde. Mit dem „Schneiderkönig“ meint Heine Jan van Leiden (1509-1536), der eine führende Persönlichkeit der Täufer war. Er nahm als Johann I. den Königstitel an, errichtete das „Königreich Zion“ und einen Hofstaat. Er wollte sich nicht bekehren und wurde gefoltert und erdolcht.

Heine kritisiert den König Friedrich Wilhelm III., der dem Volk die 1813 versprochene Verfassung verweigerte:

Das waren vielleicht zwei Gäuche,
Die in der Not eine Konstitution
Versprochen ihrem Reiche,

Und später nicht Wort gehalten
“.

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